…weil es ein Hund ist?
Wer einen Vierbeiner zuhause hat, bekommt hin und wieder Sätze an den Kopf geworfen die unumstößlich klingen. Alte Weisheiten, die sich hartnäckig halten. Diese hier klingt so indiskutabel, dass viele Gespräche an dieser Stelle enden. Und wie so oft, kommen solche Worte meistens von Nicht-Hundebesitzern.
„So viel Geld nur für Futter! Günstiges hätte auch gereicht!“
„Ach Quatsch, ein Hund braucht keinen Mantel.. der kann ruhig mal frieren.“
„Wie, der schläft nicht draußen im Garten?“
„Früher gab es auch keine Medikamente für Hunde. Der gewöhnt sich da schon dran.“
Das ist ein Hund. Der muss das abkönnen.
Diese zwei Sätze lösen innerhalb von Sekunden so viel Unverständnis in mir aus, dass es mir jedes mal den Boden unter den Füßen wegreißt.
Dass mein Hund tatsächlich ein Hund ist, ist hier natürlich nicht der schlagende Punkt. Es ist eher der zweite dahergesagte Satz. Kaum höre ich solche Dinge, beginnt es in meinem Kopf zu rattern..
Unsere Vierbeiner brauchen keine gute Nahrung, nur weil sie Hunde sind..?
Der Rassehund, dem wir Menschen seit Jahrhunderten die Unterwolle weggezüchtet haben, braucht keinen Mantel obwohl er sichtbar friert?
Ein soziales Lebewesen soll von seiner Familie verlassen allein draußen schlafen, weil man das schon immer so macht?
Ein Tier, dem man problemlos die Schmerzen nehmen könnte soll leiden?
Einem Tier eine gute Behandlung und das stillen seiner Bedürfnisse abzusprechen, nur weil es kein Mensch ist, ist doch an sich schon unstimmig. Diese beiden Sätze klingen für mich durchgängig danach, als würde sich jemand selbst zu beruhigen versuchen.. Als ob es nach solch einer Aussage legitimer wäre, seinen schlotternden Vierbeiner draußen mutterseelenallein zu lassen. Wohlgemerkt, obwohl man ihm helfen könnte.
Sicher mag es viele Kleinigkeiten geben, die ein Tier unbeschadet überstehen kann (zB. die Mantel-Situation), aber wieso nutzen wir dann als Mensch überhaupt all diese Dinge? Früher hatten wir auch keine Designerjacken oder Häuser mit Heizungen, warmem Wasser und Strom? Wir sind doch Menschen. Wir können das doch wohl sicher auch ab. Wir sind doch robust.
Die Antwort dafür ist sehr einfach.
Weil man es immer schon so macht
Ich vermute, dass dieses Denken aus einer Zeit stammt, als der Hund noch „Nutztier“ war. Bis heute sieht man, wie manch einer mit seinen Nutztieren umgeht und ihre Grundbedürfnisse ignoriert. Trotz allem verstehe ich es nicht.
Hinzu kommt oftmals, dass manch einer sich sogar schon schwer tut, sich in andere Menschen hinein zu versetzen.. wie soll es da bei einem Tier funktionieren? Da wird der 4-monatige Welpe auf einmal zur Ausgeburt der Hölle, weil er in seiner Panik die Haustür anknabbert wenn Frauchen und Herrchen die Wohnung verlassen.
Wir spüren unsere eigene Unbehaglichkeit und können explizit etwas dagegen tun. Ein Hund kann das nicht. Er fühlt sich dann schlecht, kommt aber ohne unsere Hilfe nicht aus so einer Situation heraus. Dabei liegt es doch an uns, ihm dabei zu helfen dass es ihm gut geht. Er vertraut uns und wir tragen die Verantwortung. Auch ein Hund möchte Dinge erleben, die schön sind – ob man es immer schon so gemacht hat, ist ihm dabei egal. Und das sollte es uns auch.