Die Rasseliste in… Sachsen-Anhalt
Zu Beginn diesen Jahres haben wir eine Beitragsreihe zur Rasseliste in Deutschland veröffentlicht. Heute möchte ich die Regelungen in Sachsen-Anhalt aufgreifen.
Wie schon damals bemerkt, ist die Rasseliste selbst innerhalb eines Bundeslandes nicht in jeder Stadt gleich, aber ähnlich. Ich möchte für Menschen, die überlegen sich einen Listenhund in Sachsen-Anhalt anzuschaffen einen kleinen „Fahrplan“ geben mit ein paar elementaren Dingen, die man beachten sollte bevor der neue Vierbeiner einzieht.
Hier stehen auf der Liste:
– American Staffordshire Terrier
– American Pitbull Terrier
– Bullterrier (nicht: Miniatur Bullterrier im Standard!)
– Staffordshire Bullterrier
– Mischlinge dieser Rassen untereinander oder mit anderen
Lana bekam ich aus einem Privathaushalt. Die Zucht war vor dem 01.03.2016 hier nämlich nicht verboten. So konnte man in Sachsen-Anhalt seinen Hund sowohl aus dem Tierheim, von Privatleuten oder auch von regulären Züchtern erwerben. In unserem Fall wusste das Ordnungsamt über den Wurf der Privatperson Bescheid und so war der Welpenverkäufer verpflichtet, die Adressen der neuen Welpenbesitzer ans Ordnungsamt weiterzugeben. So soll verhindert werden, dass diese Rassen als Boxermischlinge „in der Versenkung“ verschwinden. Mittlerweile herrscht jedoch ein Zuchtverbot für Privatpersonen. Man darf Hunde dieser Rassen also weder als Privatperson verkaufen, noch mit ihnen züchten.
Auch Maila kam vor dieser Änderung im Januar 2014 aus Privathand zu mir. Ich bin ihr zweiter Besitzer. Sie war bereits als Listenhund-Mix angemeldet und der ehemalige Besitzer musste meine Adresse an das Ordnungsamt weitergeben, damit er den Hund unter seinem Namen abmelden konnte.
Nun hatte ich also einen Hund der Listenhund-Rassen übernommen, und musste ihn zunächst beim Tierarzt chippen lassen.
Gleich danach habe ich mich ans Ordnungsamt gewendet, um meine Hunde anzumelden.
Ich musste die Rasse angeben, Chipnummer, Vorbesitzer, Adresse, wie der Hund gehalten wird (Haus,Garten, Zwinger?) usw. Hier kann es je nach Stadt dazu kommen, dass ihr eine erhöhte Hundesteuer zahlen müsst (bei uns war es zum Glück nicht so).
Nachdem ich die Anmeldung abgegeben hatte, bekam ich kurz darauf Post. Es wird mitgeteilt, dass ich einen sog. „Vermutungshund“ besitze, und somit Auflagen erfüllen muss, um seine Gefährlichkeit zu widerlegen. An diesem Punkt kann es übrigens zu Verwaltungsgebühren bis zu 200€ pro Hund kommen.
Bei Mischlingen könntet ihr übrigens das Glück haben, dass die Stadt die Listenhunderasse unter den Tisch fallen lässt (so kann aus einem gemeldeten Boxer-Stafford-Mix durch die Stadt auch mal nur eine Anmeldebescheinigung für einen Boxer-Mix herauskommen. Das ist aber Glückssache und sollte nicht forciert werden!)
Übrigens solltet ihr euch vorher bei eurem Vermieter erkundigen, ob ihr euch einen Hund dieser Rasse halten dürft. Nur wenige Vermieter dulden „Kampfhund“-Rassen. Ggf. kommt es also zu einer Kündigung der Wohnung wegen „Gefährdung anderer Mieter“, wenn jemand anderes dies meldet. Habt ihr wie wir ein eigenes Haus – Glückwunsch!
Jetzt haben wir uns eine Haftpflichtversicherung zugelegt. Ich bekam auch die Höhe der Versicherungssumme vom Ordnungsamt vorgegeben.
