Umzug mit Hund: Ein Erfahrungsbericht

Wie vielleicht unsere Stammleser mitbekommen haben, sind wir vor einem Monat von der Großstadt Potsdam in eine Kleinstadt nach Sachsen-Anhalt zurück gezogen. Vorher hatten wir jahrelang immer hin und hergependelt zwischen Familie und Beruf.
Der Umzug in unsere alte Heimat hat sich über Monate hingezogen und noch immer sind wir natürlich nicht ganz fertig. Die Phase des Einlebens in einen neuen Lebensabschnitt läuft in vollem Gange – wir alle haben derzeit deshalb viel um die Ohren. Besonders interessant ist das Ganze, weil wir von einer winzigen Wohnung in ein Mehrgenerationenhaus gezogen sind… für so einen Vierbeiner ist das eine ganze schöne Umstellung. Darum soll es heute gehen.

Auf unsere Beweggründe für den Umzug möchte ich hier jetzt nicht nochmal ausführlich eingehen. Wer neugierig ist, warum wir umgezogen sind: Lest hier.

Die Vorbereitungsphase
Etwa 3 Monate bevor wir umgezogen sind, ging es langsam los: wir haben in unserer Mini-Wohnung langsam alle Sachen eingepackt, die man nicht täglich braucht. Bei jedem Besuch in unserer neuen Heimat haben wir Sachen mitgenommen und konnten so den Umzug auf mehrere kleinere Etappen eingrenzen. Das Gute daran: Zwar haben Lana, Maila und Balkaa zweifellos mitbekommen, dass irgendetwas im Busch ist, sie haben sich dennoch in Raten daran gewöhnen können, dass „ihr“ Zuhause langsam immer leerer wird. Der Umstand, dass wir ja seit Jahren regelmäßig im neuen Zuhause zu Besuch waren und sie meine Familie bereits kennen, hat uns in die Karten gespielt. Zusammen mit den langsam immer mehr werdenden Habseligkeiten stellte sich schon vor dem abgeschlossenen Umzug ein Gefühl von „wir wohnen bald hier“ ein.
In unserer kleinen Wohnung fehlte erst langsam der Inhalt der Schränke, dann wurden Möbel für die Nachmieter getauscht. In den letzten Tagen war die Wohnung zwar bis auf einzelne Möbelstücke quasi leer, es war aber für die drei Hundedamen nicht ungewohnt oder angsteinflößend. Das letzte was weichte, war die Couch, unsere Matratze und die Hundebettchen. Lana, Maila und Balkaa hatten so bis zum Schluss fast ihren gewohnten Alltag und gingen mit diesem Umstand sehr positiv um.
An Silvester 2021 zu 2022 sind wir so stressfrei mit dem letzten Hab und Gut von einem Ort zum anderen gewechselt. Silvester wurde wie jedes Jahr von den 3 Prinzessinnen quasi ignoriert und dieses Jahr sogar knallhart verschlafen.

Umstellung
Für unsere 3 Hundedamen war es in den ersten beiden Wochen sehr schwer, sich hier einzuleben. Nach etwa einer Woche waren alle ziemlich erschöpft. Hier gibt es deutlich mehr Eindrücke als in einer Wohnung (schon allein, weil wir hier 3 Stockwerke plus Hinterhof, Werkstatt und Garten zur Verfügung haben). Es gibt plötzlich nicht mehr das altbekannte Stamm-Grasbüschel, an dem man jeden Tag 5 Stunden. riechen kann… Alles muss neu erkundet werden, ob nun im Haus oder draußen. Sämtliche Gerüche und Geräusche sind anders, selbst der Tagesablauf ist ja nicht sofort derselbe.
Besonders bei Maila war nach etwas mehr als einer Woche der Punkt erreicht, an dem sie einfach nicht mehr konnte und todmüde war. Für einen Vierbeiner mit Kontrollproblemen ist so ein Umzug eben eine ganz schöne Hausnummer. Ich habe in dieser Phase darauf geachtet, dass sie regelmäßig entspannte Ruhephasen hat und sich so gut es ging mit beruhigendem Körperkontakt zu Frauchen erholen konnte.

Vor dem Umzug, war mir klar dass es auch noch größere Probleme als das simple Einleben in den ersten Tagen mit den Hunden geben würde. Besonders Lana und Maila haben seit Jahren wenn wir hier sind größere Baustellen, die wir fleißig beheben. Besonders schwerwiegend waren hier zwei Problematiken:

