Die Rasseliste – wie alles begann

In den kommenden Tagen möchte ich mich einem Thema widmen, das die Gemüter erhitzt: Die Rasseliste. Es gibt die, die diese Regelung für richtig halten und meinen bestimmte Hunderassen seien gefährlicher als andere, müssten sogar ausgerottet werden (ja, das habe ich wirklich schon gehört!). Andere sagen, dass ein Hund nur seinen Halter widerspiegelt und niemals rassebedingt aggressiv auf die Welt kommt. Doch was stimmt nun? Die Antwort liegt irgendwo zwischen Hölle und Regenbogen, so viel sei schon einmal vorweg gesagt. Begeben wir uns aber zuerst einmal auf die Suche nach dem Ursprung für all die Gesetze, Auflagen und Mythen.

Wie alles begann
Im Jahre 2000 berichteten die Medien, dass die Anzahl der Hundeangriffe auf Menschen stark gestiegen sei. Das machte die Bevölkerung unsicher. So suchte die Regierung einen Weg, die Menschen zu beruhigen. Jedoch brachte vorher ein einziger Hund das Fass zum überlaufen.
Der Pitbull von Ibrahim K. (23) Verletzte den kleinen Volkan auf einem Kinderspielplatz in Hamburg tödlich. Doch wie kam es dazu?
Ibrahim K. war zu dieser Zeit sehr bekannt in der kriminellen Szene Hamburgs. Er sah seinen Hund Zeus als Statussymbol und misshandelte ihn laut Zeugenaussagen mit Tritten. Auch sollen Zeus Anabolika gespritzt worden sein, damit er aggressiver wurde und besser „trainiert“ werden konnte. Zeus musste Autoreifen um seinen Hals tragen, Mauern hochspringen und sogar Holzbretter zerbeißen. Er war in Hundekämpfen sehr erfolgreich und damit das auch so blieb, wurde der Hund tagelang in einen dunklen Keller gesperrt und bekam kein Futter. Das sollte ihn aggressiver machen. Bis zu 6000 Mark gewann Ibrahim K. Laut dem „Spiegel“ in guten Zeiten pro Kampf. Das Kranke: Anwohner berichteten, dass schon zu dieser Zeit immer wieder sämtliche Schaukeln auf dem Spielplatz um die Ecke völlig zerbissen ausgetauscht werden mussten. Trotz immenser Kosten aufgrund der ständigen Reparaturarbeiten von 50(!) Schakueln tat niemand etwas dagegen.
Schon zu dieser Zeit lagen gegen Zeus` Halter 18 Anzeigen vor, u.a. wegen Körperverletzung, Diebstahl und Drogenhandels. Durch mehrere „Unfälle“ (immer ohne Leine) hatte Zeus in einem Monat schon 3 Hunde verletzt und kurze Zeit später sogar mindestens 2 auf offener Straße totgebissen. Aufgrund dessen wurde er sogar zum Amtsveterinär geschickt, der ihn lediglich als gefährlich gegenüber anderen Rüden, aber nicht gegenüber Menschen einstufte. Durch einen Fehler im Computer wurde angeblich beim zweiten auferlegten Termin übersehen, dass Zeus schon mehrmals Ärger gemacht hatte, und so blieb alles beim Alten.
Auch alle kommenden Verfahren wurden ohne Grund eingestellt. Nachbarn trauten sich nicht, den jungen Mann anzusprechen, damit er Zeus anleint. Denn trotz Leinenpflicht hielt er sich nicht an die Auflage des Amtsveterinärs und wurde auch nicht von Ordnungsamt oder Polizei überprüft.
Am Tag des Vorfalls (Mitte 2000) war Ibrahim K. wie immer mit Zeus unterwegs und hielt sich in der Nähe des Spielplatzes auf, wo er Zeus trainiert hatte. Seine Freundin Silja W. (19) mit ihrer American Staffordshire Hündin Gypsy war auch dabei. Ebenso wie Zeus war auch diese Hündin schon auffällig geworden. Sie hatte ein Mädchen in den Arm gebissen und Silja W. hatte kurz zuvor überlegt, die Hündin töten zu lassen.
Auf der nahe gelegenen Wiese der Grundschule spielte der kleine Volkan (6). Zeus rannte gefolgt von Gypsy zu dem Jungen und beide verbissen sich in Hals und Kopf des Kindes. Auch die vergeblichen Versuche der beiden Halter und die Hilfe von Passanten brachten Zeus nicht dazu, das Kind loszulassen. Er verbiss sich etwa 10 Minuten in Hals und Gesicht des am Boden liegenden Jungen und wurde dann von der Polizei erschossen. Das Kind verstarb noch an Ort und Stelle.

 

Hier ein Fernsehbericht aus dem Jahr 2000:
https://daserste.ndr.de/panorama/media/kampfhund100.html

Dieser Vorfall brachte die Regierung dazu, so schnell zu handeln wie es bisher selten der Fall war. Plötzlich waren sich alle Parteien und nahezu das gesamte Volk einig, dass eine Rasseliste mit Auflagen zur Zucht und Haltung bestimmter Hunderassen elementar wichtig sei. Es wurde in allen verfügbaren Medien ausführlich berichtet. Hundebesitzer der betroffenen Rassen erinnern sich noch heute, wie stark der Hass des Volkes auf einmal gegen sie war – praktisch über Nacht wurden sie auf der Straße vom normalen Hundehalter zum Todfeind. Niemand sah, dass nicht nur der getötete Junge, sondern auch der Hund hier in der Opferrolle stand, da niemand in die Misshandlungen eingriff.

Mehr zu den betroffenen Hunderassen und den Auflagen gibts im nächsten Beitrag. Lest hier außerdem auch noch, welche Strafe Ibrahim K. erwartete.

Quellen:

http://www.spiegel.de/panorama/kampfhund-prozess-das-urteil-kann-das-leid-nicht-lindern-a-112716.html

https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2000/erste7372.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Rasseliste