Unser Training gegen Leinenaggression
Heute möchte ich das Thema Hundeerziehung anschneiden. Es gibt wenige Hunde, die in wirklich jeder Situation perfekt hören. Jeder Hund ist anders und hat irgendwo seine ganz persönlichen Baustellen, auch wenn sie noch so klein sein mögen. Sei es übermäßiges Bellen, Besucher anspringen, Schutztrieb oder auch „nur“ Angst vor bestimmen Dingen oder Situationen. So sind selbstverständlich auch unsere Hunde keineswegs fehlerfrei. Genau wie wir Menschen eben.
Mein persönliches Sorgenkind ist schon seit längerem Maila, die mit Leinenaggression zu kämpfen hat. Bereits als ich sie mit 6 Monaten bekam, war diese schon allgegenwärtig und sie war damit schon als Junghund problematisch zu händeln. Mit der Zeit wurde sie immer heftiger in ihrer Aggression. Unser Spaziergang wurde zu einem ständigen Spießrutenlauf. Wie oft hing ich schon mit ganzer Kraft in der Leine und habe gehofft, dass meine Kraft ausreicht bis der andere Hund verschwunden ist. Das ist nicht nur für andere gruselig mit anzusehen, sondern auch für mich und die Hunde gefährlich.
Da Lana (je nach Entfernung zum „Feind“) mittlerweile beschlossen hat ebenfalls beim Terror an der Leine mitzumachen, habe ich letzte Woche begonnen einen neuen Plan zu verfolgen. Ziel ist es, dass die zwei vielleicht irgendwann einmal in einem Abstand von 10m an einem großen Hund vernünftig vorbeilaufen können. So weit so gut.
Da wir allerdings leider auch nach dem dritten Trainer keine Methode für uns gefunden haben, nehme ich nun unser Schicksal selbst in die Hand und übe bei JEDER Runde nach meinem eigenen Konzept und Bauchgefühl. Aber lest selbst:
Plan ist es, dass Lana und Maila fremde Hunde sehr wohl wahrnehmen und auch hinschauen. Bemerken sie einen fremden Hund garnicht bewusst, kann natürlich auch kein Lerneffekt eintreten. Ich mache also eine Art Spiel daraus. So versuche ich ganz einfach die negative Verknüpfung zu anderen Hunden zu lösen: Sobald die beiden einen fremden Hund sichten, lobe ich sie direkt und lenke ihre Aufmerksamkeit mit dem Kommando „Schau mal“ zu mir (das muss natürlich vorher richtig aufgebaut worden sein). Da die zwei wissen dass ich Futter dabei habe, kommen sie zurück bei Fuß und warten auf ihr Leckerli.
Irgendwann werden sie dann hoffentlich den „Feind“ sehen, sich jedoch bewusst ohne Kommando für mich entscheiden, herkommen und sich ihre Belohnung abholen. Es wird dann so lange mit Futter beschäftigt, bis der Fremdhund in einer großen Distanz zu uns ist und wir entspannt weitergehen können.
- Gehorsam und Souveränität sind ein MUSS
Jede kleinste Pipirunde beginnt bei uns mit einem hinsetzen vor der geöffneten Haustür. Erst wenn ich die Tür freigebe, dürfen beide langsam rausgehen. Ich versuche viel mit Ruhe und Selbstbewusstsein zu agieren, da ich sehr sicher bin dass Unruhe und Unsicherheit die Problematik sehr verstärkt hat. Maila soll in keinem Fall denken, mich beschützen zu müssen. ICH bin zuständig, und das will ich auch ausstrahlen.
- Die richtige Entscheidung treffen
Sobald wir nun einen Hund sehen, heißt es die Situation richtig einzuschätzen:
Ist meine Ablenkung groß genug, um die Situation ohne Zwischenfälle zu meistern? Wie groß ist die Entfernung? Welche Größe und Temperament hat der entgegenkommende Hund, triggert er die Damen stark oder nur leicht?
Kennt man seinen Hund gut, lernt man schnell so etwas einzuschätzen. Kleinere Hunde, die nicht bellen sind einfacher zu meistern als große Rassen, die noch provozieren.
Das Wichtigste ist dabei jedoch, die Situation auch nicht zu unterschätzen! Es soll und darf keine Rückschläge geben! Kommt der Hund zu nah oder ist unangeleint, weiche ich aus oder drehe notfalls sogar um. Lana und Maila sollen IN KEINEM FALL in ihr altes Verhalten zurückfallen, sonst ist das gesamte Training hinfällig! Man muss besonders auf den Abstand stark achten. Irgendwann weiß man, wann man ein paar Schritte zurück gehen muss und wann der Abstand zum Fremdhund ausreicht. Es empfiehlt sich außerdem aus Hundesicht immer im Zweifel Bögen um den anderen Hund zu laufen. Ein frontales annähern provoziert beide Seiten nur noch zusätzlich!
Vorrausschauend denken ist also sehr wichtig, um seinen Hund nicht zu überfordern. So ein Training kann Wochen und Monate in Anspruch nehmen.
- Auch wichtig: Das Kommando und Futter muss unbedingt UNMITTELBAR dann kommen wenn die beiden den anderen Hund wahrgenommen haben, sodass sie keine Zeit haben sich aufzuregen und in die Leine zu hängen. Klingt komisch, aber man muss in jedem Fall dem Gedankengang seines Hundes zuvor kommen! Hat er bereits seine eigene Entscheidung getroffen oder sich reingesteigert, ist er nicht mehr lenkbar. Dann hilft es nur noch, die Situation mögllichst schnell zu verlassen, um das Verhalten nicht noch zu stärken.
