Wie viel Arbeit Rohfütterung wirklich macht
Wenn es um die Fütterung unserer Hunde geht, ist ja „Mord und Totschlag“ unter Hundehaltern leider an der Tagesordnung. Der eine ist für Rohfütterung, der nächste dagegen und es wird bis ins unendliche mit mehr oder weniger wissenschaftlichen Fakten diskutiert.
Wer nun was besser findet, muss jeder selbst für sich entscheiden. Allerdings höre ich regelmäßig von Nicht-Rohfütterern bestimmte persönliche Argumente. Zeit, Geld und vor allem Arbeit möchte man nach Möglichkeit nicht investieren. Und auch der Platz.. hach, das ist schon schwierig.
Hier frage ich mich selbst regelmäßig wie man das Zeit/Arbeitsargument denn einschätzen möchte wenn man nicht Roh füttert. Man weiß doch eigentlich nur durch Hörensagen, was alles gemacht werden muss.
Ich für meinen Teil war selbst erstaunt, wie schnell man doch einen Monatsvorrat an Fleisch absichern kann. Deshalb hier mal die Zusammenfassung:
Schritt 1 – lesen und berechnen
Zuerst einmal sollte man sich gut über die jeweilige Fütterungsmethode belesen (das trifft übrigens wenn man es genau nimmt auch auf andere Fütterungsarten zu!). Die Lesezeit und das Informationen einholen empfand ich zB nicht als Arbeit sondern als sehr interessant und aufschlussreich. Wer Abends Zeit hat ein Buch zu lesen, kann sich auch über seinen Hund informieren.
Die Berechnung der täglichen Rationen sind in ein paar Minuten gemacht (ich brauche für 2 Hunde etwa 30min um alles auszurechnen und nochmal zu kontrollieren) und wenn man den Bedarf des eigenen Hundes gut geschätzt hat, muss man diese sogar nur einmal am Anfang machen.
Schritt 2 – Futter kaufen
Genau wie bei anderen Fütterungsarten sollte man hier auf die Qualität achten und darauf dass man alles nötige an Fleisch bekommt, was der Hund braucht. Mit den Berechnungen (siehe Punkt 1) weiß ich aufs Gramm genau, was ich von welchem Fleisch/Organ pro Monat und Tag benötige und so dauert die eigentliche Bestellung auch nicht länger als bei herkömmlichem Fertigfutter.
Der einzige Unterschied ist hier der Spaßfaktor. Man freut sich einfach unheimlich, die täglichen Rationen beliebig zusammenstellen zu können. Unterschiedliche Fleischsorten, Knochen, Knabberzeug. Ganz nebenbei lernt man auch noch, was sein Tier gern mag und was eher nicht.
Schritt 3 – Portionieren
Der wohl „aufwändigste“ Schritt ist die Portionierung einmal im Monat.
Je nach Vorliebe muss man das aber nicht machen! Man kann auch einfach das Fleisch aus dem Kühler holen wie es gerade kommt und es verfüttern, bis die Tüte leer ist.
Da ich persönlich aber etwas Ordnung in meiner Planung haben will, portioniere ich das Fleisch von Lana und Maila. Das heißt im Klartext: alles auftauen, in einer großen Schüssel vermischen, in kleinen Plastikboxen (oder Tüten) nach Tagesbedarf abwiegen und wieder rein in die Kühlung. Auch hier kann man genau entscheiden, was der Hund wann fressen soll. Größere und kleinere Portionen bieten Abwechslung.
Für diese Prozedur (samt saubermachen) brauche ich pro Hund etwa eine Stunde im Monat.
Schritt 4 – Futter auftauen
Also, sind wir mal ehrlich: dieser Punkt ist eigentlich nicht nennenswert. Ich nehme jeden Abend pro Hund eine Dose Fleisch aus dem Tiefkühler, um sie am nächsten Morgen zu verfüttern. Zeitaufwand: 5 Sekunden!
Das Platzargument
Ich kann natürlich nicht beurteilen was andere für Küchen haben, aber hier mal ein kleiner Denkanstoß: Meine Küche ist geschätzte 4qm groß, und trotzdem passt problemlos ein kleiner Tiefkühler hinein. Keine Zauberei, nur gute Planung.
Das Geldargument
Tatsächlich ist das Teuerste zu Beginn der Rohfütterung die Gefriertruhe (falls noch nicht vorhanden). Wer hier sparen will, kann in Kleinanzeigen riesige Tiefkühl- oder platzsparende Gefrierkombis für kleines Geld finden. Ich bin auch nicht gerade reich, aber selbst für einen neuen Gefrierer hat es gereicht. Man sollte immer bedenken, dass man den nur einmal kaufen muss und dafür viele Jahre nutzen kann. Unsere Gefriertruhe bereichert seit fast 3 Jahren meine Küche und steht natürlich nicht nur für die Hunde, sondern letztendlich auch für mich dort 😉
Zu den Fleischpreisen kann man nichts pauschales sagen. Sicher ist es billiger, seinem Hund Discounterfutter zu geben. Wenn man aber auf hochwertiges setzt, kommt man (besonders beim Prey Model Raw) auf etwa den gleichen Preis wie bei Fertigfutter.
Bei mir ist es sogar so, dass ich aufgrund von Allergien für Fertiges Futter weitaus mehr zahlen würde (pro Hund 100€ aufwärts), statt nur 60-70€ pro Hund. Mal davon abgesehen, dass beide sicher ohne ihr Fleisch dauerhaft Medikamente gegen die Allergien (u.a. chemische Inhaltsstoffe!) bräuchten. Man darf nicht vergessen: Fertigfutter und deren Inhalte können unter Umständen krank machen. Das Geld was man hier spart, müsste man also dementsprechend anders investieren.
Fazit
Rohfütterung bedarf nach eigenen Erfahrungen lediglich zu Beginn der Umstellung eines höheren Aufwands. Ist erstmal alles eingespielt und das nötige Wissen da, hat man keine Probleme mehr.
Wer den Arbeits-/Platz- oder Geldaufwand der Rohfütterung als Grund vorschiebt, seinen Hund nicht lecker und artgerecht zu ernähren, denkt leider zu sehr an irgendwelche Gruselgeschichten und Erzählungen. Wenn ich langsam bin, brauche ich pro Hund höchstens (!) 90 Minuten im Monat um seine Ernährung zu sichern. Viel Zeit spart man sich auch mit Fertigfutter nicht.
Ein toller Beitrag, der mir viel neues Hintergrundwissen vermittelt hat!
Liebe Grüße, Achim (und Nacho)