A Dog`s Passion: Huskies und der Zughundesport
Heute geht es weiter mit unserer Interviewreihe „A Dog`s Passion“. Nachdem wir in der letzten Folge viel über Hütehunde und die Arbeit an der Herde erfahren haben, geht es heute in eine ganz andere Richtung – nämlich in den Norden. Valentina wird uns viel über ihre Huskies und den Zughundesport erzählen. Es wird also spannend!
Hallo liebe Valentina. Schön, dass Du an unserer Interviewreihe teilnimmst! Möchtest Du Dich und Deine Vierbeiner kurz vorstellen?
Hallo und lieben Dank, dass ich mit meinen Hunden den Zug-, bzw. Schlittenhundesport vorstellen
darf. Ich habe vier Huskys, darunter einen Alaskan Husky (10J.), zwei Siberian Huskies (6J.,4J.) und einen
Husky Mix (5J.). Alle sind aus dem Tierschutz oder „Second Hand“.
Was hat Dich zu den nordischen Rassen und letztendlich zum Zughundesport gebracht?
Ich bin durch meinen Senior zum Sport und zum Husky gekommen. Er wurde als Mischling vermittelt – jedoch hat sich herausgestellt, dass er eigentlich ein Alaskan Husky ist. Als Auslastungsmöglichkeit lag da der Schlittenhundesport natürlich nicht fern. Nachdem ich mich dann in die Rasse, die Arbeit mit den Hunden und den Sport verliebt hatte, blieb es nicht nur bei einem Hund.
Was liebst Du an diesen Rassen besonders?
Oh, ich glaube es ist das Gesamtpaket! Natürlich hat jeder Hund an sich einen ganz eigenen Charakter, aber das manchmal sture und eigene Verhalten, jedoch stets freundliche und sanftmütige sind die Dinge, die mir mit am Meisten gefallen. Natürlich aber auch das Aussehen – das Fell und die blauen Augen (allerdings haben nicht alle Huskys blaue Augen).
Wie lange betreibst Du schon Schlittenhundesport?
Ich bin jetzt seit ca. 9 Jahren dabei.
Was genau ist der „Job“ des Hundes dabei?
Kurz gesagt: Ziehen, Kommandos befolgen und mit dem Menschen zusammenarbeiten.
Wie oft und lange trainiert ihr?
Während der Saison meist 2 Mal die Woche, manchmal aber auch 3 Mal. Die Distanzen schwanken dabei, die meisten fahren zwischen 4 und 10 Kilometer mit ihren Hunden. Am Anfang des Trainings startet man evident mit kurzen Strecken und steigert diese dann langsam. Dabei sollte man sich immer nach den Hunden richten.
Wie lange dauert die Ausbildung eines Hundes, bevor er vor den Schlitten darf? Und: wie wird das trainiert?
Für die Ausbildung hat natürlich jeder Musher seine eigene Herangehensweise, wobei sich sicherlich oftmals Sachen ähneln.
Das Training fange ich persönlich mit meinen Huskies von klein auf an, was jedoch nicht heißt, dass ein Welpe gleich vorgespannt wird. Zuhause bekommen sie beispielsweise bereits für ein paar Minuten ein Zuggeschirr angezogen. Dieses fühlt sich etwas anders an als ein Führgeschirr und wird auch anders angezogen. Die Pfoten müssen eingeklappt und angewinkelt werden – später machen dies die meisten Hunde dann von selbst. Sehr wichtig ist natürlich auch das Einüben von Kommandos, wie beispielsweise „Gee“ (Rechts) und „Haw“ (Links). Diese kann man auch mit Welpen schon gut beim Gassigehen einüben. Sind die Hunde dann älter, dürfen sie zuerst einmal ein paar Meter am Rad laufen.
