Wie Hund und Katze?

Lea und ich sind nun schon eine ganze Weile Hundehalter und haben mit den Jahren gelernt, was man mit Hund so alles für Verpflichtungen und Einschränkungen über sich ergehen lässt. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich nichts gegen Leinenpflicht oder die Regelungen für die Brut- und Setzzeit habe. Wir akzeptieren, dass man sich mit der Anschaffung eines Tieres nicht wie die Axt im Walde benehmen darf und auch Rücksicht auf andere Menschen und Wildtiere nehmen muss. Jedoch wird einem ganz schnell klar, dass man da als Hundehalter auf einem ganz einsamen Posten steht, denn: der Hund ist genau genommen nicht das Einzige Raubtier, das der Mensch in die Gesellschaft integriert hat. Katzen sind auch noch da. Nur haben diese nahezu Narrenfreiheit.

Zusammenstoß mit Katze
Um die ganze Tragweite des Problems zu verdeutlichen, müssen wir ein wenig ausholen.
Wir leben in einer recht stark besiedelten Gegend am Rande Berlins. Das Ganze stellt eigentlich auch mit speziellem Hund nicht unbedingt ein Problem dar. Es wird meistens Rücksicht aufeinander genommen. Hier sind 90% aller anderen Hunde entweder angeleint oder hören, dem Rest können wir meist aus dem Weg gehen wenn sie in Sichtweite geraten. Klar gibt es hier und da auch mal Reibereien, aber gemessen an der Bevölkerungsdichte hält sich das alles noch im Rahmen.
Ich besitze Hunde, die andere Tiere gern zum Frühstück vernaschen und bin mir im Klaren darüber. Ich sichere mit Maulkorb ab, meine Hunde sind bis auf ein Gebiet in dem so gut wie nie jemand unterwegs ist und ich alles einsehen kann immer angeleint und ich laufe sehr vorausschauend, damit nichts passiert oder sich jemand von meinen Hunden belästigt fühlt. Macht man so, ist nichts besonderes… ABER:

Leider kam es schon häufiger vor, dass wir beim normalen Gassi gehen in unserem Viertel plötzlich im Gebüsch neben uns eine Katze antreffen. Ich würde sie gern umgehen, aber ich sehe sie im Busch hockend nicht früh genug. Es hängt ja eher selten der Mensch hinten an der Katze, wie es beim Hund verpflichtend der Fall ist. Die brenzligste Situation bescherte uns einmal ein roter dicker Tiger, der aus dem Gebüsch in unsere Richtung sprang um Lana und Maila anzugreifen und uns die komplette Straße hinab zu verfolgen, wild mit den Krallen sehr nah am Gesicht meiner Hunde entlangfuchtelnd. Wer selbst einen großen Hund mit Jagdinstinkt hat, kann sich vorstellen wie „toll“ so eine außerartliche Bekanntschaft ist, die man auch mit Abwehrversuchen nicht wieder los wird. Alle Synapsen der Damen brennen durch und man selbst ist eigentlich nur noch der Klotz hinten an der Leine, der hofft das alles hält und das plüschige Katzentier nicht unbedingt das Auge des eigenen Vierbeiners erwischt, bis man seine Hunde dann irgendwann mal aus der Straße des Todes gezerrt hat. Passiert was – Shit Happens, du bist allein schuld und überhaupt wirst du sicherlich keinen finden, der dafür die Verantwortung übernimmt. Und es ist ein Unding, wenn man bedenkt wie gefährlich Katzenbisse sein können oder dass es tatsächlich und unwiderruflich ein Auge kosten kann wenn die fremde Mietz deinen Vierbeiner erwischt. Böse Zungen behaupten, dass das Ganze rechtlich anders gelagert wäre wenn es keine Katze sondern ein freilaufender Hund gewesen wäre. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wäre das Tierchen nach solch einem Tänzchen mit der falschen Person als gefährlich eingestuft und der Besitzer müsste Auflagen erfüllen. Aber darauf kommen wir später nochmal zurück.
Wer uns bei Facebook verfolgt weiß, dass das nicht unser einziger Zusammenstoß mit den netten Freigängerkätzchen aus der Nachbarschaft war und ich Maila vor einigen Wochen fast die Rute gebrochen habe, nur um die Katze der Nachbarn zu retten, die allein im Hausflur gesessen hat. Übrigens: Trotz Hinweis an die Besitzer musste ich letztens die Glückskatze des Todes vor dem Gassigehen aus dem Hausflur entfernen, damit wir unbeschadet passieren konnten. Das Ganze war nicht so einfach, denn das nette Ding fauchte mich plötzlich an, als ich sie nett von ihrem Platz wegbewegen wollte. Ist doch nur ne Katze, was soll schon passieren? Ihr erinnert euch bestimmt an den Wink von eben.

