Das Hundehalter-Trauma.

Wer uns schon etwas länger verfolgt weiß, dass wir verhältnismäßig oft über die Probleme mit unseren Hunden schreiben. Sei es nun gesundheitlich oder über ihre Verhaltensaussfälligkeiten. Lea und ich haben uns vor Kurzem darüber unterhalten, ob wir nicht jeder für sich ein gewisses „Trauma“ entwickelt haben.

Mit nicht ganz so „ausgereiftem“ Hund ist es oft nicht einfach.
Als ich Maila das erste mal sah, ahnte ich bereits, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Ihr Gang war mehr als unnormal. Als ich sie dann mit 6 Monaten übernahm, ließ ich sie röntgen. Wir alle wussten bereits vor der offiziellen Diagnose, dass sie HD hat. Mit den Allergien war es ähnlich. Schon vor dem Allergietest und den darauffolgenden Dramen und tausenden Euros, die wir bisher in unsere Hunde investiert haben, hatten wir dieses spezielle Gefühl in unserem Bauch.. Diesen Gedanken, den man nicht verdrängen kann. Genau das, was im allerschlimmsten Fall eintreten kann.

Besonders bei Lea hat sich das Ganze irgendwie verselbstständigt. Als Benji seinen Unfall hatte, war sein Auge noch am selben Abend angeschwollen. Sie hatte schon nach wenigen Stunden Angst um sein Augenlicht. Und das, obwohl man zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wirklich wissen konnte, wie es sich entwickelte. Letztenendes musste sein Auge tatsächlich entfernt werden. Als wir in diesem Frühjahr nun auch noch seinen Knubbel entdeckten und es immer klarer wurde, dass es nicht einfach nur eine verstopfte Talgdrüse ist, war es ähnlich. Im Endeffekt ahnen wir beide nie Gutes, wenn es um unsere Hunde ging. das Schlimme: bis jetzt lagen wir IMMER richtig. Eine von uns versucht während den Wochen des Wartens auf die Diagnose immer, die andere zu beruhigen, obwohl die Hoffnung immer mehr schwindet. Mehr können wir eben nicht tun.
Mittlerweile fühlen wir uns etwas gefangen, jeder in seiner eigenen, ganz speziellen Problematik mit den Vierbeinern. Momentan haben wir das Gefühl, dass es einfach immer schlecht ausgeht, und so hat besonders Lea oft an Gesundheitsthemen zu knabbern. Jeder kleine Pickel oder ein kurzes Humpeln könnte bedeuten, dass der Krebs zurück ist oder ein Zeh zum zweiten mal in diesem Hundeleben gebrochen ist. Das ist ihr ganz persönliches Hundetrauma und es mag vielleicht für Hundebesitzer mit gesundem Hund schwer nachvollziehbar sein, dass man fast ausflippt, nur weil der Vierbeiner mal irgendwo im Gesicht einen Kratzer hat. Bedenkt man aber, dass Benji beim letzten „Kratzer“ ein Auge verloren hat, kann man das Ganze einfach nicht mehr so relaxt sehen.

Bei mir wiederum ist es ähnlich, wenn es um die gesundheitliche Verfassung meiner Hunde geht. Ich habe genau wie Lea schon Nächte wach gelegen und die schlimmsten Szenarien durchgespielt, denn bei uns scheinen sie zu mindestens 75% der Fälle einzutreten. Ich weiß also wie sie sich fühlt. Weitaus schlimmer ist jedoch die „Andere-Hunde-Sache“. Das ist mein ganz spezielles Hundehalter-Trauma.
Nach unserem Vorfall vor zwei Jahren habe ich mich von dieser Situation kaum erholt. Ich weiß, dass die Mädels niemals wirklich normal im Umgang mit anderen Hunden sein werden. Mittlerweile bin ich allerdings so schlau und sichere sie mit Maulkorb und Leine, sodass die Chance sehr gering ist, dass wirklich ein fremder Hund zu Schaden kommt. Trotzdem bin ich in ähnlichen Situationen derart traumatisiert, dass ich einfach nur noch heulend weglaufen könnte. Das Herzrasen und die Panik stellen sich schon sein, wenn ich ohne Hund unterwegs bin und ganz in der Nähe auch nur ein fremder Hund um die Ecke biegt oder bellt. Denn: wir kommen auf unseren Gassisttrecken ständig in solche Situationen. Wirklich ständig. Entweder es rennt jemand in uns rein, kommt plötzlich 2m vor uns um die Ecke oder wir achten nur 1 Sekunde nicht zu 1000% auf die Mädels und sie sind weg. In diesen Momenten werden alle Erinnerungen getriggert. Ich fühle mich hilflos, obwohl ich mittlerweile besser weiß, was ich tun muss. Selbst wenn es nicht von mir ausgeht, wenn die Damen wieder einen fremden Hund zerhackstückeln wollen, löst es eine Welle von Panik und Hinterfragen aus. Wir beide haben eines gemeinsam: Die Machtlosigkeit in solchen Momenten. Und dieses Selbsthinterfragen und zweifeln, ist das schmerzhafteste was es im Hundehalterdasein wohl gibt.

Das alles belastet uns momentan sehr. Die Krankheit, die Probleme.. wie konnte man überhaupt jemals unbeschwert diese Welt genießen?
Oft frage ich mich, womit wir das alles verdient haben. Es gibt weiß Gott Hundebesitzer, die sich weniger Gedanken um das Wohl und die Erziehung ihrer Vierbeiner machen und trotzdem einfach immer Glück haben. Und wir haben die Knacks-Hunde. Die, bei denen der liebe Gott vorher einmal alle Knochen und vor allem das Hirn durchgeschüttelt hat, bevor er sie zusammengebaut hat. Wir haben da einmal die Allergiedame, die jeden Hund töten möchte. Das „Viereck“, dass in seinem Allergikerleben durch einen kleinen Kratzer sein Auge verloren, sich im schlendern einen Zeh aufwendig gebrochen und nun bösartigen Krebs hat… und den Krüppelhund, der neben den hier sehr beliebten Allergien auch noch HD, Arthrose, einen Gesäugetumor und eine Rippe hat, wo eigentlich kein Hund überhaupt Rippen besitzt.

Das Einzige, was uns Hoffnung gibt sind wir. Unsere kleine Hundhoch3-Familie, die trotz jedem Mist den wir in den letzten Jahren durchgemacht haben immernoch zusammenhält.. mittlerweile seit 4 Jahren. Tante Lea und Lisa, die sich (fast) immer einig sind und sich gegenseitig aufbauen. Es ist schwer, in der Hundewelt Freunde zu finden. Vor allem, wenn man mit so speziellem gesegnet ist.

Habt ihr vielleicht auch solche Miserenhunde wie wir? Was ist euer persönliches Hundebesitzer-Trauma? Wir freuen uns auf eure Geschichten und Erfahrungen.