Die Haftpflichtversicherung ist in Sachsen-Anhalt übrigens für alle Hunderassen Pflicht bei der Anmeldung. Ihr solltet jedoch darauf achten, eine Versicherung zu wählen die alle Rassen versichert und vor allem auch gleich berechnet, sonst kann es mit Listenhund ganz schön teuer werden. Ich bezahle beispielsweise für 2 Listis alle 3 Monate etwas mehr als 40€ – ganz verträglich also.
Soweit so gut. Die letzte große Auflage ist jetzt der Wesenstest.
Mit 6 Monaten mussten wir nun den „kleinen Wesenstest“ durchführen lassen. Dieser greift einige Elemente des regulären Tests auf, ist aber noch nicht ganz so umfangreich. Wir bekamen nach Bestehen dieses Tests eine befristete Maulkorb- und Leinenbefreiung, die bis zu Vollendung des 2. Lebensjahres galt. Der Hund sei nämlich nach Auffassung der Behörden in diesem Alter erst psychisch komplett ausgereift und müsse deshalb mit 2 Jahren noch einmal abschließend beurteilt werden – eigentlich ganz einleuchtend.
Der Preis dieses Tests liegt hier bei 100-150€ pro Hund. Ich habe mit meinen 100€ für beide Hunde also ein wahres „Schnäppchen“ gemacht. Juhu!
Die Beurteilung des Prüfers muss nach Erhalt beim Ordnungsamt eingereicht werden. Diese entscheiden dann, ob sie der Empfehlung des Prüfers (der über Maulkorb- und Leinenbefreiung entschieden hat) folgen oder nicht. In den meisten Fällen folgen sie dem Prüfer in seiner Beurteilung und stellen eine Befreiung über die Dinge aus, die er empfiehlt. Nur in seltenen Fällen wird trotzdem auf beispielsweise die Maulkorbpflicht bestanden – mir selbst ist allerdings kein solcher Fall bekannt.
Damit habt ihr dann Ruhe bis zum nächsten Termin. Den Zeitraum für den großen Wesenstest legt der Prüfer fest.
Mit dem Erreichen des 2. Lebensjahres mussten wir dann den „großen Wesenstest“ absolvieren. Wir haben ihn bestanden, die Beurteilung beim Ordnungsamt eingereicht und sind nun ein Hundeleben lang frei!
Innerhalb eures Bundeslandes habt ihr dann je nach Ergebnis eine Maulkorb- und/oder Leinenbefreiung erreicht. Kosten betragen hier 350-400€ pro Hund.
Wenn man nicht besteht, kann man den Test später noch einmal wiederholen, hat sich bis dahin aber an Leinen- und Maulkorbpflicht zu halten.
Damit ist in Sachsen-Anhalt nach geschätzten 500-700€ pro Hund die Anmeldung abgeschlossen. Ihr bekommt in manchen Städten einen kleinen Schein, den man immer dabei haben muss. Darauf steht wer ihr seid, wie der Hund heißt, und dass ihr ihn führen dürft.
ACHTUNG Die ganzen Befreiungen gelten nur in eurem Bundesland! Fahrt ihr in den Urlaub o.ä. müsst ihr euch ans Ordnungsamt wenden und fragen, welche Auflagen für Besuchshunde es dort gibt.
Hi,Tolle Seite und tolle Hundefotos..richtig hübsche Bande.
lg jassy
Toller Beitrag! Bin gerade über deinen Gastbeitrag bei „vollverjackt“ auf deine Seite gestoßen und finde es super, wie schön und umfangreich du über „Listenhunde“ und „Kampfhundrassen“ berichtest! Ich habe mich selbst lange für Pitties und Staffordshires interessiert, bislang aber noch keinen adoptiert. Aktuell lebe ich auch noch mit einer tollen Labradorhündin Nala zusammen 🙂
Auf jeden Fall ist dieser Beitrag eine super Aufklärung für alle, die darüber nachdenken, einen Listenhund so adoptieren. Man sollte sich jedenfalls vorher ausreichend informieren. Also danke dafür! ich finde deinen Blog spitze 🙂
Ganz liebe Grüße,
Kiki und Nala von coach dich wuff