Warum wir nicht trainieren?
Ganz einfach: es ist so nicht möglich. Unsere Hunde und besonders Lana haben einen Jagdinstinkt der extrem ist. Sie ist nicht ansprechbar und blendet alles andere aus, springt kreischend in die Leine wenn sie auch nur eine Katze wittert. Jeder, der so einen Hund schonmal versucht hat von seinem Vorhaben abzubringen hat ordentlich zu tun gehabt. Was ich damit sagen möchte: so eine Situation ist nicht so einfach zu entschärfen, es sei denn man findet eine lebensmüde Testkatze, die sich in 1000km Entfernung einfach nur hinsetzt und dort verweilt. Die haben wir aber nicht. Während der Zeit des Trainings sollte vor allem nach Möglichkeit nichts in uns reinspringen, weil das jegliche Fortschritte versauen würde. Problem: klappt nicht, weil hier zu viele Rennmietzen unterwegs sind und wir schon früher immer wieder von vorn anfangen durften. Perfekt, oder? Frei nach dem Motto „Friss oder Stirb“. Man möge mir verzeihen, wenn ich finde dass es einfach nicht fair mir und meinen Hunden ist, wenn man betrachtet wieviel Rücksicht wir in unserem Alltag auf andere nehmen, dafür jedoch nichts und wieder nichts zurückbekommen.

Wir sind dem also jeden Tag ausgeliefert, egal ob wir es wollen oder nicht. Passiert etwas, bleibt die alleinige Schuld an mir kleben. Den Halter einer Katze ausfindig zu machen, ist nahezu unmöglich. Das Ganze Freigängerkatzenleben wird übrigens damit argumentiert, dass Katzen schon immer freie Lebewesen waren, die man nicht einsperren darf weil sie ihren eigenen Willen haben und das nicht akzeptieren würden.. aber, was ist dann der Hund? Auch er hat einen eigenen Willen und würde bestimmt angenehmer leben, wenn er nicht immer hinter dem gleichen Gartenzaun gefangen wäre. Besonders Husky- und Wolf(s)hundebesitzer wissen sicherlich worauf ich hinaus will 😉 Ist das jedoch hier legitimiert? Nein.
Die Rechtslage ist nunmal eine andere. Und so leben die Damen wie in Alcatraz, während die andere Partei fröhlich in Freiheit weiter alles töten darf, was ihr vor die Füße kommt und sich einen Spaß damit erlaubt uns anzugreifen. Ganz besonders nett ist es natürlich, wenn der Nachbar des Katzenbesitzers schon weiß, was Mietz so im Schilde führt wenn sie sich auf den Weg über die Straße zu uns macht und seelenruhig am Fenster sitzt und sich eins lacht, während er das Spektakel beobachtet. Wenn Fiffi aber dann doch mal in die Leine springt und das arme kleine Pelzding erschreckt, geht das Katzenfrauchen steil. Es dauert keine zwei Sekunden, bis mit dem Ordnungsamt gedroht wird, weil der Hund ja der aggressive ist.

