Von Perfektion und Realität

Heute habe ich wieder einmal bemerkt, dass zwischen der eigenen Einschätzung seines Hundes und der Realität oft Welten liegen können.

Maila hat leider durch die Maulkorbpflicht hier in Brandenburg und ihren Vorbesitzer eine Leinenaggression entwickelt. Sie zerrt dann wie eine Irre an der Leine und tut so, als würde sie den anderen Hund umbringen wollen. Darf sie ihn beschnuppern, ist alles gut und sie will sogar spielen. Ohne Leine sind beide Hunde verträglich (abgesehen von Lanas Abneigung gegen dunkle große Hunde, aber denen geht sie selbst aus dem Weg).

Vorhin kam mir nun eine Dame mit einem Boxer entgegen, etwa in meinem Alter. Sie verhielt sich genau richtig, leinte ihren Hund an und führte ihn Bei Fuß. Ich sah die beiden schon von Weitem und mir war vollends bewusst, dass der Weg recht eng war. Ich leinte Lana und Maila an. Wohlwissend, dass Maila eventuell wieder aufdrehen würde, versuchte ich sie mit Futter abzulenken. Sonst klappte das immer recht gut, und sie hatte sich heute allgemein besonders gut benommen, war immer abrufbar und ansprechbar gewesen. Das tägliche Training mit ihr schien sich gelohnt zu haben, und so hatte ich ihre Leine nicht wie so oft am Halsband befestigt sondern am Geschirr, damit sie es komfortabler hat. Mir war klar dass sie so mehr Kraft hatte, war aber Guter Dinge.

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Nur ging die Rechnung diesmal nicht auf. Sie legte sich ins Geschirr und begann, mich mit ihrer unglaublichen Kraft einer Bodenlenkrakete Richtung fremden Hund zu zerren. Leider fiel auch Lana in diesem Moment ein, ebenfalls kurz nach vorn zu springen und beide zerrten mich über den Weg, ich stolperte und fiel. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt so erschreckt dass ich vergaß, die Leinen noch festzuhalten und ließ los. Die Frau schrie verständlicherweise vor Schreck und ließ ihren Hund ebenfalls los. Alle 3 Hunde rannten etwa 3 m, blieben stehen und – nichts passierte.

Lana und Maila hatten nie gebissen und würden es auch hier nicht tun, das war mir klar. Leider ist das für andere Personen bei fremden Hunden nicht so offensichtlich und so ist es mehr als verständlich, dass die Frau schimpfte und schrie. Ich hätte mich in dieser Situation nicht anders verhalten. Mir war in dieser Situation vollends bewusst, dass dieser Vorfall nur meine Schuld war und ich sie sicher im Training um Längen zurückgeworfen hatte. Doch was tut man in so einer Situation? Man kann nichts weiter tun als sich zu entschuldigen und zu fragen ob alles okay ist. Doch wieder gut macht es das leider auch nicht. Man kann es sich lediglich fürs nächste mal merken und besser machen. Noch immer steckt mir der Schreck in den Knochen und es tut mir wirklich Leid, sie ebenfalls so erschreckt zu haben.

Diese Geschichte soll einmal zeigen, was sich viele Hundehalter fragen: Passiert so etwas anderen nie? Ich für meinen Teil habe noch nie im Netz so eine Geschichte gelesen. Wahrscheinlich, weil darauf niemand stolz ist und Angst davor hat, was die anderen von einem denken. Ich kenne nur Geschichten, in denen immer die anderen Schuld sind, und nicht wie hier – auch mal man selbst. Aber sind wirklich alle so perfekt, dass das nie passiert? Ich bin sehr gespannt, ob sich überhaupt jemand hierzu in einem Kommentar äußert.