Tumor-OP beim Hund? Unser OP-Guide
Aus gegebenem Anlass möchte ich heute mal etwas über Tumore und OP`s beim Hund schreiben. Vor 3 Monaten wurde Maila ein Teil des Gesäuges und das umliegende Gewebe entfernt. Es soll hier um unseren Weg von der Vermutung bis hin zum wieder gesunden Hund gehen.
Wer uns über Facebook in den letzten Wochen verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass wir uns schon eine Weile um klein Maila Sorgen gemacht haben. Bereits im letzten Jahr kurz vor Silvester hat Tante Lea bei ihr einen etwa erbsengroßen Knubbel an einer Zitze festgestellt. Wir haben erst einmal nur beobachtet ob er sich von allein zurückbildet, bis ich als neurotisches Frauchen es nicht mehr ausgehalten habe und zum Arzt gefahren bin 😉
Die Ärztin hat zuerst einmal den Knubbel getastet und festgestellt, dass er frei beweglich und die Oberfläche eben ist. Das ist immer ein gutes Zeichen. Der Knubbel ging also nicht nach innen in den Bauchraum, sondern lag frei unter der Haut im Fettgewebe des Gesäuges. Diese Position macht eine eventuell notwendige Entfernung leichter.
Die Ärztin vermutete zuerst ein Lipom, also eine gutartige Fettgeschwulst wie auch Benji sie mittlerweile hat. Sie riet den Knubbel drin zu lassen. Da ich aber schon ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatte, bestand ich darauf dass sie eine Probe nimmt und diese unter dem Mikroskop überprüft. Nur so kann man eine etwas genauere Prognose stellen. Für exakte Aussagen müsste der Knubbel erst entfernt, eingeschickt und im Labor untersucht werden.
Sie nahm also mit einer etwas dickeren Nadel eine Probe und wir warteten etwa 3 Tage, bis wir uns mit ihr gemeinsam die Probe ansehen konnten. Man sah deutlich, dass einige Zellen mehrere Zellkerne hatten. Das deutet normalerweise auf bösartige Tumoren hin. Es war also keine Frage mehr, der Tumor musste raus. Und das so schnell wie möglich.
ACHTUNG: Besonders Gesäugetumoren können sich schnell über die Blutbahn ausbreiten. Es ist also am Besten, seine Hündin vor der nächsten Läufigkeit zu operieren, da ansonsten die Gefahr eines Streuens durch die stärkere Durchblutung drastisch steigt.
Am gleichen Tag machten wir einen OP-Termin. Die Operation wurde auf 14 Tage später angesetzt. Es sollte eine Zitze und das umliegende Gewebe entfernt werden.
Eine Woche vor Tag X war Maila noch einmal dort zur Voruntersuchung und wurde auch geröntgt. Sie war wie immer sehr artig beim röntgen und wir konnten so mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass der Tumor in den Bauchraum oder Organe gestreut hatte. Bei einem bösartigen Tumor wäre das ihr Todesurteil gewesen und eine OP wäre nutzlos geworden. Zum Glück war aber alles gut und klein Maila hat „wunderschöne Organe und eine sehr hübsche Lunge“, wie die Ärztin es ausdrückte 😉
Am 15.02.2018 war es dann so weit. Der Tag der OP war gekommen. Die kleine Mausi durfte bereits ab dem Vortag 21 Uhr nichts mehr fressen, damit sie zur OP nüchtern ist. Wasser durfte sie jedoch trinken.
Wir packten also den kleinen braunen Terrorhund ins Auto und fuhren los.
In der Praxis angekommen bekam Maila eine Narkosespritze in den Oberschenkelmuskel. Danach durfte sie vom Tisch und noch eine halbe Minute vor sich hintorkeln, bis sie endlich zusammensackte und fest schlief. Diese Zeit nutzte sie, um mit der Ärztin zu kuscheln, während ihre Pupillen tellergroß waren und ihr Gesichtsschwabbel immer mehr zu hängen begann. 😀 Ursprünglich dachte ich, dass sie mir unheimlich Leid tun würde, wenn sie langsam einschläft und nicht weiß was passiert, aber Madame Terror war wie auf Droge und schlief sehr entspannt und bekuschelt von allen Seiten ein. Das Ganze war weniger schlimm anzusehen als ihre Sedierung fürs HD-Röntgen vor 3 Jahren. Wir konnten also entspannt nachhause fahren.