Diese ganze Problematik zieht sich nun schon einige Zeit durch unser Leben und hat für dezent angestaute Frauchenaggressionen gesorgt.  Man möge mir also verzeihen, wenn ich etwas angefressen rüberkomme, aber ich bin mittlerweile wirklich sauer über so viel Egoismus.

Massenmörder?
Mal davon abgesehen, dass die Katze in unserer Gesellschaft das Einzige Raubtier ist, das ohne Aufsicht (oder Versicherungsschutz!) frei umherstreifen darf, verursacht sie ein Problem das deutlich größer ist als sie selbst. Katzen sind ebenso Räuber wie Hunde, es werden ihnen allerdings auch hier rechtlich sehr wenig Grenzen gesetzt. Bedenkt man, dass es zwischen 8 und 15 Millionen Katzen in Deutschland gibt und diese im Jahr etwa laut Schätzungen von National Geographic etwa 100 Millionen Vögel erjagen wird deutlich, wie die Artenvielfalt leidet. Hier geht es übrigens nicht nur um Vögel, sogar Eichhörnchen und Wildkaninchen können Beute sein. Auch hier stellt sich objektiv betrachtet die Frage, wieso man dies bei einer Tierart duldet, während die andere sogar als gefährlich eingestuft wird, wenn sie Wild reißt oder auch nur hinterherläuft. Das Schlimme: diesen Feldzug gegen die Arten könnte man verhindern. Und zwar genauso leicht, wie man es beim Hund auch tut.

Neue Herangehensweisen
Auch bei uns Hundebesitzern gibt es Menschen, die sich niemals verändern wollen weil sie schon „alles wissen“. Die, die Sachen ihr ganzes Leben gleich händeln, einfach weil „man es immer schon so macht“. Ebenso gibt es das bei Katzenhaltern. Ich muss zugeben: ich verstehe Tierbesitzer nicht, die in einer so dicht besiedelten Umgebung wie unserer ihre Tiere frei laufen lassen, während sie Morden, Nachbars Garten umgraben und fremde Autos zerkratzen nur weil man das halt immer schon so macht. Ich werde nie nachvollziehen können wie man sein Tier lieben kann, um es dann letztendlich doch schutzlos draußen umherirren zu lassen und später von einem Auto überfahren von der Straße kratzen zu müssen – was ist daran Tierliebe? Sollte man das eigene Tier nicht vielleicht so einschränken, dass es ein langes glückliches Leben haben kann – ohne die Sorge dass es in einem Keller in dem es aus Versehen eingesperrt wurde elendig verdurstet? Dass es vergiftet wird?
Es gibt die Möglichkeit, seinen Garten ausbruchssicher für seine Katze zu gestalten, so dass ein gesicherter Freigang dort möglich ist. Ansonsten gibt es sicher auch viele Kätzchen für urbane Gebiete ohne Zugang zu Gärten, die auf ein zuhause nur warten und garnicht nach draußen möchten. Es ist ein Umdenken gefragt, besonders in einer Welt, die sich so schnell verändert wie die unsere. Vielleicht tut es ja doch allen gut, sein Tier etwas zurückzunehmen und es dafür in Sicherheit zu wissen.

Letztendlich sind also nicht die Katzen an sich das Problem. Ähnlich wie beim Hund können sie nichts dafür, wer sie hält und ob die Person Verantwortung übernehmen kann und kognitiv überhaupt dazu fähig ist, die Gefahr einzuschätzen oder nicht. Ich habe schon von vielen gehört die die Katzenhaltung wunderbar lösen, entweder als Stubentiger oder eben im gesicherten Garten, wo sich Mietz ganz ohne Gefahr den Bauch sonnen kann. Es ist zwar mehr Arbeit, aber des lieben Friedens willen und vor allem seinem geliebten Tier zuliebe sollte man sich überlegen, wie man diese Welt gestalten möchte – mit Angst und Tod auf allen Seiten, oder der Sicherheit für uns alle.