6 Erziehungsfehler, die wir nie wiederholen würden!

Sich einen Hund anzuschaffen, ist eine Sache. Ihn richtig zu erziehen steht auf einem ganz anderen Blatt. Gerade als Neu-Hundebesitzer schleichen sich schnell Fehler ein, die man selbst nicht bemerkt. Sie können das ganze Hundeleben beeinflussen. So auch bei uns. Heute habe ich mal die 6 größten Erziehungsfehler die ich begangen habe und bitter bereue zusammengefasst.

Alleinsein zu spät üben
Das Alleinsein gehört zu einer der grundlegenden Dinge, die jeder Hund in unserer Gesellschaft lernen muss. Jeder hat einen Job, muss zum Arzt, einkaufen oder möchte auch so einfach mal etwas ohne seinen Hund unternehmen. Klappt das nicht, wird der Vierbeiner schnell zu einem riesen Problem, denn jeder der Nachbarn hat muss dann um seine Wohnung und somit auch seine Existenzgrundlage bangen, wenn der eigene Hund zuhause durch Bellen und heulen ein angenehmes Miteinander stört.
Als klein Lana bei uns einzog, war sie auf den Tag genau zarte 8 Wochen alt. In den ersten Tagen war sie etwas schüchtern und musste erst auftauen. Im Vergleich zu den Hunden die ich kannte, war sie so winzig und zerbrechlich, dass manchmal mein Verstand aussetzte. Das kleine Plüschwesen sollte genug Zeit bekommen, in ihrem neuen Leben anzukommen und war nie allein. Immer, wenn ich daran dachte, sie allein zu lassen, brach es mir das Herz. Ich wusste damals nicht, wie man einem jungen Hund das Alleinsein beibringt und wunderte mich, dass es nur semi-gut klappte, wenn wir kurz weg waren. Lana bellte zwar nicht, aber sie lief unruhig in der Gegend umher, winselte leise und schien uns sehr gestresst zu begrüßen, wenn wir wiederkamen. Dabei hätte ich ganz einfach damit beginnen können, innerhalb der Wohnung einfach mal für eine Minute die Tür hinter mir zu schließen und die Zeit zu steigern. So hätte sie lernen können, dass das normal ist.
Erst mit etwa einem halben Jahr, als Maila dazu kam, begannen wir sie oft länger als 5 Minuten zum einkaufen zuhause und ohne Betreuung zu lassen – zu spät, wie ich im Nachhinein weiß. Zusammen mit Maila, die es bisher ebenso nicht kannte, allein zuhause zu bleiben und die das ganze Haus zusammenbellte, war es nun eine riesen Aufgabe die beiden kleinen Damen davon zu überzeugen, dass man wirklich wirklich wiederkommt und es keinen Grund zur Panik gibt. Besonders wenn man auf einmal zwei Hund hat, die sich gegenseitig mit Gebelle anstecken hat man oft nicht einmal mehr eine Chance. Es dauerte Monate bis es funktionierte, und das auch nur mittels eines Tricks. Zwar können die beiden Damen heute problemlos ohne Stress zuhause bleiben, wenn Frauchen und Herrchen arbeiten sind, diese Dramatik hätte ich mir trotzdem gern erspart. Wie wir es dennoch geschafft haben? Lest hier.

Rückruf – komme was wolle
Fragt man Hundebesitzer was wohl das wichtigste Kommando ist, werden sehr viele auf den Rückruf stoßen. Läuft ein Hund frei, kann es sogar über Leben und Tod entscheiden und vor allem sicherstellen, dass man sein Tier immer unter Kontrolle hat und brenzlige Situationen problemlos abbrechen kann. Der Hund sieht einen Hasen? Möchte einen Jogger hetzen, seinen Ball der gerade über die Straße rollt verfolgen? Rückruf! Sitzt er, steht vielen Hunden ein deutlich freieres Hundeleben bevor, als ihren angeleinten Artgenossen.
Schon als Lana und Maila klein waren war mir bewusst, wie wichtig der Rückruf ist. Allerdings habe ich Lana so gut wie nie als Welpe zurückrufen müssen, denn sie blieb immer in meiner Nähe und war ein sehr einfacher Welpe, der nicht sonderlich schnell unterwegs war. Das änderte sich schlagartig, als Maila mit einem halben Jahr dazu kam. Sie brachte dermaßen viel Schwung in unsere Gruppe, dass sie nahezu unkontrollierbar wurde. Noch heute kann Maila nicht sicher zurückgerufen werden – sie hat es einfach nie zuverlässig gelernt, bevor sie andere Problematiken entwickelt hat. Sie begann schnell, den Horizont nach Dingen zu scannen, die interessant sein könnten, um dann abzuhauen und beispielsweise andere Hundegruppen mal etwas aufzumischen.
So ein Hund ist die Todeskombination, denn man muss im Freilauf ganz extrem auf seine Umwelt achten. Sieht der Hund etwas Spannendes zuerst, ist er eventuell weg weil alle Sicherungen durchknallen und es einfach NICHTS mehr auf diesem Planeten gibt, was für Ablenkung sorgen kann. Früher wusste ich nicht, wie ich so etwas angehen soll.. Heute wäre die kleine Dame spätestens nach dem ersten Reißaus an der Schleppleine gelandet und hätte zusätzliches Einzeltraining bekommen. Mit etwas Wissen wäre es ein leichtes gewesen, dieses Verhalten im Keim zu ersticken.

