Wie es ist, einen Zweithund zu haben
Schön, dass Du hergefunden hast. Dies ist der zweite Teil zum Thema Zweithund. Wenn du den ersten Teil noch nicht kennst, schau doch einfach hier.
Zu der Wahl des richtigen Zweithundes kann man pauschal nur wenig Aussagen treffen. Es kommt auf den Erziehungsstand und Charakter des vorhandenen Ersthundes an und kann alles von Anfang an gut klappen, muss es aber nicht. Wenn man sich unsicher ist, sollte man von vornherein einen Trainer zu Rate ziehen der die Hundewahl, Zusammenführung und Gewöhnungsphase begleitet. Oft sind jedoch
– gleichgeschlechtliche
– Wurfgeschwister
– gleichzeitig Pubertäre
– Welpen zu sehr alten Hunden
– sehr ruhige zu sehr quirligen Hunden
– Auslandshunde mit unbekannter Herkunft und Erfahrungen
oder Hunde mit Ressourcenaggressionen
in Konstellation problematisch. Man sollte dementsprechend den neuen Vierbeiner in Ruhe kennenlernen und rational (!) entscheiden ob er der Richtige ist. Entscheidungen aus dem Bauch heraus oder aus Mitleid sind hier vollkommen Fehl am Platz und können den Ersthund sein komplettes Leben lang stark beschränken! Ich kenne viele Fälle in denen die Chemie zwischen den Hunden partout nicht stimmte und die deshalb dauerhaft im Haus separiert leben, umKämpfe und sogar Todesfälle zu vermeiden. Selbst Training kann nicht alles richten. Wenn ich jemanden nicht mag, kann man mir auch nicht beibringen ihn zu mögen.
Die richtige Zusammenführung ist für den ersten Eindruck sehr wichtig. Am Besten ist es, das neue Familienmitglied erst einmal ohne eigenen Hund zu treffen und sich ein Bild zu machen. Danach sollte sich nach Möglichkeit mehrmals auf „neutralem Boden“ getroffen werden, damit sich die Vierbeiner kennenlernen können.
Sofort einen fremden Hund in die eigene Wohnung zu schleppen kann böse enden und ist meistens für beide Hunde sehr unangenehm. Der Alteingesessene kann den „Neuen“ als Eindringling ansehen und der Zweithund kann möglicherweise völlig überrumpelt von der neuenUmgebung und dem noch fremden Familienhund sein.
Man sollte besonders in den ersten Tagen sofort Grenzen stecken an die sich alle Familienmitglieder halten. Ein Hund muss zwar auch „in Ruhe ankommen“ können, das bedeutet aber nicht dass er in der ersten Zeit Narrenfreiheit haben sollte! Der Vierbeiner kann sich mit festen Regeln schneller einleben und Vertrauen gewinnen. Getrennte Futter- und Schlafplätze können besonders zu Anfang Ruhe und Sicherheit vermitteln.
Auch im späteren Leben sollte man dringend darauf achten, beide Hunde so gut es geht gleich zu behandeln und keinen zu bevorzugen, um kein Konkurrenzverhalten zu schüren.
Wer uns gut kennt, weiß dass ich bei der Wahl des Zweithundes mal so richtig Mist gebaut habe. Fast alle Punkte der unpassendsten Konstellationen treffen auf Lana und Maila zu: zwei Hündinnen, Wurfgeschwister, Schlaftablette und Flummi und dazu waren auch noch beide gleichzeitig in der Pubertät.. das volle Programm also 😉 wir sind dementsprechend also leider ein Musterbeispiel dafür was passiert, wenn man den falschen Zweithund wählt.
Auch wenn man es gern vermutet: auch Wurfgeschwister können mitunter sehr verschieden sein. Es ist nicht leicht, zwei Hunde mit völlig contrairen Bedürfnissen und Charakteren auszulasten und ihnen ein schönes Leben zu ermöglichen.
Während Lana ein sehr gemütlicher Couchpotato ist und auch bei einem Rentner ein glückliches Leben mit 5-Minuten-verrückt-rumrennen und wieder ab nachhause haben könnte, ist Maila das komplette Gegenteil. Sie ist immer aktiv, endlos verspielt und – kennt leider auch kein Ende. Sie schafft es immer wieder einen Streit vom Zaun zu brechen, Lana zu dominieren und selbst im Freilauf einzuengen. Das Ganze zu unterbinden ist eine riesen Arbeit und bedarf vielen Trainingsstunden. Mittlerweile haben wir es zumindest besser im Griff als am Anfang. Trotz allem merkt man bei beiden Hunden einen enormen Unterschied, wenn Frauchen mit jedem allein unterwegs ist. Gemeinsam sind wir das wandelnde Chaos – einzeln habe ich wohlerzogene Engel an der Leine 😉
Das gleiche Bild zeigt sich übrigens auch bei den Sozialkontakten. Während Lana eigentlich absolut keinen Kontakt zu Fremdhunden haben will, ist Maila mit Feuer und Flamme dabei wenn es ums spielen geht. Auch hier ist wieder Einzelgassi die einzige Lösung, um beiden Hunden gerecht werden zu können. Während Maila also ihre Hundespielpartys bekommt, gehe ich mit Lana lieber gemütliche Einzelrunden, lasse sie am Rad laufen oder animiere sie zu Ballspielen.
Auch wenn beide Hundemädels unterschiedlicher nicht sein könnten, sind sie sich doch in den „besten“ Situationen einig. Nämlich genau dann, wenn es ums pöbeln und Terror machen geht. Auch das ist mit Zweithund keine Seltenheit und stellt sich ganz langsam mit der Zeit ein. Hatte ich also vor dem zweiten Vierbeiner einen Hund der perfekt hört, habe ich mit beiden Hunden an der Leine mittlerweile einen 50kg schweren wandelnden Pöbel-Fellmob der sich bei Katzen, Wild und „Tut-Nixen“ mehr als einig ist: alle müssen sterben. Ein Training ist derzeit nur einzeln möglich. Was man auch bedenken sollte: ein Trainingspartner ist mit Zweithund ein Muss: die Mädels hassen sich zwar manchmal, aber können nicht ohne einander alleine sein.
Obwohl beide Hundemädchen so unterschiedlich sind kann ich dennoch nicht sagen dass ich die Entscheidung bereue, einen zweiten Hund dazugeholt zu haben. Maila ist ein wunderbarer Hund mit ganz viel Persönlichkeit und ich könnte sie nie wieder hergeben. Trotzdem vermisse ich die Zeit mit nur einem Hund manchmal ganz schön. Der Einfachheit halber.
Ob ich mich aber mit diesem Erfahrungswert jemals wieder für einen Zweithund entscheiden würde, weiß ich nicht. Vielleicht schon. Nur diesmal bitte einen passenden.
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