Nüchternes Erbrechen bei Hunden und mögliche Ursachen

Nahezu jeder Hundebesitzer kennt es: man liegt Morgens um 5 im Bett, schön eingekuschelt und schläft eigentlich tief und fest… Aber dann…
Man wird mit Geräuschen wie aus Jurassic Park geweckt und sofort ist klar, dass man gleich eine nächtliche Putz-Session einlegen darf, wenn man nicht sofort handelt. Der eigene Vierbeiner steht gerade irgendwo, würgt sich die Seele aus dem Leib und speit gleich gelben Schaumschnodder – am Liebsten auf den tollen Langfloorteppich, die teuren Hundebetten oder die neue Couch. Also springt ihr aus dem Bett auf und versucht in letzter Sekunde, den würgenden Hund irgendwo hinzubugsieren wo er mit seinem Kotzeschwall nicht so viel eindrecken kann. Aber, warum haben so viele unserer Vierbeiner eigentlich solche Probleme?

Zuerst einmal ist zu sagen, dass morgendliches Erbrechen quasi bei jedem Hund auftreten kann und in der Tat nicht zwangsweise schlimm ist, wenn es MAL passiert.
Morgens ist der Magen leer und die Magensäure rumpelt dann schnell mal etwas im Bauch. Einige Menschen kennen das auch, erst hat man Morgens keinen Hunger, danach kommt dann die Übelkeit und manchmal ist es auch schneller wieder weg, als man denkt. Die Magensäure unserer Vierbeiner ist allerdings stärker, sodass sie sich oftmals auch unbemerkt damit quälen. Das Erbrechen ist also nur die Spitze des Eisbergs.
Tritt nüchternes Kotzen häufiger auf, wird es Zeit mal einen Blick auf die Ernährung unserer Vierbeiner zu werfen und ein paar Dinge zu erklären, um etwas Verständnis für die Grundprobleme zu schaffen. Denn wie in vielen Momenten mit Hund, liegt die Problematik oft nicht beim Tier, sondern bei uns Menschen und unseren gelegentlichen Denkfehlern. 

Auch wenn der Hund natürlich kein direkter Wolf mehr ist, entspricht sein Verdauungstrakt erstaunlich stark eben diesem – Forschungen zufolge etwa zu 98%! Der Wolf ist darauf ausgelegt, möglichst viel Nahrung in möglichst kurzer Zeit zu sich zu nehmen, wenn es denn so weit ist. Schlingen ist somit auch bei unseren Hunden völlig normal und sollte geduldet werden, solange sie denn dabei nicht an sich selbst ersticken oder wirklich aufgrund von Traumata o.ä. gestört sind. 
Ein Raubtier wie es der Hund einst war, hat normalerweise keine festen Fütterungszeiten. Kommt was schmackhaftes vorbeigelaufen, wird es verspeist. In unserer Gesellschaft ist das allerdings auf einmal ganz anders. Es gibt für viele Hunden feste Fütterungszeiten, immerhin ist das auch für uns Menschen gut. Das Problem: Unsere Vierbeiner merken sich diese Gewohnheiten unheimlich schnell. Und wenn sie ihren Snack zu einer bestimmten Uhrzeit erwarten, beginnt der Magen schonmal vorsorglich, Magensäure vorzuproduzieren wenn das Hundehirn ihm sagt, dass die Fütterungszeit bald ran sein könnte. So wird bei zu regelmäßigen Fütterungszeiten auch regelmäßig Magensäure produziert, die unseren Vierbeinern schonmal Probleme bereiten kann. An diesem Punkt beginnen viele Hunde bereits nüchtern zu kotzen wenn mal kein Futter pünktlich „auf dem Tisch“ steht, aber wir Menschen treiben es unbewusst noch weiter auf die Spitze.


Uns als Besitzern fällt natürlich auf, dass der Magen nur mit gelbem Schleim gefüllt war und schieben das Unwohlsein auf Hunger. Nun wird also begonnen, die Ration des Hundes in 2 oder sogar 3 mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag zu verteilen, damit der Magen nie so leer ist, dass es Hasso schlecht geht. Und genau hier liegt der größte Fehler, mit dem man alles nur noch unerträglicher für den Hundekörper macht. Zwar lassen sich so bei vielen Hunden die Symptome des Erbrechens abstellen, dennoch belastet man den Magen-Darmtrakt noch schlimmer als vorher. Wie bereits oben erwähnt, ist der Hund nicht darauf ausgelegt, regelmäßig kleinere Mengen zu sich zu nehmen, sondern zu schlingen. Er wird nun mit beispielsweise 3x täglich 200g Nassfutter statt einmal 600g niemals mehr völlig satt sein. Stellt Euch vor, ihr dürft über den Tag verteilt nur dreimal ein halbes Brötchen essen: wärt ihr zufrieden ohne jemals ein völliges Sättigungsgefühl zu erreichen? An dieser Stelle beginnen Hunde übrigens auch oft simultan zu betteln, werden dann noch zusätzlich gefüttert und erlangen ein gehöriges Übergewicht. Noch dazu kommt der Magen nie dazu, sich völlig zu entfalten und die Magenbänder verkümmern. So ist es möglich, das Risiko für eine Magendrehung zu erhöhen, obwohl der Vierbeiner vielleicht garnicht dafür prädestiniert war.
Der zweite kritische Punkt an dieser Entwicklung ist, dass wir mit einer häufigeren Fütterung weiterhin dafür sorgen dass noch mehr Magensäure produziert werden muss, weil ja nun öfter Futter im Anflug ist. War dies vorher nur einmal täglich der Fall, wird es nun so oft geschehen, wie gefüttert wird. Baut man nun noch feste Zeiten ein, gibt es oftmals wieder Bauchgrummeln, Stress und Bettelei zur Futterzeit. Es kann sich sogar Sodbrennen bei unseren Hunden einstellen, das sich durch schmatzen und Schmerzhaftigkeit bis nach der Fütterung hinzieht und sehr unangenehm für unsere Vierbeiner ist. 
Diese pausenlose Belastung durch mehrere Fütterungen täglich und feste Zeiten die auf den Magen wirkt, wirkt auch im gesamten Körper. Besonders bei Lebewesen wie unseren Haushunden die viel Fleisch benötigen, kann der Magen und Darm so niemals „abschalten“ und zur Ruhe kommen. Es gibt immer was zu bearbeiten bei einem Tier, was eigentlich seiner Herkunft entsprechend auch mal tagelang in knappen Zeiten nichts fressen könnte.

