Aufbruchsstimmung
Ja, das ist wohl das Beste Wort, das die derzeitige Gefühlslage unserer kleinen Hundhoch3-Familie beschreibt.
Wie Ihr sicher mitbekommen habt, machen wir uns gerade mit der Maulkorb Factory selbstständig. Unser Firmen“Baby“ hat schon nach kurzer Zeit so viel Potenzial, dass quasi vorhersehbar ist, dass es in unserer kleinen Stadtwohnung in Potsdam aus allen Nähten platzen würde. Man bräuchte eine richtige Werkstatt mit kleiner Ladenfläche – einfach eine Geschäftsadresse, wenn wir Mitte Oktober mit unserer Schulung zu den Umbauarbeiten mit Metall fertig sind. Blöd nur, dass solch ein Luxus – zumindest für uns – in der Hauptstadt Brandenburgs, wo wir seit Jahren arbeiten und zeitweise auch leben nicht bezahlbar sein wird…
Das Land Brandenburg war noch nie nett zu uns. Seit Jahren haben wir rechtliche Probleme, wenn Lana und Maila als Besuchshunde einen Teil ihrer Zeit hier mit mir verbringen. Zwar habe ich gegen die Maulkorb- und Leinenpflicht für Besuchshunde nichts, dennoch bewegen wir uns immer in einer gewissen von den Ämtern abgesegneten Grauzone. Dennoch: Die Rasseliste kann ganz schön zuschlagen, wenn man auf eine Zweitwohnung in einem der eingeschränktesten Bundesländer diesbezüglich angewiesen ist. Ein einziger Nachbar kann ausreichen, um das Konstrukt einstürzen zu lassen. Mit diesem Wissen und der Angst darum lebe ich seit Langem und bin es so Leid, mich wie ein Schwerverbrecher zu fühlen, während ich von all den „Boxermischlingen“ umgeben bin, die hier Tag ein Tag aus absolut unbeachtet sämtlicher Gesetze leben können. Wir sind ständig unter der Fuchtel des Ordnungsamtes, und auch wenn das meiste Personal sehr freundlich zu uns ist und man sich schon grüßt, fühlt man sich dennoch so als junger Mensch irgendwie nicht Willkommen. Für mich war klar, dass ich so etwas nicht mehr ewig aushalten kann und will.
Wir als Herrchen und Frauchen kommen ursprünglich aus dem schönen Sachsen-Anhalt. Hier sind wir beide, einschließlich unserer beiden Damen geboren, aufgewachsen und kennen jede noch so kleine Gasse, jedes Dorf und jeden kleinen Flussarm. Wir kennen die 1000jährige Geschichte unserer kleinen Stadt, kennen jedes dritte Gesicht auf der Straße irgendwoher und haben 2013, als in Herrchens Heimatdorf Fischbeck der Deich brach, fleißig Sandsäcke in der Hitze geschippt. Unsere Familien sind hier seit 60 Jahren oder mehr an diesem Ort fest verankert. Das Land ist weitläufig, viele Kleinstädte und Dörfer zieren die Landschaft und es gibt unglaublich viel Freiraum für alles, was man sich vorstellen kann. In unserem früheren Zuhause gibt es zwei Flüsse und unendlich viele kleine Schleichwege, Felder und Wälder zum spazieren – es ist schon immer wunderschön dort gewesen. Für ein Hundeleben wäre dieses Dorfleben deutlich angenehmer, als die Großstadt – erst Recht, wenn man wie Lana und Maila ein wenig mehr Abstand braucht. Ebenfalls haben wir entschieden, dass mein Partner und ich etwaige Zukunftskinder in ein paar Jahren lieber an einem ruhigen Ort großziehen wollen. Wohlbehütet, mit ihren Großeltern in unserem alten, kleinen Häuschen mit Garten. Die Stadtflucht betrifft also auch uns.
Schon aus rein logischer Sicht bleibt uns also nichts anderes übrig, als Potsdam zu verlassen – wir wünschen es uns sogar. Zwar haben wir in den vergangenen Monaten so viele tolle neue Freunde gefunden wie nie zuvor, aber es ist der richtige Schritt. Die Ferne ruft nach uns. Unsere Eltern werden nicht jünger, die Hunde können in einem Häuschen mit Garten ihre letzten Jahre verbringen und wir haben natürlich auch durch zwei bestehende Eigenheime mit Platz ohne Ende die Freiheit, uns im Job zu entfalten wie wir es möchten. Ein kleines Ladengeschäft mit der Möglichkeit Kunden zu empfangen steht ganz in der Nähe für einen erschwinglichen Preis in Aussicht. Es wird für uns alles geben, was das Herz begehrt.
So wird es also schneller losgehen als geplant nach meiner Hundetrainerausbildung in 3 Jahren. Spätestens Ende Dezember werden wir die Großstadt gänzlich verlassen haben und frei in ein neues Jahr 2022 starten können: mit einem Häuschen, der Natur und hoffentlich vielen Maulkorbumbauten. Wir setzen alles auf eine Karte.
Neben dem ganzen Stress und der Bürokratie rund um die Maulkorb Factory werden wir nun die letzten paar Tage noch einmal genießen. Noch einmal die Orte besuchen, die unsere Hündinnen ihr ganzes Leben lang begleitet haben. Noch einmal auf „unserem“ Feld in der Sonne sitzen und die verbleibende Zeit hier genießen so gut es geht. Einen Abschluss finden. Ein klein wenig Traurigkeit schwingt schon mit, besonders weil es hier noch einen Konflikt gibt, der weiterhin ungeklärt ist und der noch immer an mir nagt. Potsdam und wir – wir haben immerhin eine lange gemeinsame Geschichte. Diese Stadt war 8 Jahre lang unser Zuhause und es ist auch irgendwie schwer, loszulassen. Dennoch sehen wir in eine positive Zukunft – mit Euch gemeinsam.
Wir sitzen hier quasi schon auf gepackten Koffern. Das letzte Budget wird bis Ende Dezember noch durch unsere herkömmlichen Jobs erarbeitet, um mit hochwertigen Maschinen und Material durchscharten zu können. Ein Nachmieter muss gesucht werden und ganz nebenbei wächst unser Unternehmen weiter. Das Schicksal drängt unentwegt nach vorne. Wir sind bereit.