Das Ziehen an sich muss eigentlich nicht beigebracht werden, da die Hunde einen „Desire to Go“ ( „den Willen zu ziehen“) genetisch aufgrund ihrer Rasse mitbringen. Beim Training muss man natürlich immer auf den Hund schauen, dass er sich nicht überanstrengt, man nicht zu schnell fährt und den Hund überholt und dass Strecke, Temperatur und Weg dem Level des Hundes angepasst sind.
Ab ca. 12/13 Monaten fahre ich in regelmäßigen Abständen kleine Strecken und sie dürfen dann auch ins Gespann. Die Jüngeren schauen sich dort vieles bei den älteren Hunden ab und lernen dann schnell bestimmte Verhaltensweisen sowie Abläufe. Natürlich gibt es ihnen auch Sicherheit.
Übrigens: Auf welcher Position ein Hund bei mir im Gespann läuft, entscheide ich nach Charakter und Veranlagungen. Nicht jeder Hund ist ein geborener Leader, manche wollen gar nicht vorne laufen. Auch wollen manche Hunde beispielsweise lieber am Scooter laufen als Joggen gehen – so hat jeder Hund seine Stärken, Schwächen und Vorlieben.
Wie viel Equipment benötigt man für den Schlittenhundesport?
Dies kommt natürlich immer etwas darauf an, was genau man machen möchte und wie viele Hunde man hat. Eine kurze Auflistung mit groben Preisangaben (keine Garantie oder Gewährleistung 😉 ):
- Ein Zuggeschirr kostet ca. 40,- . Das beste Zuggeschirr ist das Geschirr, welches dem eigenen Hund am Besten passt!
- Dann wird natürlich noch eine Zugleine gebraucht. Diese haben einen speziellen Ruckdämpfer eingearbeitet und sind aus äußerst robustem Material, welches kein Wasser aufnimmt -> Eine Zugleine für einen Hund kostet ca. 20,-, für zwei Hunde inkl. Neckline ca. 35,-
…D.h. man ist bei einer „Grundausstattung“ mit einem Hund bei ca. 60,- , mit zwei Hunden bei ca. 115,- . Hinzu kommt dann eine der folgenden Optionen, je nachdem wie man den Sport ausführen möchte.
- Ein ,, guter„ , neuer Dogscooter fängt bei ca. 500,- an. Tipp: Hat man zwei Hunde, sollte man sich für Scheibenbremsen entscheiden.
- Habe ich schon ein Mountainbike und möchte dort den Hund vorspannen, so kann ich an dieses eine sogenannte Bikeantenne montieren – ca. 55,-
- Möchte ich mit Canicross machen, so wird ein Canicrossgürtel benötigt. Hier gibt es eine große Auswahl – am Besten probiert man vor Ort an und lässt sich beraten. Kostenpunkt sind bei dieser Option ca. 65,-
Dann kann der Spaß losgehen! Natürlich ist es wie überall – es gibt noch vieles an zusätzlicher, optionaler
Ausrüstung, die sich dann mit der Zeit „ansammelt“, wie z.B. ein Panic Snap oder Booties.
- Wenn man auch im Winter mal auf Kufen stehen möchte : die Preise für kleine Hundeschlitten für 1 bis 2 Hunde fangen bei ca. 500 an
- Bei leichteren Trainingswägen geht es bei ca. 3000,- los.
Welche Hunderassen eignen sich besonders gut für den Sport?
Natürlich die nordischen Rassen, aber z.B. auch Hounds. Hier gibt es spezielle Sportlinien, welche gezüchtet werden. Generell eignen sich natürlich besonders lauf- und arbeitsfreudige Rassen.
Was muss ein Vierbeiner alles mitbringen?
An erster Stelle sollte immer die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes stehen. Ist er gesund und hat Freude an der Arbeit, so sind dies schon mal super Voraussetzungen. Man sollte sich natürlich bewusst sein, dass manche Hunde für den Sport und bestimmte Kategorien schlichtweg geeigneter sind. Ich persönlich würde beispielsweise von einem Mops aufgrund der Atmung abraten.