Tipps wie das „Betthupferl“ – also ein Keks, Stück Brot oder Leckerli vor dem Schlafengehen, um das nüchterne Erbrechen zu verhindern löst also nicht das Problem, sondern vertuscht nur die Symptome falsch verstandener Fütterungsrituale. 

Übrigens: aufgrund der Verdauungszeit der einzelnen Komponenten, ist das nüchtern Kotzen oftmals häufiger vertreten bei Hunden, die natürlich ernährt werden. Rohfleisch und Nassfutter lassen sich vom Körper besser verarbeiten als Trockenfutter und sind so zwar schonender, sorgen aber für ein plötzliches Auftreten der Probleme kurz nach der Umstellung. Man gibt dem Körper nun quasi die Chance zu schreien „Änder was, das tut mir so nicht gut!“ Grundsätzlich sind Rohfleisch und Nassfutter jedoch für den Körper besser, weil sie nicht so lange brauchen um verdaut zu werden wie es Trockenfutter tut. Morgendliches Erbrechen nach einer Umstellung auf neues Futter ist also nicht unbedingt ein Indiz dafür, dass Barf oder Nassfutter nicht vertragen wird, sondern eher dass gerade eine Umstellung auf etwas viel natürlicheres im Gange ist. Füttert man hier richtig, kann man optimale Bedingungen für unsere Hunde schaffen. 

Unsere beiden Plüschdamen sind als starke Allergiker und aufgrund ihrer Rassen sehr anfällig für Erbrechen und Erkrankungen des Magen-Darmtraktes. Auch ich habe zu Beginn meiner Hundehaltung den Fehler gemacht, Lana und Maila zu festen Zeiten zu füttern und mich zu wundern, woher denn diese Übelkeit kommt. Ich war wirklich verzweifelt, denn man bekommt wenig Schlaf wenn die eigenen Vierbeiner beide jede Nacht mindestens einmal kotzen – von der Sorge dass man alles falsch oder die ständige Magensäure im Hals- und Rachenbereich Schaden anrichten könnte mal abgesehen. Durch einen Tipp begann irgendwann, sie zeitlich versetzter zu füttern: mal um 5 Uhr Morgens, mal erst Mittags und vor allem nur noch einmal täglich, statt Morgens und Abends. Auch wenn die Umstellung hart für uns alle und geprägt von starken Bettelphasen war: Nach etwa einem Monat hörte das Problem schlagartig auf und kam nie wieder. Es war überstanden, und das nur durch diese kleinen Änderungen. Dieser Tipp war es also, der uns viel Leid erspart hat und den ich heute weitergeben möchte. Es lohnt sich immer, einmal genauer hinzusehen und Gewohnheiten zu hinterfragen.

Achtet mehr darauf dass Eure Vierbeiner gutes, artgerechtes Futter bekommen, variiert die Fütterungszeiten und füttert vor allem nur einmal täglich, um Eurem Hund so weit in seiner Natur entgegen zu kommen, wie es geht. Er und seine Gesundheit werden es Euch später einmal Danken
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Anmerkung: Das alles ist nicht von mir erdacht. In Barf-und Preykreisen ist diese Problematik bekannt. Man stützt sich hierbei auf Forschungsergebnisse von Mogens Eliasen. Sollte Euer Vierbeiner dennoch weiterhin Probleme aufweisen, ist dementsprechend ein Gang zum Tierarzt notwendig. Ein gesunder Hund sollte durchaus keine Problematiken durch eine Fütterung einmal täglich bekommen. Auch ist an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass Hunde mit Vorerkrankungen zwar auch betroffen sein können, man hier dennoch differenzierter schauen muss, ob eine Änderung überhaupt möglich ist. Es gibt viele Erkrankungen, die eine mehrmalige Fütterung erfordern können. Geht um Zweifel zu einem Tierarzt, der sich mit Ernährung auskennt!