Ein Rückblick

Die letzten Monate waren sehr hart für einen Teil des Hundhoch3 Teams. Ich habe viel zu kämpfen gehabt und mehr als einmal gedacht, dass wir es niemals schaffen werden, meine existenziellen Probleme in den Griff zu kriegen. Um was es ging, erzähle ich Euch gleich. Dies soll euch zeigen, dass man für sich selbst und seine Tiere niemals aufgeben sollte!

Im Dezember habe ich mich nach fast 4 Jahren von meinem Partner getrennt. Wir wohnten zusammen und er passte tagsüber auf meine Hunde auf, wenn ich zu Uni ging. Plötzlich stand ich nun seit Silvester alleine da. Meine Familie wohnt in einem anderen Bundesland und ich kenne hier niemanden.. Nur Lea war hier um zu helfen, aber selbst sie konnte nicht alles von mir fernhalten, was in den kommenden Wochen und Monaten passieren sollte.

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Plötzlich musste ich die Miete komplett allein zahlen, und das Geld für Lanas und Mailas Tierarztbesuche fehlte. Glücklicherweise konnte ich bei meinem lieben Haustierarzt auf Raten zahlen und so waren die beiden vorerst gut mit Medikamenten versorgt.

Mitte Januar stand dann das Ordnungsamt vor meiner Tür. Sie wurden von jemandem informiert, dass ich zwei „Kampfhunde“ in meiner Wohnung halten würde, die bissig sind und ohne Maulkorb und Auflagen gehalten werden würden. Ich räumte damals ein, dass Lana und Maila ohne Maulkorb im Land Brandenburg herumliefen (denn das ist nunmal wahr). Die Männer ließen sich alle Unterlagen zeigen, machten Fotos von den Hunden und bekamen auch die Wesenstests zu sehen. Schnell merkten sie, dass die zwei sehr freundlich sind und die Bissigkeit wohl erfunden war.

Wochenlang wartete ich auf eine Antwort vom Ordnungsamt, dass alles okay war. Immerhin hatte ich die beiden nicht täglich mit Maulkorb ausgeführt und wusste, dass Brandenburg sehr streng mit solchen Auflagen war! Ich hatte jeden Tag Angst, dass es an der Tür klingelt und mir meine Hunde entrissen werden. Demensprechend hatte ich mit starken Schlafstörungen und Panikattacken zu kämpfen. Nach mehreren Wochen bekam ich nun endlich den Anruf: Alle Unterlagen waren in Ordnung, es fehlte nichts und ich sollte mich nur an die Maulkorbpflicht halten, wenn wir in Brandenburg unterwegs sind. Es kam sonst keine Strafe mehr auf uns zu. Ein Glück!

2015-01-08 11.03.30Aus Angst vor einer weiteren Racheaktion ging ich auch zur Wohnungfirma, um sie davon zu unterrichten, dass sich Lana und Maila zeitweise als Besuchshunde hier in Potsdam aufhielten, auch wenn sie die meiste Zeit mit mir in Sachsen-Anhalt sind. Dies sollte verhindern dass die Frau von der Wohnungsfirma alles glaubt, was man ihr erzählen würde. Sie drohte mir nun allerdings mit einer fristlosen Kündigung, wenn ich die Hunde nicht abschaffen würde, denn die Haltung sei verboten! Ich hörte nur: „Das sind doch aber Kampfhunde. Die gefährden die anderen Mieter! Sie können sich jedoch eine andere Hunderasse anschaffen, die genehmigen wir Ihnen gern!“ Meine Versuche, ihnen zu erklären, dass Haltung und Besuch von Hunden juristisch gesehen zwei verschiedene Dinge sind, wurden ignoriert.

An diesem Punkt war ich schon gedanklich auf der Suche nach einem Rechtsanwalt, der verhindern sollte dass ich gekündigt werde, denn mir war klar dass die Hunde nur über meine Leiche abgegeben werden und ich mich da rausboxen würde, wenn es hart auf hart kommt. Glücklicherweise musste der Wohnungsfirma selbst aufgefallen sein, dass das so nicht geht und ich habe seitdem keine Kündigung oder andere Reaktionen deshalb bekommen.

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Je weiter die Wochen voranschritten, desto dringender wurde es nun, Lana und Maila beizubringen allein zu bleiben. Ich engagierte eine Trainerin, denn mein damaliger Partner hatte alle Selbstversuche zunichte gemacht und bei den beiden ordentlich die Verlustangst geschürt, indem er statt einer Stunde drei wegblieb und sie somit überforderte. Die Trainerin empfahl mir hier nun pro Hund eine Box als Ruheplatz einzurichten. Diese sollte ich schließen wenn ich wegging, damit sie nichts zerstören. Ich übte wochenlang jeden Tag intensiv mit der Box. Leider war Lana aber so gestresst, dass sie winselnd in der Box stand und nicht zur Ruhe kam. Schnell mied sie es, hereinzugehen obwohl ich mir alle Mühe gab die Box für sie schön zu gestalten. Irgendwann bellten dann beide Hunde wie immer und ich kam nicht über die 10min allein sein hinaus. Auch Futter, Spielzeug, vorher Auspowern. Alles brachte nichts.

Nun entschloss ich also, etwas zu probieren, über das alle im Netz herziehen: ich kaufte ein Antibellhalsband mit Spray und eine Antibellstation mit Ton. Das war das einzige, was ich noch nicht ausprobiert hatte. Seitdem hängt das Halsband an der Tür und die Station steht im Wohnzimmer. Diese Hilfsmittel haben nun nach 4 Wochen Benutzung dafür gesorgt, dass Lana nicht mehr winselt, sondern sich hinlegt und seelenruhig ungestresst warten kann, bis ich zurück bin. Wir sind jetzt bei 90Minuten und ich denke, nächste Woche kann Lea so endlich wieder die Ruhe beim Arbeiten genießen. Der Knoten ist geplatzt. Ich bin ihr sehr dankbar, dass Lea mich in jedem Punkt unterstützt hat, denn sonst hätte ich hier sicher aufgegeben und das Studium abbrechen müssen, von dem Stress mit den Nachbarn ganz zu schweigen.

***Nachtrag: Wer mehr über unser Training zum Alleinsein lesen will, klickt hier: http://hundhoch3-blog.de/2016/04/09/der-kampf-mit-dem-alleinsein/ ***

2014-12-29 08.53.06Das nächste Problem ist nun der Wesenstest im Juni und die offene Tierarztrechnung. Diese werden höchstwahrscheinlich bis zum Ende diesen Jahres abbezahlt sein. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg mit viel Sparen und Arbeit. Aber auch diese (hoffentlich letzte) Hürde werden wir überwinden!

Glaubt immer daran dass ihr es schaffen könnt, wenn ihr es wollt! Es braucht nur Zeit, Freundschaft und den guten Willen. Niemand muss sein Tier sofort abgeben, nur weil andere einem Steine in den Weg legen. Auch wenn es kitschig klingt: die letzten Monate haben mich unglaublich stark gemacht und ich weiß nun umso mehr, was ich vom Leben erwarte und was ich schaffen kann!