Nordseeurlaub mit Hund
Trotz vielen Widrigkeiten haben wir uns dieses Jahr einen ganz besonderen Wunsch erfüllt – in den Urlaub mit Hund! Und das, obwohl die Damen ja nun nicht unbedingt die einfachsten Urlaubspartner sind.. Dazu an späterer Stelle mehr.
Lang ist es her, als die Muddi das Letzte mal im Urlaub war. Die beiden Pelzdamen waren da noch „Quark im Schaufenster“ und ich ging noch zur Schule. Schon als Kind liebte ich es, mit meinem Vater Campingurlaub am Meer zu erleben. Das war mein ganz persönliches Highlight, immer genau da wo das Wetter am rauesten ist. Als Tochter eines passionierten Windsurfers war meine kleine blonde Lockenmähne so an verschiedensten Stränden Europas unterwegs – und ein echter Wasserfan wurde geboren.
Das Ganze verflüchtigte sich jedoch über die Zeit. Wie es bei vielen so ist, kommt irgendwann die Pubertät und man hat plötzlich keinen Bock mehr, mit den Eltern zu verreisen. Als ich volljährig wurde, kam dann der erste eigene Hund dazu, der weder großes Interesse am Wasser hatte, noch überhaupt irgendwie Spaß bei Nässe und schlechtem Wetter. Noch dazu hat man in dem Alter so viele andere Sorgen wie beispielsweise Partnerschaft, die erste eigene Wohnung, das berufliche Vorankommen und so viele Dinge mehr. Und so verzog sich mein absoluter Traum mit meinem Hund über die Strände zu spazieren in den Hinterkopf.. für ganze 8 Jahre.
In einem Facebook-Beitrag las ich von jemandem der ein Ferienhaus mit Hund sucht, am Besten mit hoch umzäunt, und mein Hirn begann zu arbeiten. Was wäre, wenn wir auch so einen Glücksgriff machen könnten und mal ein paar Tage rauskommen würden? So ein kleines Häuschen in Strandnähe, von dem wir jeden Tag einen Ausflug ans Meer machen könnten um danach die Hunde im großen Garten frei spielen zu lassen? Ich begab mich auf die Suche und war überrascht: Es gibt tatsächlich mehrere Portale für Urlaube mit Hund, zum Beispiel hier. Leider war es vermutlich durch die Coronazeit nicht besonders leicht, noch ein Plätzchen für uns zu finden, deshalb stellte ich in einer Hundeurlaubs-Facebookgruppe für spezielle Hunde ein Gesuch ein und Schwupps, es meldete sich jemand mit einer Buchungslücke, die zeitlich in unseren Plan passte. Wir schauten uns das Inserat an und entschieden uns für die Ferienwohnung Brazil mit eingezäuntem Garten, schick eingerichtet nahe der Nordseeküste. Wir wurden sofort freundlich über alles informiert und die Buchung lief reibungslos ab. Wir starteten nach einem Besuch Zuhause voller Vorfreude in den Urlaub.
Die drei Hundekinder im Kofferraum nahmen die Fahrt ziemlich gelassen und schliefen die meiste Zeit oder sahen aus dem Fenster. Und das, obwohl sie noch nie zuvor so weit gefahren sind. Wir waren etwa 6 Stunden unterwegs und haben ganz entspannt zwei Pausen eingelegt.
Einmal in Aurich angekommen, haben wir fast einen Kulturschock erlebt: nirgendwo gibt es so viele wunderhübsche rote Backsteinhäuser wie in Friesland. Jedes Haus hat einen Garten wie aus dem Bilderbuch und genug Fläche, um Dörfer miteinander verschmelzen zu lassen. Manchmal weiß man garnicht mehr wo man überhaupt ist, weil alles an jeder Ecke so unheimlich viel Charme hat dass man nicht darauf achtet wohin man überhaupt wollte.
Die Ferienwohnung war ein absoluter Volltreffer. Sie war mindestens dreimal so groß wie unsere Wohnung, modern eingerichtet und wirklich sehr angenehm und ruhig. Ich hatte erst bedenken, weil die beiden Ferienwohnungen im Haus über eine verschlossene Zwischentür miteinander verbunden sind, aber das machte absolut keine Probleme. Es gab eine eigene Küche, Dusche, zwei Schlafzimmer und eine tolle Terrasse. Sogar Netflix war für die kuschligen Abende eingerichtet.
Der Garten war das absolute Highlight für uns. Nachdem Frauchen alles abgecheckt hatte um zu schauen ob der Zaun auch ja sicher ist, konnten die drei Damen hier spielen und toben wie sie wollten. Es gab sogar eine kleine Sandfläche, die besonders klein Lana sehr zu gefallen schien. Hier konnte sie ihre Hyper-Momente voll ausleben und ihre Runden drehen wie sie wollte. Es gab sogar Palettenmöbel für romantische Sonnenuntergänge und Spielgelegenheiten für kleinere Kinder. Alles war gepflegt und ordentlich.