- „Zurück“-Kommando und Seitenwechsel: Von einer sehr guten Trainerin habe ich den Hinweis bekommen, dass man im Notfall dem Hund immer sofort zeigen können sollte, wann ein Richtungswechsel ansteht, falls es einmal eine sehr kurzfristige Situation gibt. Bei uns ist es „zurück“ – danach drehe ich aprubt um. Damit der Hund dieses Kommando lernt, braucht es nur ein paar regelmäßige Wiederholungen. Man sollte sich dabei immer in dieselbe Richtung drehen, damit man sich nicht „im Hund“ verheddert. Ein weiterer Vorteil: Nutzt man dieses Kommando regelmäßig auch mal einfach so, ist der Vierbeiner mit einer kleinen Belohnung viel aufmerksamer Frauchen oder Herrchen gegenüber 😉
Dieses Vorgehen kann man auch auf Seitenwechsel beziehen. So kann man ohne mechanische Einwirkung den Hund auf die vom Auslöser abgewandte Seite manövrieren. So ist man selbst dazwischen und strahlt im Besten Falle eine gewisse Schutzfunktion aus – sehr beruhigend für unsere Vierbeiner.
Auch wenn unsere Herangehensweise vermutlich manch einem nicht passen wird und sicher auch kein Allheilmittel ist: dieses selbst zusammengeschusterte Training hat bei uns tatsächlich erste Erfolge erzielt. Waren wir zu Beginn nur bei kleinen Hunden auf 50m Entfernung erfolgreich pöbelfrei, können wir mittlerweile unter Ablenkung bereits an großen (ruhig stehenden) Hunden in 30m Entfernung vorbeilaufen. Und das nach so kurzer Zeit! Ich werde das auf jeden Fall so weiterführen und hoffe, in ein paar Monaten vielleicht unser Ziel erreichen zu können.
„Zeigen und Benennen“ klappt bei uns meistens auch schon gut. Zumindest sind wir heute- sage und schreibe- an 4 fremden Hunden vorbei gegangen, ohne Theater an der Leine. Natürlich geht es nicht ohne Leckerli, aber nun.
Deine Idee ist nicht schlecht, aber ich garantiere dir, dass sie nicht bei allen Hunden, die dir entgegenkommen werden, funktionieren wird. Je nachdem wie das Gegenüber drauf ist, werden deine Hunde eine entsprechende Reaktion zeigen. Und es wird dir nicht gelingen den Abstand zum anderen Hund immer so zu halten, dass es klappt. Viel zu viel Überraschendes wird dir einen Strich durch die Rechnung machen. Ich habe auch einen Leinenpöbler vom feinsten gehabt. Das Einzige, was wirklich was gebracht hat: Hund bleibt an meiner Seite mit der kurzen Leine, aber ohne Spannung drauf (eintrainiert). Er darf mich nicht überholen. Schon wenn der andere Hund in Sicht kommt und mein Hund sich anschickt zu fixieren, sich steif zu machen, verbiete ich es ihm verbal und wenn er nicht aufhört bekommt er meinen Fuss vor die Brust bzw. meine Hand, je nachdem wie groß der Hund ist. Das allein hilft schon oft, an den meisten Hunden kommen wir nun gut vorbei ohne Randale. Anfangs hatte ich auch 2 oder drei Mal die Wasserflasche dabei, nun nur noch sporadisch zur Erinnerung…… Die sollte man aber nicht bei jedem Hund einsetzen, kommt auf den Charakter an. Nicht vergessen: Sobald er das richtige Verhalten zeigt, LOBEN! Dein Hund muss eindeutig verstehen, dass du sein Benehmen nicht akzeptierst, souveräne Führung ist gefragt.
dass der Hund nicht auf der Seite sein soll wo der andere Hund entgegen kommt, ist ja eigentlich klar. Sonst hat er noch mehr das Gefühl beschützen zu müssen.. Leider ist das mit zwei Hunden recht schwer umzusetzen.
Wir hatten übrigens gerade heute erst eine Situation die ich nicht hätte ändern können. Ein Radfahrer kam mit Hund um die Ecke geschossen. Erstaunlicherweise war die Reaktion nicht so extrem wie sonst. Klar sind die zwei in die Leine gesprungen, aber wenigstens nicht mit voller Motivation.. wir üben ja nun schon seit 2 Wochen, und bis jetzt klappt es trotzdem ganz gut. Mittlerweile sind wir schon so weit, dass sie mich von selbst anschauen, wenn sie einen Hund sehen und dann gibt es natürlich Wurst und Lob im Überfluss 😀
Ich finde es immer sehr interessant wie unterschiedlich Hunde sind 🙂 meine blockiere ich auch manchmal mit dem Fuß, allerdings interessiert sie das kein Stück.
Auch bei der Flaschenvariante würde Lana vermutlich einen Herzinfarkt bekommen, sie hat so furchtbare Angst vor Plastikflaschen :/ das wäre wirklich nur mein Notfallmittel wenn unser Training doch nicht dauerhaft fruchtet. Wir versuchen es erstmal auf die nette Tour 😀