Hundewiesen
Als Lana klein war, wohnten wir in Berlin. Ich war fest entschlossen, aus ihr den perfekten Alltagshund zu machen. Wir lernten gemeinsam, fremde Menschen zu mögen, keine Angst vor der U-Bahn zu haben und dass man keine vergammelten Döner vom Boden fressen darf. Ebenso sollte sie lernen, mit anderen Hunden gut klarzukommen. So gingen wir jeden Tag auf den Hundeplatz..
Im Nachhinein kann ich mich nicht daran erinnern, dass Lana jemals dort gemobbt wurde.. aber ich wusste auch nicht wie Mobbing unter Hunden aussieht oder dass das überhaupt ein großes Problem auf öffentlichen Hundeplätzen ist. Der Gedanke, dass sie mit 10 Wochen vielleicht in meinem Beisein schikaniert wurde und ich nichts davon gemerkt habe ist mehr als nur unangenehm. Mir wurde damals zusätzlich noch der Tipp gegeben, sie wegzuschicken wenn sie zu mir kam damit sie lernt, selbst Dinge zu regeln. Mittlerweile weiß ich, dass sie Schutz suchte wenn sie das tat und ich sie im Endeffekt allein im Regen stehen ließ. Ein sehr schmerzhafter Gedanke, das seinem schutzlosen Welpen anzutun.
Zum Glück hat dieser Fehler keine größeren Probleme ausgelöst. Lana konnte schnell wieder erlernen, dass Frauchen auf sie aufpasst und nutzt dies gern. Später begann ich, mit ihr nur noch mit ausgewählten Hunden Gassi zu gehen, zu denen längerer Kontakt besteht. Das tat ihr sehr gut und ich würde sagen, sie hat mir diesen Fehler zum Glück komplett verziehen. Auch mit Fremdhunden hat sie für ihre Rasse lange absolut positives Sozialverhalten gezeigt, bis sie in die Phase ihres Lebens kam, in der fremde Hunde keinen Sinn mehr für sie ergeben – absolut normal.

Feedback?
Wie man vielleicht schon herauslesen kann, war Lana ein recht einfacher Welpe mit wenigen ernstzunehmenden Problematiken. Den ersten Trainerkontakt hatte ich dementsprechend leider erst sehr spät, als Lana und Maila etwa 8 Monate alt waren. Es dauerte sogar noch länger, um zu lernen wie man überhaupt sinnvoll mit seinem Hund kommuniziert und im Training arbeitet. Es war ein langer Weg, um die für uns passende „Technik“ zu erlernen und tatsächlich Probleme gemeinsam anzugehen.
Missachtet man kleinste Details, merkt man nicht einmal wie oft unsere Hunde einen anschauen und auf ein Feedback von Herrchen oder Frauchen warten, bevor sie ggf. selbst eine Entscheidung treffen. Ein kleines zögern, ein kurzer Blickkontakt – alles Momente in denen man hätte einhaken können, um die Bindung zwischen Mensch und Hund zu stärken. Noch heute bin ich dabei, diesen Fehler auszubügeln.
Wer hier schon etwas länger mitliest weiß, dass Lana und Maila eine Aggression gegenüber Artgenossen mitbringen. Ziel ist es, dass die zwei genug Vertrauen haben um bei mir nachzufragen, wie sie reagieren sollen statt selbst die Fackeln und Mistgabeln herauszuholen. Sie sollen mir bei Hundesichtung ihre Aufmerksamkeit freiwillig schenken und darauf warten was ich ihnen vorschlage, bevor sie eigenmächtig entscheiden. Dazu fordere ich ein ruhiges beobachten des Fremdhundes und einen darauffolgenden Blickkontakt ein. Mittlerweile klappt das ganz gut, es wäre jedoch deutlich besser wenn sie schon als Welpe diese Art von Rückmeldung erhalten hätten.

