Man bekommt nicht den Hund den man will, sondern den Hund den man braucht!
Dieser Spruch verfolgt mich nun schon seit einigen Monaten. Er passt so wunderbar auf Lana, Maila und mich dass ich heute unbedingt mal über ihn schreiben wollte. Ich denke, auch Nicht-Cesar-Millan-Fans können mal in sich gehen und über diesen Spruch nachdenken.
Ich wollte einen kleinen Hund. Am Besten einen Jack Russell. Eben einen, den man beim Zugfahren stressfrei in eine Tasche setzen kann.
Ich wollte einen älteren, schon etwas erzogenen Hund. Aus Angst als Anfänger mit der Erziehung nicht klarzukommen.
Ich wollte einen Rassehund, der gesund ist. Aus Bedenken heraus, möglichen Kosten eines schwerkranken Tieres nicht gewachsen zu sein.
Ich wollte einen Hund, der wesensfest ist und auch Fremden freundlich gegenüber tritt. Einen Hund, der auch mit neuen Situationen perfekt klarkommt.
Ich wollte einen Hund, der überall frei laufen kann ohne dass Menschen Angst vor ihm haben. Einfach einen, der nicht groß auffällt.
Wenn es irgendwann mal einen Zweithund geben sollte, dann einen ebenso kleinen und vor allem ebenfalls schon erzogenen.
Am Besten einen Rüden.
In meiner Kindheit und Jugend habe ich so einiges durchmachen müssen. Ich wuchs in einem zerbrochenen, zerstrittenen Elternhaus auf, aus dem ich mit 14 flüchtete. Aufgrund vieler schlechter Erfahrungen ging es mir nicht sonderlich gut, als der erste Hund mit 18 bei mir einziehen sollte. Ich war schon immer ein schüchterner, sehr ruhiger Mensch der Probleme hatte, sich anderen gegenüber durchzusetzen. Auch wenn mein Wunsch nach einem Vierbeiner an meiner Seite riesig war, hatte ich dennoch nicht genug Selbstvertrauen um mir vorzustellen, eigenständig einen Durchschnittshund zu erziehen. Tja…
…und dann kam Lana.
Lana ist ein Pitbull-Mix mit 27 Kilo.
Lana kam mit 8 Wochen als Welpe zu mir. Es hätte keinen leichter erziehbaren Welpen als sie geben können. Sie war vermutlich perfekter für mich als Anfänger geeignet, als es jeder Secondhand-Hund sein könnte.
Lana ist ein Mischling und dazu noch sehr krank. Die Behandlungskosten gehen mittlerweile in die Tausende. Trotzdem schaffen wir es immer irgendwie, klar zu kommen. Ich habe gelernt dass es Lebewesen gibt, die einem wichtiger sind als neue Schuhe oder Konzertkarten. Lebewesen, auf die man sich immer verlassen kann – die immer für einen da sind. Wie oft habe ich Nudeln mit Ketchup gegessen, um Arztrechnungen zahlen zu können.. Lana fehlte es nie an etwas, und das habe ich allein möglich gemacht.
Lana ist ein von klein auf unsicherer Hund. Ich musste lernen, sie zu schützen und weniger angespannt in neue Situationen hineinzugehen. Vorher hätte ich mich nie getraut, Fremden gegenüber meinen Freiraum zu verteidigen und auch offen meine Meinung zu sagen, wenn sich jemand über meine Grenzen hinwegsetzt.
Lana fällt auf der Straße nahezu immer auf. Als „Kampfhundhalter“ werde ich oft abgestempelt. Mein Hang dazu, nicht viel auf fremde Menschen zu geben macht möglich, dass ich vieles völlig ausblenden kann und auch allein nur mit Hund zufrieden bin.
…und dann kam Maila.
Auch Maila war mit ihrem zarten 6 Monaten noch ein Junghund, hat mir jedoch in den ersten Monaten bereits charakterlich wirklich die Schuhe ausgezogen. Sie ist unheimlich stur und lässt sich nichts so einfach sagen. Ich musste lernen mich durchzusetzen und zu akzeptieren, dass es auch Hunde gibt die nicht so einfach erziehbar sind wie Lana. Mit Maila konnte ich auch über diesen Typ Hund mehr lernen und meine Fähigkeiten weiterentwickeln. Kein Hund hat mir jemals so viel über richtiges Hundetraining beigebracht wie sie.
Trotz allem ist sie der freundlichste, offenste und dusseligste Hund den ich kenne. Sie hat mir mit ihrer offenen Art beigebracht, Kontakt zu Fremden zu knüpfen und meine Schüchternheit gelegentlich auch mal abzulegen. Denn wer einen Hund hat, hat immer ein Gesprächsthema.
Auch wenn ich komplett andere Hunde wollte, habe ich genau die bekommen die ich brauchte um mich entwickeln zu können. Auch wenn sie nicht perfekt geworden sind – Lana und Maila fordern mich jeden Tag. Es ist unglaublich, wie Tiere einen verändern können. Ich bereue trotz aller Hürden auf unserem gemeinsamen Weg nicht, dass die beiden in mein Leben gepurzelt sind und würde es auch niemals rückgängig machen wollen. Wo würde ich ohne diese Erfahrungen stehen, wenn ich die einfachste Variante gewählt hätte?
Habt ihr auch Hunde, die ursprünglich ganz anders sein sollten als sie es jetzt sind? Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen.
Ohh ja!!! Vorgestellt hatte ich mir das ganz anders… zwar wollten wir einen Landseerwelpen und den haben wir dann auch bekommen, aber was alles auf uns zukommt war nicht so in meinen Vorstellungen…
Liebe Grüße Vicyk
Oh ja, ich bin sooo beruhigt, dass es nicht nur mir so geht. Meine Vorstellung von MEINEM Hund war definitiv eine ganz andere. Aber ich liebe den kleinen Terror-Teddy über alles 🙂 schöner ehrlicher Artikel.
Liebe Grüße Alex und Micky