Gastbeitrag: Das Finden und Leben mit Auslandshund
Die liebe Susanne hat für uns heute mal zusammengefasst, wie sie ihre Gipsy in Rumänien fand und adoptierte. Schon im letzten Post half sie mir, zu verstehen worauf es beim Auslandstierschutz ankommt. Hier ihre Geschichte.
Gipsy, der gerettete Rettungs- und Therapiehund
Am 28.2.2015 war ich wieder einmal auf dem Weg nach Rumänien. Ich habe dort ein Projekt um Menschen und Tieren zu helfen.
Hier in Rumänien geht das eine ohne das andere nicht. Außerhalb der großen Städte wie zB Timisoara oder Sibju leben die Menschen teilweise wie vor 100 Jahren. Sie müssen sich ihr Wasser am Dorfbrunnen holen, da sie kein fließend Wasser haben. Im Dorf meiner Freunde, gibt es sogar eine Familie ohne Strom.
Den Menschen zu erklären „Ihr müsst 35 Euro für die Kastration zahlen“ – bei einem Gehalt von 300€ – ist etwas schwierig. Ich habe es mir deshalb zur Aufgabe gemacht den Menschen eine Anlaufstelle zu bieten, wo sie Hilfe finden. Für sich und ihr Tier.
Als ich gegen 20.00 Uhr in Sibiu mit dem Flugzeug landete, im Koffer mehr Tierfutter als Klamotten, erwarteten mich bereits meine beiden Freunde. Claudia und Valy Luca, beides Architekten die kaum Arbeitsaufträge finden aber all ihre Zeit und Liebe in die Rettung der armen, nicht gewollten Tiere stecken. Sie haben sich extra einen kleinen Hof mit großen Grund außerhalb gekauft um Platz für die heimatlosen Tiere zu haben.
Ich war schon ziemlich müde als ich ankam, aber sie wollten mir die Stadt zeigen und Valy liebt es Reiseführer zu spielen, er hat ein unglaubliches Wissen. Und so gingen wir durch die Stadt und ich lernte wieder etwas über die Kultur Rumäniens.
Als wir zurück zum Parkplatz gingen, sah ich ihn schon. Ein kleines graues Etwas, das vorsichtig von Mensch zu Mensch an einem Supermarkt ging. Als wir uns ihm näherten, war er neugierig aber vorsichtig. Ich gab ihm etwas von meinem Gebäck, was er freudig annahm. Er schien niemandem zu gehören und wirkte hungrig.
Ich bat meine Freunde im Supermarkt etwas Futter zu kaufen und setzte mich auf die Straße zu ihm. Es dauerte nicht lang und er legte sich zu mir, freute sich über die Zuwendung und noch mehr anschließend über das Futter.
Wir beobachteten kurz die Umgebung ob er nicht doch zu jemandem gehörte. Ein Halsband hatte er nicht und auch einen Chip konnten wir nicht spüren. Also nahm ich Gipsy auf den Arm und nahm ihn mit. Im Auto schlief er sofort ein.
Auf dem Hof angekommen, mussten wir erstmal das Schaf füttern, das dort seinen Gnadenplatz hatte. Gipsy war allen gegenüber freundlich. Er hatte noch die oberen Eck-Milchzähne, somit schätzten wir in auf ein Alter von ca 6 Monaten. Voll gefuttert und voller neuer Eindrücke schlief er friedlich in meinem Arm ein. Liebe auf den ersten Blick, Zufall? Unmöglich!
Am nächsten Tag nachdem alle Tiere versorgt und die Bereiche gesäubert wurden, fuhren wir mit Gipsy zum Tierarzt. Es folgten die Grunduntersuchungen sowie die Bluttests. Ein Chip wurde gesetzt , da wie vermutet keiner vorhanden war. Alles war ok und die Erstimpfung erfolgte, genauso wie eine Entwurmung. Sein Pass wurde angelegt, der TA guckte etwas komisch als ich sagte sein Name ist Gipsy (Zigeuner) aber er kennt mich ja schon 😉 Gipsy machte alles ohne Murren mit, ich war ganz stolz auf meinen Kleinen Zigeuner.
Am nächsten Tag wurde ich von der Familie Hotima zu einem vegetarischen Essen eingeladen. Sie bedankten sich für meine Hilfe und die Spenden der Leute. Die Stirnlampen und Kuscheltiere konnten hier gut gebraucht werden.
Zum späten Abend machten wir uns auf die über 3 stündige Fahrt nach Sibiu, denn mein Flug zurück in die Heimat ging um 6 Uhr Morgens. Gipsy ließ ich ruhigen Gewissens bei meinen Freunden auf der Auffangstation, er musste nochmal geimpft werden und nach der Tollwut Impfung müssen Hunde die ausreisen sollen noch 21 Tage warten. Was für ein langer Monat des Wartens…
Ende April war es soweit und er kam mit einem Transport eines Tierschützers nach Deutschland. Er erkannte mich sofort und ich war so froh ihn endlich bei mir zu haben. Jetzt begann eine anstrengende Zeit, das erste halbe Jahr – die wichtigste Zeit überhaupt – hatte er immerhin auf der Straße verbacht. Das macht es für ein Hundekind nicht einfacher, sich in unserer Gesellschaft gut einzuleben. Aber mit konsequenter, liebevoller Erziehung funktionierte es und er lernte flink alles, was er fürs Leben braucht. Ich muss aber auch sagen das Gipsy ein Hund ist der ein absolutes liebes Wesen hat, er strengt sich an und ist glücklich wenn man sich freut. Somit ist er ein absolut positives Beispiel für den Auslandstierschutz. Recht bald hat er sogar die Ausbildung zum Therapiebegleithund mit mir angefangen und seit November sind wir bei der Feuerwehr aufgenommen zur Ausbildung zals Rettungssuchhund, was ihm wahnsinnig viel Spaß macht.
Er liebt alles und jeden, tut sich nur mit dem Beherrschen von Impulsen noch etwas schwer. Er liebt es mit mir Fahrrad zu fahren oder besser gesagt zu ziehen. Das liegt bestimmt am Husky in ihm… Er ist ein Jäger, woran wir hart arbeiten, aber auch ein absolutes Rudeltier.
Ein Auslandshund ist immer ein Glückspaket. Ich konnte seinen Charakter glücklicherweise durch die vielen verschiedenen Situationen auf der Auffangstation vorab etwas einschätzen. Katzen, Schweine, ein Rudel Hunde, fremde Leute und auch Kinderbesuch erwarten die Schützlinge dort. So war von vorn herein klar, wie er reagiert und ob er in mein Leben passt.
Nichts desto trotz passiert es leider sehr oft, dass Menschen denken sie bekommen einen fertigen Hund. Wichtig ist zu wissen das man einen Hund bekommt, der wie ein Welpe noch nichts gelernt hat und wenn, dann leider nur schlechtes und schlimmes… Liebe, Geduld, aber auch Konsequentes handeln sowie Routine im Alltag – das sind Dinge die dem Hund Sicherheit geben. Was ihr dafür erhaltet, ist nicht in Worte zu fassen.
Ihr wollt mehr über Tierschutzarbeit in Rumänien erfahren? Schaut hier vorbei:
- Tierhilfe Grenzenlos e.V.
- Tierschutz am Punkt e.V.