A Dog`s Passion: Herdenschutzhunde bei der Arbeit
Im heutigen Beitrag geht es endlich weiter mit unserer Blogreihe A Dog`s Passion. Sandy, die mit ihrem Rudel in Kanada lebt, erzählt uns ein wenig über die Arbeit Ihrer Hunde an der Herde und nimmt uns ein Stück weit mit in das Zusammenleben mit Herdenschutzhunden.
Hallo Sandy! Danke, dass Du bei unserer Interviewreihe teilnimmst. Möchtest Du Dich und Deine Vierbeiner kurz vorstellen?
Hallo, Ich arbeite seit ca. 25 Jahren mit Herdenschutzhunden. Seit 10 Jahren habe ich 2-3 Herdenschützer, die hier in Kanada meine Ziegenherde bewachen. Seit 8 Jahren arbeite ich ausschließlich als Trainerin für Herdenschutzhunde und resozialisiere sie. In Nordamerika gibt es kaum Trainer, die sich auf diese besonderen Vierbeiner spezialisiert haben und bei Probleme helfen können, deshalb habe ich ganz schön viel zu tun.
Was macht Herdenschutzhunde aus?
Herdenschutzhunde sind schon etwas anderes als „normale“ Hunde – sie sind sehr instinktiv in ihren Handlungen und nicht so „hörig“ wie andere Hundetypen. Sie sind eben dazu gezüchtet worden, eigenständig zu arbeiten und entscheiden – der Will-To-Please ist nicht so ausgeprägt.
Wie wichtig ist die Arbeit des Hundes an der Herde?
Die Arbeit des Herdenschutzhundes ist extrem wichtig. Ohne sie könnte ich keine Ziegen und Hühner halten. Er beschützt jedes einzelne Tier mit seinem Leben vor Raubtieren.
Übrigens: Ein guter Hund nutzt für die Verteidigung seiner Herde nur so viel Aggression wie nötig ist, um den Angreifer zu vertreiben – Geschichten vom „Wolf Killer“ sind also eher Unfug.
Welche Hunderassen eignen sich besonders gut für diese Arbeit?
Nicht jeder Hund eignet sich als Herdenschutzhund. Nur Hunde dieser Rubrik haben die genetische Prädisposition intensiv zu schützen und wachsam genug zu sein. Besonders bekannt sind hier wohl Kangal, Maremanno, Pyrenäen-Berghund, Kuvacz und kaukasischer Owtscharka.
Was muss ein angehender Herdenschutzhund alles lernen? Wie lange dauert die Ausbildung eines Hundes, bis er selbstständig an der Herde arbeiten kann?
Das Wichtigste was ein Herdenschutzhund lernen muss, ist der korrekte Umgang mit dem Vieh. Ein guter Schutzhund ist aufmerksam und beschützend. Er sollte das Vieh nicht einfach ignorieren, aber auch nicht zu viel Interesse daran zeigen und zB mit ihm spielen oder rüpelig sein. Das könnte den Jungtieren durch Stress schaden. Wie lange es dauert bis ein Herdenschutzhund optimal in die Herde passt, richtet sich nach dem individuellen Hund und wieviel Zeit der Besitzer mit dem Hund ins Training investiert.
Gibt es in Deinem Land gesetzliche Voraussetzungen für die Nutzung von Herdenschutzhunden?
In Kanada gibt es keine Vorschriften zur Haltung von Herdenschutzhunden – Gott sei Dank.
Übrigens: In Deutschland gelten manche Rassen je nach Bundesland sogar zu den Listenhunden.
Möchte man Herdenschutzhunde als Arbeitstiere nutzen, gibt es eine Vielzahl an Auflagen. So werden teilweise nicht alle Rassen als geprüfter Herdenschutzhund anerkannt. Oft muss eine Brauchbarkeitsprüfung für die Arbeit an der Herde absolviert werden, die sicherstellt, dass die Hunde beispielsweise nicht übersteigert aggressiv sind oder Zäune überwinden. Hier prüft ein Gutachter das Verhalten des Hundes in vorgeschriebenen Situationen.
Was hältst Du vom Einsatz von Herdenschutzhunden in so dicht besiedelten Gebieten wie Deutschland?
Die Gefahr die von ihnen ausgeht ist meiner Meinung nach vom Besitzer aus sehr gut zu kontrollieren/beeinflussen, wenn man es richtig macht.
Herdenschutzhund in Privathand – geht das? Wo siehst Du die Problematiken?
Herdenschützer in Privathand sind auf jeden Fall möglich – aber nur, wenn der Besitzer bereit ist sich den Bedürfnissen dieser Hunde anzupassen. Problematiken sehe ich bei Herdenschutzhund-Kreuzungen, besonders Mischlinge aus dem Tierschutz im Ausland. Hunde von einem guten Züchter sind besser darin, zwischen Prädatoren, also reeler Bedrohung und zB harmlosem Spaziergänger zu unterscheiden.
Sind die Hunde 24/7 bei der Herde? Gibt es ein Familienleben mit Hund oder wird zB noch Hundesport betrieben? Was brauchen diese Hunde, um zufrieden zu sein?
Meine Hunde sind meistens 24 Stunden an der Herde, haben aber auch kein Problem ins Haus zu kommen und auf dem Sofa zu liegen wenn es sein muss. Hundesport gibt es nicht zusätzlich – sie haben ihre Aufgabe und sind auch nicht unbedingt der Typ, der Sport fordert.
Vielen Dank an Sandy für das tolle Interview! Im nächsten Teil wird es um Windhunde und den Hundesport auf der Rennbahn gehen.
Noch ein kleiner Nachtrag, für alle die sich weitergehend für das Thema Herdenschutzhund interessieren:
Was sollte man beachten, wenn man auf Herdenschutzhunde bei der Arbeit trifft?
– nicht streicheln oder füttern
– mindestens 3 Meter Abstand zu Zaun oder Elektronetzen halten
– die Tiere nicht rufen oder anderweitig belästigen
– nach Möglichkeit NICHT das Territorium betreten
– Fremdhunde oder andere Hautiere fernhalten
– zügig die Stelle passieren
Zusätzlich kann ich an dieser Stelle noch eine kleine Doku empfehlen, in der es rund um das Thema der Herdenschutzhunde im deutschsprachigen Raum geht. Sie ist sehr interessant und aufschlussreich!