Alles über die Schleppleine

Es gibt sie in vielen Farben, Längen und Materialien: Die Schleppleine. Doch wozu ist sie gut und wie handhabt man sie richtig? Diese Frage habe ich mir vor ein paar Monaten auch gestellt und möchte nun hier einmal zusammenfassen, worauf es ankommt.

Zuerst einmal verwendet man die Schleppleine gern bei Hunden, die den Rückruf noch nicht beherrschen. So können sie nicht abhanden kommen und man kann ihnen mit einer leichten Hilfe erklären, dass sie beim Kommando, z.b. „Hier her“, zum Besitzer kommen sollen. Auch anderes unerwünschtes Verhalten kann so schneller im Freilauf korrigiert werden ohne dem Hund das Gefühl zu geben, angeleint zu sein – eine tolle Hilfe also, wenn man es richtig anstellt!
Auch nutze ich die Schleppleine gern in der Brut- und Setzzeit sowie wenn eine meiner Hündinnen läufig ist. So können sie den Auslauf genießen und ich habe trotzdem alles im Griff. Doch nicht nur im Privatgebrauch ist die Schleppleine von Nutzen. Sowohl im Pet – und Mantrailing als auch bei Rettungshunden ist sie ein ständiger Begleiter. So ist es den Rettern möglich ihre Hunde zu führen, ohne sie in ihrer Arbeit zu behindern.

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Dank Schleppleine hat Maila auch in der Läufigkeit genug Freiraum um die Gegend zu erkunden

Ihr solltet Euch also zuallererst überlegen wozu Ihr die Schleppleine benutzen wollt, um die richtige Länge zu bestimmen. Für das Rückruftraining eignen sich eher längere Schleppleinen ab 20m, um dem Hund nur etwas mehr Auslauf zu bieten etwas weniger. Ich arbeite in unserem Fall mit einer 8m Leine, die perfekt für uns ist. Aber Achtung: Je länger die Leine desto mehr Aufmerksamkeit ist gefragt, da der Hund ggf. mehr Schwung holen kann! Wählt Eure erste Schlepp deshalb erstmal lieber kürzer.
An dieser Stelle kann ich außerdem Schleppleinen aus Biothane empfehlen, denn diese saugen sich bei feuchtem Wetter nicht voll und sind besonders leicht zu reinigen. Herkömmliche Schleppleinen aus Gurtband verknoten sich unglaublich schnell und sind dazu am Ende noch mega dreckig, klitschnass und nehmen oft durch Fäden die sich auflösen auch noch Äste und andere Pflanzen ungewollt mit. So macht Gassi gehen keinen Spaß. Investiert als lieber 10€ mehr in ein gutes, stabiles Produkt.
Die Farbe ist eher Geschmackssache. Ich habe hier eine Leine genommen die sehr gut sichtbar ist, denn es kann immer mal Gefahrensituationen geben und so sehen Außenstehende das Ende der Leine besser. Auch für Jäger ist eine neongelbe Leine von Weitem sichtbar und sie sehen, dass der Hund gesichert ist und nicht frei in der Gegend herum stromert.

Hier einige grundsätzliche Dinge, die ihr vor dem Gebrauch einer Schleppleine beachten solltet:

