Der Hund MUSS noch raus!
Jeder kennt es: Man kommt geschafft nachhause, war beschäftigt durch seine Arbeit/Familie und den gesamten Alltag und will sich einfach nur noch hinlegen und den Abend genießen. Aber halt! Da bemerkt man aus dem Augenwinkel, dass jemand mit strahlenden Knopfaugen einen sehnsüchtig anstarrt. Mist! Der Hund müsste ja auch noch mal raus. Klar, wirklich Lust hat man keine, aber man hat ja keine andere Wahl. Der Hund braucht immerhin auch mal ein wenig Bewegung. Also: Hund geschnappt, eine kleine Runde um den Block gegangen weil man es eben muss, und schnell wieder nachhause.
Natürlich kann und darf es auch mal solche Tage geben, an denen man keine Lust hat viel mit seinem Hund zu unternehmen – aus vielen verschiedenen Gründen. Aber mir fällt immer öfter auf, dass es bei manchen Hundebesitzern nur so läuft. Immer. Der Hund braucht Bewegung, also gehe ich mit ihm Ballspielen bis er geschafft ist. Der Hund muss mal, also drehe ich eine kleine Runde. Insgeheim habe ich mich schon öfter gefragt wie hier eine Bindung zwischen Tier und Mensch entstehen soll, wenn Herrchen/Frauchen sich eigentlich nur um ihre Pflichten dem Vierbeiner gegenüber sorgen und nie Spaß dabei haben, mit ihrem Hund Zeit zu verbringen. Bis ich realisiert habe, dass es bei mir in letzter Zeit leider genauso ist. Und ich habe nachgedacht.
Seit unserem Vorfall hat sich vieles verändert. Ich bin ängstlicher geworden. Ich liebe Lana und Maila, aber die Angst ist draußen seitdem immer dabei gewesen. Vor lauter üben, Verzweiflung und „das werden wir nie schaffen“ wurde unser Gassigehen zum Zwang für mich. Ich habe schon Stunden vorher gedacht „och ne, nachher musst du nochmal raus. Hoffentlich passiert nichts…“.
Hier sollte man mal bedenken, dass so ein Zwang (aus welchem Grund auch immer er entstanden ist) auch für uns Menschen nicht gut ist. Man sollte doch auch selbst Spaß haben, oder nicht? Vielleicht sollte man umdenken, seinen Hund einfach zu einem sportlichen Begleiter machen und statt zu laufen lieber regelmäßig Rad/Inliner fahren oder Joggen, je nachdem was einem selbst auch Freude bereitet. Ich bin überzeugt davon, dass Tiere sehr wohl merken, ob Herrchen/Frauchen Spaß an der Sache hat.
Heute bin ich mit den beiden spazieren gegangen. Ich liebe den Herbst und das Wetter war zwar windig, aber nicht zu kalt. Perfekt für mich! So sind wir einfach mal schnell gegangen (weil ich nicht gerne langsam vor mich hintrotte) und haben uns neue Wege in unserer Nachbarschaft ausgekundschaftet. Ich habe meine eigens festgelegte Gassi-Mindestwegstrecke pro Tag (hier auch wieder Stichwort: Zwang) sogar weit überboten. Wieso? Weil ich tatsächlich wieder Spaß hatte! Wir waren einfach mal wieder ein Team, das nicht nur nebeneinander herläuft sondern auch zusammengehört.
So ein Hund beansprucht viel Zeit. Darüber waren wir uns alle vorher im Klaren. Aber warum verplempern wir sie so damit zu denken, dass wir zu etwas „gezwungen“ sind? Dass es am Besten ist, es schnell hinter sich zu bringen? Unsere Hunde sollten doch eigentlich keine lästige Aufgabe sein, sondern ein Familienmitglied mit dem wir Spaß haben. Wir werden unsere Vierbeiner leider nicht für immer an unserer Seite haben und wir sollten jede Minute mit ihnen auskosten. Nicht weil wir es müssen, sondern weil wir es WOLLEN.
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