Husky ohne Zughundesport – geht das?
Na klar! Nicht jeder Husky macht Zughundesport. Viele werden anders ausgelastet, z.B. durch Agility oder sind nur Familienhund. Man sollte sich einfach den Bedürfnissen der Hunde anpassen.
4 Hunde gleichzeitig führen – wie sieht es mit Gefahrenpotenzial im Sport aus?
Meiner Meinung nach ist das Gefahrenpotential (für Mensch und Tier) eher niedrig. Ich persönlich würde von meinen Vieren sagen, dass sie sehr gut ausgebildet sind und wir fünf zusammen ein eingespieltes, gutes Team sind. Gefahren durch Fremdeinwirkungen können immer sein. Ob es ein freilaufender Hund ist, welcher mir ins Gespann rennt, ein Sturz oder auch nur das überqueren einer Straße – gute Vorbereitung der Hunde und sitzende Kommandos entscheiden, wie ich die Situation meistere. Natürlich läuft trotzdem nicht immer alles wie aus dem Lehrbuch.
Gab es schon Vorfälle oder brenzlige Situationen?
Oh ja! Der Klassiker ist wohl der freilaufende , fremde Hund im Gespann. So etwas ist super unschön, denn ich weiß nicht ob die Stimmung kippt, weil er anfängt meine anzustänkern oder sich in der Zugleine verheddert. Ein paar Stürze habe ich auch schon hinter mir, bis jetzt war es aber zum Glück noch nie etwas Ernsteres.
Nimmst du auch an Wettbewerben teil? Wenn ja, wie läuft so etwas ab?
Ja, wir fahren auch auf Rennen. Meist ist es so, dass diese am Wochenende stattfinden und man
dann für zwei Tage dort bleibt.
Freitagabend ist die sogenannte Startnummern-Ausgabe.
Samstagfrüh geht es dann mit den ersten Läufen los bis in den Nachmittag – hierbei wird in verschiedenen Klassen gefahren und gewertet. Samstagabend ist dann der sogenannte „Musherabend“, bei dem gemeinsam gegessen und gefachsimpelt wird.
Am Sonntag findet dann der zweite Lauf statt, anschließend folgt die Siegerehrung.
Tipp: Auf Rennen wird auch den Besuchern einiges geboten!
Was machen Huskys eigentlich im Sommer, wenn keine Sportsaison ist?
Rumliegen – manchmal im Schatten, manchmal aber auch direkt in der Sonne, Plantschen, schwimmen und natürlich auch normal Gassi gehen wie jeder andere Vierbeiner auch.
Beeinflusst die Auslastung deiner Vierbeiner den Hund auch in seiner Freizeit?
Die Hunde sind durch den Sport ausgeglichen. Fällt das Training mal eine Woche aus, merkt man es
ihnen sofort an. Sie werden unruhig, einige neigen dann dazu schlechter zu fressen.
Natürlich haben sie nach einer gewissen Zeit auch eine bessere Ausdauer.
Machst du noch anderen Hundesport mit deinen Hunden?
Nein, nur Schlittenhundesport.
Was gibt es für Alternativen zum Schlittenhundesport?
Mag ein Hund nicht ziehen, aber laufen, kann er natürlich trotzdem neben her am Rad laufen oder mitjoggen! Ansonsten kann man mit Huskies natürlich auch andere „normale“ Hundesportarten wie beispielsweise Agility machen.
Was ist für dich der schönste Moment in Verbindung mit dem Hundesport?
Wenn ich mit den Hunden unterwegs bin und einfach alles „perfekt“ läuft – wenn ich sehe, was jeder Einzelne leistet. Jeder meiner vier Hunde hat eine Vorgeschichte und somit sein Päckchen zu tragen, Trotzdem ergänzen sie sich letztendlich im Team perfekt.
Vielen Dank an Valentina für diesen tollen Einblick in die Welt des Hundesports mit ihren Huskies!