– Die Schleppleine IMMER am Geschirr befestigen, niemals am Halsband! Diese Leinen sind dazu da, dass man herauftritt oder sie festhält, wenn der Hund beschleunigt. Ist sie am Halsband, Halti oder Stachler angebracht (Ja, das haben wir wirklich schon gesehen!), kann es schnell zu Verletzungen des Hundes oder sogar zum Genickbruch kommen. Ein Geschirr allerdings verteilt den Druck besser, wenn der Hund einmal in die Leine springt.
– NIEMALS nur das Ende der Leine in der Hand halten! Wie eben erwähnt sollte die Schleppleine besonders bei großen Hunden nicht dauerhaft festgehalten werden. Sie sollte entweder locker durch die Hand laufen oder aber einfach auf dem Boden hinterherschleifen. Man kann durch Festhalten am Ende der Leine einen großen Hund im Ernstfall NICHT zuverlässig stoppen, wenn er mehrere Meter Anlauf nimmt! Schlimmstenfalls kann es zu schlimmen Verspannungen oder gar Muskelfaserrissen und Gelenksschäden bei Herrchen und Frauchen kommen. Lea hat hier leider schon die Erfahrung machen müssen. Lasst die Leine locker durch die Hand laufen, nehmt sie nach Bedarf immer wieder auf und rollt sie ab oder lasst sie komplett am Boden schleifen.
Nutzt unabhängig vom Material nach Möglichkeit Handschuhe! Besonders am Anfang habe ich die Erfahrung gemacht, dass Stoffleinen schwer zu stoppen sind, wenn sie einmal durch die Hand laufen und man den Hund anhalten will. Hier kann es zu schweren Verbrennungen der Handinnenflächen kommen, wenn man sich nicht ausreichend schützt.
NIEMALS die lange Leine um die Hand wickeln! Ich denke, dieser Punkt erklärt sich fast von selbst. Hat man einen großen Hund und wickelt das hintere Ende der Leine um sein Handgelenk, bevor der Hund lossprintet, hat man entweder eine kostenlose Flugstunde oder eine Hand weniger – beides nicht angenehm. Ich persönlich bin auch so ein „Gewohnheits-Handwickler“ bei normalen Leinen, aber wickle die Schleppleine nur um meine Handgelenke wenn ich sie komplett kurz halte, wie auf dem Foto unten.
– KEINE Spiele mit anderen Hunden an der Leine! Durch Verknotungen zwischen den einzelnen Hunden oder wenn sich die Schleppleine um Körperteile wickelt, kann es zu Brüchen oder Vebrennungen kommen, wenn der angeleinte Hund einen Sprung in eine andere Richtung macht. Auch geraten unsere Vierbeiner leicht in Panik, wenn sie sich ineinander verheddern und es können Beißereien entstehen.
Achtet darauf, wo das Ende der Schleppleine ist! Besonders die längeren Leinen erfordern hier Konzentration und sollten nicht an Straßen und Gehwegen verwendet werden, damit keine Unfälle entstehen. Hier sollte man die Leine aufnehmen (siehe Foto), denn es kann Schlimmes passieren wenn der Hund schon die Straße überquert hat und die Leine aber noch über den Bordstein ragt. Viele Auto- und Radfahrer sind durch so etwas schnell irritiert

Achtung! Die Schleppleine ist nicht für akute Angsthunde oder ehemalige Straßenhunde mit Hang zur Flucht geeignet! Diese sollte man anders sichern. Kommt es nämlich zum Entlaufen des Hundes mit Schleppleine, ist dieser in großer Gefahr wenn er sich an einem entlegenen Ort verheddert oder selbst stranguliert. Es gibt Fälle, in denen dies tödlich geendet ist.

Trainingsbeispiel
Lea hat es mithilfe ihrer Schleppleine geschafft, das Benji nicht mehr als einige Meter von ihrer Seite weicht, wenn sie im Freilauf mit ihm ist. Dazu wird die Leine wie in der Empfehlung benutzt und schleift locker hinter dem Hund her. Sobald jedoch das Ende der Schleppleine auf der Höhe ihrer Füße angekommen war, gab sie das Signal „Warte“. Hielt Benji nun nicht an, trat sie einfach auf das Ende der Leine, sodass er stehen bleiben musste. Mittlerweile setzt er sich sogar auf Kommando in dieser Entfernung auf das Kommando „Halt“ hin. Die meisten Hunde verstehen diese Geste schnell und auch Maila brauchte nicht lange, um auf das Stoppsignal sofort zu reagieren. Wie bei jeder Trainingseinheit üblich, sollte das richtige Ausführen des Hundes auch hier mit einem Lob markiert sein.

Wie schon erwähnt, ist die Schleppleine ein gutes Hilfsmittel – wenn man sie richtig benutzt! Man muss jedoch immer wachsam sein, denn diese Art der Leine bringt eine gewisse Gefahr mit sich, wenn man nicht schnell genug agiert oder sie falsch handhabt. Ähnlich ist es übrigens auch mit Flexi-Leinen, dem Pendant zur Schleppleine. Beachtet also unbedingt die Empfehlungen oder lasst Euch sogar noch besser die richtige Handhabung der Schlepp von einem Hundetrainer zeigen.

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