Frisch angekommen gab es also eine längere ausgelassene Spieleinheit im Garten damit die Damen erstmal ihre Füße nach der langen Fahrt wieder ausklappen konnten, ein kurzes Mittagsschläfchen und danach fuhren wir zu einem tollen See, den wir in der Abenddämmerung umrundeten. Hier kann man ein Kriegsgrab besuchen (voll spannend für Frauchen!), im Sommer schwimmen gehen und sogar Wasserski fahren, wenn man denn so sportlich ist 😉
Gleich am ersten Morgen entschieden wir uns, die Gegend zu erkunden und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. In der Nähe gibt es einen kleinen Wald, in dem man wunderbar spazieren kann. Dorthin machten wir uns auf den Weg, vorbei an Weiden und – natürlich – wunderhübschen Backsteinhäusern mit extrem gepflegten Gärten. Wir konnten Rehe beobachten und sahen auch einige andere Hunde.. diese blieben jedoch tatsächlich auf ihren Grundstücken, selbst wenn kein Zaun existierte. Meine Schnappatmung beim ersten Hund verflüchtigte sich schnell in ein gewisses Vertrauen. Ich habe gelernt: Die Friesen scheinen nette Hunde mit viel Fell zu bevorzugen.
Leider gestaltete sich unser letzter Tag nicht ganz so toll, wie wir es erwartet hatten. Wir wollten die Seehundstation in Norden besuchen und im Anschluss mit den Hunden ans Meer fahren um zu wandern.
Während die Damen eingehüllt in ihre Jäckchen bei genau passendem Wetter im Auto warteten, standen wir an einer typischen Corona-Schlange etwa 2 Stunden an, bevor wir aufgeben mussten weil wir nicht einmal die Hälfte der Schlange überwunden hatten. Danach war ich sehr enttäuscht, auch wenn da natürlich niemand etwas dafür kann. Mit dem ziehen einer Nummer und der Ansage der ungefähren Wartezeit hätte man das jedoch leicht verhindern können. So standen wir praktisch unnütz stundenlang in der Kälte, bis ich meine Füße nicht mehr spüren konnte. Zurück am Auto wedelten die Damen uns freudestrahlend an. Sie hatten in einem wirklich optimal temperierten Auto gespannt den Parkplatz beobachtet.
Nun starteten wir immernoch leicht enttäuscht zu Tagespunkt Nummer 2: Strand finden. Ganz in der Nähe sollte es einen geben, und so fuhren wir quasi nur um die Ecke, um dort ein wenig zu laufen und den Blick zu genießen. Dort angekommen, erklommen wir den Deich der die Sicht versperrte – und standen plötzlich direkt auf dem Hundestrand… Tolle Sache mit zwei Maulkorbträgern die nicht verträglich sind. Schnell machten wir uns also aus dem Staub und wanderten eine Weile am Deich entlang. Irgendwie erwartete ich, dass diese unglaublich breite Asphaltierung auf der wir uns nun befanden irgendwann aufhört und wir dann tatsächlich einen schönen Strand haben auf dem man sich frei bewegen kann – aber nichts da. Die Asphaltstraße zog sich bis zum Horizont weiter, wir hatten links also nur Deich und rechts einen etwa 3m tiefen Abgrund mit Steinen, der uns vom eigentlichen Watt trennte… nun verstand ich, was mit „Naturstrände gibt es hier kaum“ gemeint war. Am Ende dieses Ausflugs war ich mehr als nur geknickt. Mein Traum von einer Strandwanderung sollte sich also nicht erfüllen.
Wir machten uns nach dieser Schlappe jedoch auf zu Otto`s Leuchtturm in Pilsum. Hier war es ganz schön, wir konnten ein Foto machen, Backfisch essen und den Leuchtturm umrunden. Auf den Deichen weideten Schafe, eben ganz genau so idyllisch wie man es sich vorstellt. Hunde müssen hier im Auto bleiben, für uns war das aber kein Problem. Hier hatten wir den perfekten Ausblick über die Weite Frieslands. Am Abend bestellten wir noch beim Asiaten etwas zu essen und kuschelten uns in unserer wunderhübschen Ferienwohnung bei einem Horrorfilm ein.
Alles in allem war es ein schöner Urlaub und eine schöne Gegend, auch wenn ich mit dem Strandproblem nicht gerechnet hatte. Das Ferienhaus und die netten Tipps der Vermietung haben uns den Urlaub gerettet. Wie gesagt, wer Strand erwartet ist hier leider an der falschen Adresse, der Rest ist jedoch absolut sehenswert und nach Corona sicher auch wieder deutlich genießbarer. Wir können uns auf jeden Fall vorstellen, noch einmal wiederzukommen. Im nächsten Jahr werden wir jedoch erst einmal an die Ostsee fahren wenn die Umstände es zulassen – Frauchen ist nun im Urlaubsfieber 😉
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