Die Häufchenproblematik
Heute Morgen ging ich mit Lana und Maila Gassi. Unsere Runde bekam einen unschönen Beigeschmack, als wir kurz vor unserer Haustür eine Dame – Mitte 30 und gut gekleidet, mit Sonnenbrille – erblickten. Sie hatte eine englische Bulldogge im Schlepptau, die sich ins Blumenbeet vor unserem Haus verkrümelte und dort ihr „großes Geschäft“ verrichtete, gefolgt von wildem Scharren. Danach sah die Frau beschämt in alle Richtungen um Ausschau zu halten, ob sie jemand gesehen hatte und ging wortlos weiter.
So oder so ähnlich kennt das wohl jeder Hundebesitzer und viele denken sich auch nichts dabei, wenn sie es selbst so handhaben. Leider Gottes ist die „Häufchenproblematik“ hier mittlerweile so ausgeartet, dass Hausverwaltungen keine Wohnungen mehr an Hundehalter vermieten. Auch Giftköder werden momentan an jeder Ecke gefunden. Lea kann davon ein Lied singen.
Ich frage mich hier ernsthaft: Wie kann man nur so rücksichtslos sein, wenn man selbst Hunde hält und damit auch zugesichert hat, dass man sich um sie kümmert?
Schauen wir ein Jahr zurück. Lana war damals ein Welpe und Maila lebte noch bei ihren Vorbesitzern. Zu dieser Zeit lebten wir noch in Berlin und ich verstand damals das Problem noch nicht.
Wieso soll ich auch die Hinterlassenschaften meines Hundes wegmachen, wenn alle ihren Müll hier herumwerfen?
Außerdem bezahle ich ja Hundesteuer und Tütenautomaten kennt Berlin anscheinend sowieso nicht.
Zu allererst einmal ist ja wohl zu sagen, dass eine Ordnungswidrigkeit anderer (zB das Herumwerfen von Müll) nicht dafür sorgt, dass man selbst das nun auch tun sollte. Man sollte immer versuchen es besser zu machen als der, über den man sich gerade aufregt. Denn wenn man selbst nicht besser ist, wieso regt man sich denn dann darüber auf? 😉 Die ganze Argumentationskettehat übrigens mittlerweile einen eigenen Namen und nennt sich „Whataboutism“. Und der ist absolut nicht feierlich.
Desweiteren ist die Hundesteuer leider nunmal eine Luxussteuer. Sie dient nicht dazu, die Stadt von Hundekot zu befreien, sondern lediglich sollen hier die Stadtkassen für das Gemeinwohl aufgefüllt werden. (Dass kaum noch Länder diese Steuer für sinnvoll halten und sie veraltet ist, ist hier ein anderes Thema). Jedenfalls ist so also auch der Hundebesitzer dazu verpflichtet, seine Kottüten selbst zu kaufen und zu zahlen, alles andere was bereitgestellt wird ist als Nettigkeit von der Stadt anzusehen! Und sind wir mal ehrlich, diese paar Euro sollte man auch noch haben.
Mir wurde also irgendwann klar, dass das so nicht richtig ist. Genau durch dieses Denken werden nicht-Hundebesitzer sehr ungehalten, was auch verständlich ist. Wenn man jeden Tag beratungsresistente Hundehalter darauf anspricht, doch bitte das Häufchen ihres Vierbeiners einzutüten und dafür eine dumme Ausrede oder sogar Beleidigungen erntet, hat man sicher auch irgendwann keine Lust mehr. Ich denke, wenn man Selbst Hunde hält, findet man die Masse an Häufchen auch nicht feierlich, die in der Gegend rumliegen. Man tritt ja auch selbst beim einsammeln rein, und hat erstmal eine ganze Weile Spaß damit. Oft traut man sich nicht einmal, über eine Wiese zu laufen und gerade nach der kalten Jahreszeit wird die Verschmutzung der Umgebung besonders deutlich, wenn eine Zeit lang durch die Kälte nichts verrotten konnte.
Ich kann nicht sagen, dass ich Menschen verstehe, die Giftköder auslegen (keineswegs!), denn das Problem ist auch hier wieder einmal der Mensch. Bello ist nämlich leider selbst nicht in der Lage, seine Hinterlassenschaft selbst zu entsorgen und sollte für die Unbedachte Handlung seines Besitzers nicht büßen müssen. Zumal es ja auch vorbildliche Hundehalter treffen kann. Dennoch sind Giftköder die Folge dieses Problems, mit dem wir uns nur allzu ungern befassen.
Ich sehe hier die Ausnahme lediglich in dichtem Gebüsch oder anderen für den Menschen unzugänglichen Orten, wo es wirklich niemanden stört. Sollte ich wissen, dass kein Mülleimer mehr auf meinem Weg liegt, tüte ich es auch nicht ein. Denn was bringt es, dann das Häufchen samt Tüte irgendwo ins Gebüsch zu werfen? Dann sollte es lieber liegenbleiben und von Selbst verrotten.
Sicher werden jetzt einige auch auf Katzen- und Pferdebesitzer plädieren, die sich nicht daran halten, und die Umwelt genauso verschmutzen. Auch hier gilt für mich aber das erste Argument. Und das, obwohl ich gerade Katzenbesitzern nicht besonders wohlgesonnen bin.
Hier also mein Gedanke für alle Hundebesitzer und Häufchenliegenlasser: tütet es doch ein! Es dauert keine 5 Sekunden und ihr sorgt damit dafür, dass der Hass auf alle Hundehalter etwas gemildert wird. Und man fühlt sich ja selbst auch wohler, wenn seine Umgebung sauber ist.