Etwa 4 Stunden später bekam ich den Anruf, dass wir unsere Mausi abholen durften. Sie würde langsam wach werden und so machten wir uns schnell auf den Weg. Als wir ankamen erwartete uns ein sehr entspannter Hund, der zwar todmüde war und aussah als hätte er 3 Tage durchgefeiert, aber trotzdem die Kraft hatte sich über jeden zu freuen. Mit kleinen Augen und wackligen Beinen lief sie wedelnd wie immer durchs Wartezimmer und freute sich über die Pfleger, die Ärztin, andere Patientenbesitzer.. und oh, Frauchen war ja auch wieder da! <3
Wir zahlten also während Miley dezent auf Droge seelenruhig neben einem fremden Hund saß, machten einen Kontrolltermin aus und gingen zum Auto.
Es ist normal, dass Hunde nach einer OP zwar benebelt sind, aber definitiv pinkeln müssen – und zwar viel. Bei einer Operation bekommen sie Infusionen mit Kochsalzlösungen. Das Ganze ist ähnlich als wenn man als Mensch einen Liter Wasser in kurzer Zeit trinkt. Es ist also dringend!
So nutzte der kleine braune Hund also gleich die erste Gelegenheit am ersten Bäumchen, um es alles rauszulassen. Am Auto angekommen halfen wir ihr beim einsteigen und legten sie auf ihre Kuscheldecke. Eine lauwarme Wärmflasche wartete auch schon auf sie, die wir ihr an die Brust legten.
TIPP: Wärmflaschen sollten niemals zu warm sein oder im Bereich der OP-Wunden aufliegen!
Zuhause angekommen tat sie sich zuerst etwas schwer, eine geeignete Liegeposition zu finden. Als sie dann aber erst einmal lag, war alles vorbei. Sie schlief mehrere Stunden ihren Rausch aus. Diese Komasession wurde nur durch gelegentliches Erbrechen unterbrochen und danach sofort weitergeführt.
ACHTUNG: Erbrechen nach Operationen ist normal. Oft liegt das an Medikamenten die der Hund bekommen hat und die den Magen reizen. Der Körper steht während einer OP enorm unter Stress und man sollte ihm die Zeit geben, sich zu erholen. Nur bei übermäßigen erbrechen oder Kreislaufzusammenbrüchen sollte eingeschritten werden. Faustregel ist die, dass der Hund innerhalb von 24h wieder einigermaßen normal sein sollte. Ansonsten kann etwas nicht stimmen und er benötigt eventuell Unterstützung!
Wie vorhergesagt, war Maila bereits am nächsten Tag wieder auf dem Damm und voll funktionstüchtig. Allerdings musste sie noch geschont werden und durfte 10 Tage nicht spielen. Wir ließen sie nicht aus den Augen, denn eine der schlimmsten Komplikationen ist es, wenn der Hund nach der OP die Fäden rausreißt und somit die Narbe öffnet. Ich glaube, ein offener Bauchraum ist sehr kontraproduktiv..
Sie bekam also Nachts einen Trichter um und durfte tagsüber in Sichtweite herumlaufen. Lecken oder knabbern an der Wunde muss sofort unterbunden werden!
TIPP: Viele Hunde tun sich mit dem Trichter schwer und bleiben wie angewurzelt stehen, wenn sie ihn tragen oder trauen sich nicht, sich hinzulegen. Bei unsicheren oder ängstlichen Hunden empfiehlt es sich deshalb, das Tragen des Trichters zu üben bevor es wirklich so weit ist. So wird unnötiger Stress nach der OP vermieden.
Die nächsten Tagen verliefen wider erwarten sehr entspannt. Wir drehten nur kleine Runden und die Wunde heilte schnell und unkompliziert ab. Maila bekam Schmerzmittel und Antibiotika, die sie sehr gern nahm. Die einzige Problematik waren die resorbierbaren Fäden, die sich nicht auflösten wie sie sollten, sondern wochenlang halb aufgelöst in den Stichkanälen hingen. Wir mussten deshalb erneut zum Arzt und kurze Zeit später auch noch einige Reste selbst ziehen. Es hat sich leider eine kleine Entzündung gebildet, die langsam aber sicher nach 6 Wochen abgeheilt ist – von diesen Fäden würden wir also abraten.
Im Großen und Ganzen ist alles also gut verlaufen. Ich hatte wirklich Angst, dass Maila es nicht verstehen würde, wenn sie allein aus der Narkose aufwacht und ggf. eine Angst vor Tierärzten entwickelt. Ich weiß nicht ob es an ihrem Charakter liegt, aber seit der OP fühlt sie sich beim Tierarzt noch mehr wie zuhause. Sie ist sehr entspannt bei der Nachuntersuchung gewesen und lässt sich in ihrer Freundlichkeit gegenüber Fremden absolut nicht beirren. Unsere Tierärztin ist also eine gute Freundin für sie geworden. Und noch etwas gutes gibt es auch: Der Tumor den wir haben einschicken lassen, war gutartig. Dementsprechend wird unsere wunderschöne Dame uns wohl noch ein paar Jahre auf Trab halten können <3