Von Unter- und Überforderung: Wie wichtig Schlaf für unsere Vierbeiner ist

Im Januar hatte ich ein interessantes Treffen mit einer Hundetrainerin. Sie sprach etwas an, das mir bisher nie wirklich bewusst geworden war. Nämlich, dass Hunde auch ein Problem damit haben können, zur Ruhe zu kommen.

Viele Hunderassen wurden zu permanentem Arbeiten gezüchtet. Sie müssen immer einsatzbereit sein und das meist viele Stunden am Tag. So kann ein Hütehund nicht mal eben Mittagspause machen gehen, wenn er Herden bewacht. Diese Arbeitsfreudigkeit hat sich der Mensch in vielen Hunde-Generationen immer mehr zu Nutzen gemacht und gefördert. Wer nicht zu jeder Zeit wachsam und aktiv war, wurde aus der Zucht ausgeschlossen. Diese Veränderung geht so weit, dass einige Hunderassen sich sogar hormonell verändert haben.

Ich kenne einige Familienhunde, die dieses Verhalten ausgeprägt zeigen. Viele Besitzer versuchen verzweifelt, ihren Hund mit Hundesport und unendlicher Bespaßung zur Erschöpfung zu bringen, doch es klappt nicht. Ihr Vierbeiner entwickelt Macken und beinahe Hyperaktivität durch vermeintliche Unterforderung. Doch handelt es sich wirklich um Unterforderung? Hier ein Beispiel.

10580124_642749842492992_1373050705625750234_nMaila hat ihre Arbeit im Bewachen gefunden
Sie hat für sich selbst entschieden, das Haus zu schützen und immer alles im Blick zu haben. Oft sitzt sie stundenlang auf dem Balkon und beobachtet die Leute, die vorbeikommen, beäugt jeden fremden Hund kritisch. So war sie immer gut ausgelastet, denn neben dem Spielen, Kopfarbeit und Gassirunden war das ihr „Job“. Zwischendurch störte mich oft, dass sie nicht hörte und immer wieder anfing zu provozieren. Ich konnte es aber nie wirklich zuordnen. So vereinbarte ich im Januar eine Einzelstunde mit einer Hundetrainerin. Ich nutze solche Termine gern auch, um kleine Problemfragen zu stellen und in jeder Hinsicht dazuzulernen, auch wenn Lana und Maila mal kein akutes Problem an den Tag legen.

2014-12-20 15.34.46Die Trainerin kam herein und Maila sprang minutenlang an ihr hoch, rannte schwanzwedelnd durch die Wohnung und versuchte um jeden Preis, Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie verhielt sich wie ein kleines überdrehtes Kind. Die Trainerin wies mich auf Mailas Augen hin. Sie waren gerötet, glasig und riesengroß. Sie sah aus als würde sie um jeden Preis versuchen wach zu bleiben. Das war mir vorher noch nie aufgefallen. Ich sollte mich zu ihr setzen und sie beruhigen. Nach 2 Minuten kuscheln mit mir schlief sie sofort tief und fest.

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Maila musste erst lernen, sich den Schlaf zu nehmen, den sie braucht

Nachdem nun also so Ruhe eingekehrt war, erklärte mir die Trainerin was hier passierte: Maila kann an aufregenden Tagen nicht selbst abschalten. Sie will immer dabei sein (man könnte ja etwas verpassen). Dadurch wird sie müde und immer aufgedrehter, wie ein kleines Kind das bockt wenn ihm der Mittagsschlaf fehlt. Das erklärte auch ihr Verhalten draußen, denn sie war einfach überfordert. Viele Hunde seien so am Rande der Erschöpfung und würden Problemverhalten entwickeln. Regelmäßige (notfalls auch erzwungene) Auszeiten und weniger Bespaßung würden Wunder bewirken.

Seitdem gebe ich genau Acht und setze mich an stressigen Tagen zu ihr, bis sie einschläft. Maila nutzt dieses Angebot immer gern und auch ich habe für mich dazugelernt. Ihr Verhalten hat sich in den letzten Monaten sehr gebessert, auch wenn es nicht perfekt ist. Maila akzeptiert es nun besser, wenn ich die Führung übernehme und muss nicht ständig selbst alles im Blick haben. Es ist, als hätte sie die ganze Zeit darauf gewartet, dass man ihr diese Last abnimmt.

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