Bitte keine Markknochen!

Bei meiner Arbeit an der Fleischtheke treffe ich fast täglich Hundebesitzer, die ihrem Vierbeiner etwas besonders Gutes tun wollen. Oft wählen sie Markknochen aus, weil ihr Vierbeiner so schön damit zu tun hat – immerhin ist kauen und knabbern ein ganz natürliches Bedürfnis unserer Hunde.

Dabei sollte man UNBEDINGT davon absehen, Markknochen zu füttern!

Warum?
Es gibt mehrere Gründe dafür, und sieht man genauer hin, ist einer kritischer als der nächste.
Hat der Markknochen eine bestimmte Größe, kann er beim knabbern über den Unterkiefer und auch die unteren Eckzähne rutschen. Oftmals kommt er aber nicht mehr so problemlos zurück, wie er darüber kam.
So etwas kann schnell zu einem Notfall werden, denn der feststeckende Knochen versetzt den Vierbeiner nicht nur in Panik, er kann einschneiden und noch schlimmer: die Zunge wird abgeklemmt und schwillt an. So ein nettes Mitbringsel von der Fleischtheke kann also schnell in der Tierklinik enden. Auch, wenn es vorher jahrelang gut ging!

Der zweite kritische Punkt ist, dass Hunde zwar zu einem gewissen Grad Knochen verdauen können, dies jedoch auch irgendwo seine Grenzen hat.
Wichtig zu wissen ist, dass Vierbeiner, die mit Fertigfutter gefüttert werden, eine deutlich schwächere Magensäure haben, als Roh gefütterte. Und selbst die schaffen es nicht, den tragenden Knochen eines so großen Tieres zu verdauen. Selbst unter Barfer-Kreisen und bei Hunden, die täglich Knochen bekommen, wird davon dringend abgeraten! Sollte Euer Vierbeiner also beim auslutschen seines Markknochens Stücke davon abbrechen und schlucken, befinden sich spitze und absolut unverdauliche Teile davon in seinem Magen-Darm Trakt, die erhebliche Schäden anrichten können.

Noch hinzu kommt die Sache mit den Zähnen: zwar ist Zahnschmelz der mit Abstand härteste Feststoff in unseren Körpern, unverwüstlich ist er aber dennoch nicht. Besonders beim Knabbern wird er stark beansprucht und es können Micro-Risse entstehen – der Zahnschmelz, also die Schutzschicht des Zahns wird auf Dauer beschädigt. (Ähnlich sieht es übrigens auch bei Geweihstangen aus, die sich einige Zeit größter Beliebtheit erfreuten).

Auch Ochsenschwanz wird gern gekauft, ist aber ähnlich kritisch zu sehen, weil die Knochen oft so klein sind, dass sie abgeschluckt und später wieder ausgebrochen werden. Das ist noch die „gute“ Variante, denn diese Knochen sind meistens so klein, dass sie im Darm stecken bleiben könnten (Stichwort Darmverschluss).

Was und warum man also keine Markknochen oder Ochsenschwanz füttern sollte, ist nun also klar. Aber was kann man seinem (normalerweise Fertigfutter fressenden) Vierbeiner gefahrlos als Alternative mitbringen?Grundsätzlich gilt: Markknochen ergeben eine schöne, gehaltvolle Brühe – auch für unsere Vierbeiner! Besonders für Hunde die krank sind oder Gelenksprobleme besitzen, bietet es sich an, die Knochen auszukochen und nur die Brühe zu füttern. Diese lässt sich auch wunderbar einfrieren und beispielsweise zu Hundeeis verarbeiten!
Ansonsten: Fleisch ist immer gut. Am gehaltvollsten für unsere Hunde ist eindeutig rotes Fleisch wie Rindfleisch. Auch hier gibt es schöne, leicht mit Fett durchzogene Stücke Fleisch, die nicht allzu teuer sind. Gerade an der Theke hat man unter Umständen auch die Möglichkeit, beispielsweise von der Rinderkeule, Kugel oder der Oberschale vom Rind wirklich Fleisch am Stück zu bekommen, sodass Euer Vierbeiner auch ein wenig kauen muss.

Tastet man sich langsam heran, kann man seinem Hund also dennoch etwas Gutes tun – ganz ohne Markknochen.