Ruhe beim Dinner
Einige Welpen bringen eine gewisse Angespanntheit mit, was die Fütterung anbelangt. Das kann viele Ursachen haben: große Würfe, Chaos bei den Fütterungen oder auch die Genetik können diese Problematik verstärken und dafür sorgen, dass selbst kleinste Welpen schon aggressiv reagieren wenn sie gerade fressen.
Als neuer Hundebesitzer beginnt man dann schnell den Welpen zu bestrafen, ihn beispielsweise wegzuschieben wenn er aggressiv reagiert, absichtlich in seinem Futter herumzustochern oder ihn zu streicheln, während er frisst. Das ist rein menschlich betrachtet sinnvoll, denn er soll ja merken dass ihm nichts weggenommen wird – das Blöde dabei ist, dass Hunde das in diesem Moment ganz anders wahrnehmen. Es empfiehlt sich eher, den Welpen in Ruhe an einem für ihn sicheren Ort fressen zu lassen. Wer würde schon ruhig bleiben, wenn ihn jemand beim essen die Frisur ruiniert oder ständig die Pommes vom Teller klaut? Ein ruhiger Tisch am Fenster im Lieblingsrestaurant ist auch für uns eine deutlich angenehmere Sache 😉 
Ich habe letztens von einem Trainingsansatz gehört, der bei schwierigeren Hunden eingesetzt wird und sehr positiv ist. Hierbei ist das einzige was „die Hand“ in diesem Moment macht, noch etwas leckeres in den Napf dazuzulegen und schnell wieder zu verschwinden. So lernt der Welpe von Anfang an, dass ihn niemand beim Fressen stört und ihm nichts weggenommen wird sondern er eher noch einen Bonus obendrauf erwarten kann. Reicht jedoch alles Training nicht aus und es treten auch nach Monaten keine Besserungen auf, sollte man bei so einem wichtigen Thema dringend einen guten Trainer hinzuziehen, der sich mit dem Problem besser auskennt.

Ich muss zugeben, dass ich mit Lana genau die Dinge veranstaltet habe, die man nicht tun soll.. zum Glück scheint sie kein Hund zu sein, der da sehr empfindlich ist. Sie hat nie mir gegenüber Futteraggressionen gezeigt und auch hier verziehen, was ich in völligem Unwissen tat. 

Fairness?
Ist man neu in der Hundehaltung, macht man vieles einfach nach Bauchgefühl. Das muss nicht falsch sein. Kommen allerdings fragwürdige Tipps aus dem Umfeld dazu, durch die man sich durchprobiert ist das schwierig. Es gibt unendlich viele Momente, die ich im Nachhinein in der Hundeerziehung bereue. Nicht nur weil sie sinnlos oder zu spät stattfanden, sondern ganz besonders die Tipps dem Tier gegenüber einfach nicht fair waren.
Ich erinnere mich daran, wie verzweifelt ich war als Lana auch mit 4 Monaten noch nicht vollkommen stubenrein werden wollte, obwohl ich alles daran setzte, es ihr möglich zu machen. Ich ging 5 mal tagsüber raus und stand oft Nachts trotz Vollzeitjob wochenlang zweimal auf, um meinen Welpen nach draußen zu tragen und sie ihr Geschäft verrichten zu lassen. Es wollte und wollte nicht klappen – und das, obwohl ich teilweise von Welpen hörte, die mit 10 Wochen schon zu 90% stubenrein waren. Ich bekam damals von einem anderen Hundehalter den Tipp, sie mit der Nase in ihre Pipi zu drücken, damit Lana merkt wie eklig das ist.. und tat es irgendwann aus purer Verzweiflung. Selbstverständlich fühlte ich mich furchtbar dabei und tat dies auch nur ein paar mal weil mein Bauchgefühl mir davon abriet, Dennoch ist es absolut respektlos dem Tier gegenüber gewesen und nicht wiedergutzumachen. Der Hund versteht diese Geste nicht, er hat vielleicht Schmerzen dabei, verliert das als Welpe so wichtige Vertrauen in seinen Menschen. Ihr Blick sprach Bände.
Das Schlimmste war jedoch der Moment in dem ich lernen musste: gerade große Rassen können bis zu einem bestimmten Alter ihre Blase garnicht kontrollieren. Selbst wenn Lana also verstanden und es gewollt hätte, sie hätte garnicht stubenrein sein können.
Ähnliche Dinge passieren neuen Hundebesitzern auch, wenn ihre Vierbeiner sehr aktiv sind. Man kann mit Härte keine innerliche Ruhe forcieren, wenn man sie selbst in dem Moment nicht einmal hat. Auch das ist etwas, das wir mit Balkaa erst lernen mussten.
Das sind nur zwei Beispiele, die unseren Vierbeinern gegenüber unfair sind und gerade wenn man ohne Hilfe dasteht, passiert so etwas unbewusst öfter als man denkt. Eine gute Hundeschule kann hier eine große Hilfe sein und ist ihr Geld auf jeden Fall wert. 

Hundeerziehung ist nicht geradlinig und auch nicht immer leicht. Viele Hunde verzeihen ihren Besitzern unendlich viele Fehler und wir als Mensch lernen in so einem Hundeleben mit der passenden Unterstützung sehr viel dazu. Ich würde heute unendlich viele Dinge anders machen als vor fast 10 Jahren.
Manchmal ist es ganz interessant, zurückzublicken und sich daran zu erinnern, was wir alles falsch gemacht haben, statt die Fehler immer nur beim Tier zu suchen. Wir sollten uns immer im Klaren sein, dass wir auch nicht perfekt sind und auch unsere Vierbeiner nur so viel lernen können, wie wir es ihnen ermöglichen.