– Lana hat unglaubliche Angst vor meinem Vater, seit sie ein Junghund ist. Seine rumpelige Art macht es unserem Sensibelchen schwer, ihm zu vertrauen. Oft engt er sie ein und macht ihr körpersprachlich Angst, ohne es zu merken oder zu wollen. Über die Jahre hat sich diese Problematik zwar als lenkbar, aber sehr ritualisiert herausgestellt. Es war klar, dass beide in einem Zusammenleben keine besten Freunde werden.
-> Bereits seit wir wissen, dass mein Vater und Lana bald zusammen wohnen „müssen“, haben intensiv an diesem Problem gearbeitet und einiges im Handling mit Lana umgestellt. Die Ankunft wurde für sie „entstresst“, da mein Vater die ersten 3 Wochen im Urlaub war. So konnte sie sich einleben und die festgesetzten Barrikaden fielen langsam – Lana begann sich sicherer zu fühlen. Wo sie früher nur von einer Ecke in die andere huschte oder nur im Garten herumstand und wie wild um sich schaute um meinen Vater zu suchen und hysterisch anzubellen, zeigte sie nun schon Spielaufforderungen: ein Zeichen von Sicherheit und guter Laune!
Das Schlimmste für sie war es seit jeher, wenn er den Raum betrat. Jedes mal erschreckte sie sich unglaublich und bekam Panik. Wir haben deshalb zusätzlich bewusst im Alltag Momente geschaffen, in denen sie aktiv mit ihm positive Momente erlebt. Rückzugsorte nur für sie, an denen sie sich sicher fühlen kann wurden etabliert. Im obersten Stockwerk ist ihre Ruhezone wo es nur uns gibt. Unten, wo mein Vater sich frei bewegt hat sie ebenfalls einen Platz bekommen, an dem sie sich verhältnismäßig ruhig verhält. Sie beginnt seit ein paar Wochen sogar, verstärkt auf ihn zuzugehen. So entscheidet sie sich mittlerweile freiwillig dafür, sich Abends mit ihm auf die Couch zu legen und kuschelt sich dicht an ihn. Früher war das undenkbar. Auch, wenn es noch ein weiter Weg mit den beiden ist, sind wir zuversichtlich dass es irgendwann klappen kann und bereit, Lana die Zeit zu geben, die sie braucht.

– Maila hatte schon immer Probleme mit dem Alleinsein. Als wir mit ihr als Junghund begannen, war es trotz Trainer, herkömmlichem Training, Boxentraining, Ablenkungen, Auspowern und allen möglichen Mitteln nicht möglich, ihr das alleibleiben zu erleichtern. Sie bellte ununterbrochen und war extrem gestresst. Mit einem Hilfsmittel schafften wir es nach Monaten jedoch, sie aus ihrer Frustration zu lösen. Seit diesem Moment konnte sie in unserer kleinen Wohnung allein bleiben und war immer entspannt allein. Mir war jedoch nach einigen Tests hier im Haus und auch früher schon anderswo klar, dass dieser Umstand enden würde, wenn unsere kleine Wohnung als ihr sicherer Ort nicht mehr existierte.
-> wir begannen zeitig, mit ihr auch im neuen Haus das Alleinbleiben zu üben. Dieses mal war zumindest der Einstieg über die „klassische Methode“ möglich, denn das positive Grundverhalten kannte sie ja schon. Erst ließen wir sie zwei Minuten allein, später 5 und irgendwann konnte sie eine halbe Stunde ohne zu bellen mit Lana und Balkaa zusammen allein oben im Schlafzimmer sein. Zwar ging es irgendwann nicht mehr ohne unsere altbekannte letzte Rettung als Absicherung damit sie sich nicht doch umentscheidet und sich selbst in Stressbellen verliert, dennoch läuft es verhältnismäßig gut. Maila kann im Schlafzimmer mittlerweile 2 Stunden allein bleiben – und das nach nur 2 Monaten! Für einen Hund mit Schädigung in diesem Bereich ist das super. Man muss allerdings ehrlich sein und dazu sagen: Sie ist auf jeden Fall noch gestresst. Zu Beginn hat sie schnell begonnen, unseren alten Teppich zu zerlegen. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass das mit steigender Sicherheit besser werden wird. Hier ist noch immer durchhalten angesagt.

Fazit?
Die letzten Wochen waren für uns alle anstrengend, aber es wird besser! Ein paar unserer täglichen Abläufe konnten wir bereits wieder ordnen und anpassen und wir werden immer besser im Zusammenleben miteinander. Es ist ein tolles Gefühl, wieder ganz nah bei unseren Familien sein zu können. Ich fühle mich nach Jahren endlich irgendwie wieder „ganz“ und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein!
Auch als Mensch lässt einen so eine drastische Entscheidung wachsen. Nicht jeder hat das Glück solch eine Entscheidung treffen zu können und noch weniger trauen sich, aus ihrem eigentlich gut laufenden Leben auszubrechen, in der Hoffnung auf mehr.

Und auch, wenn es mit Lana und Maila hier bei Weitem noch nicht perfekt läuft – man merkt, dass sie es hier besser haben. Nicht nur die Größe des Hauses ist ein Grund: auch die Umgebung ist für die beiden Spezialfälle deutlich angenehmer. Hier können wir einzeln trainieren und machen riesige Fortschritte in Hundebegegnungen! Die Elbwiesen haben unglaublich abwechslungsreiche Gassistrecken zu bieten und die Natur ist deutlich schöner als ein verschlammtes, brachliegendes Feld mitten in der Großstadt. Ich freue mich unheimlich auf den Sommer, wenn ich hier mit den Damen Zughundesport und Dummytraining intensivieren kann – hier ist das durch die Weite der Wiesen gefahrlos möglich! Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Übrigens: Folgt uns auch auf Instagram! Da wir derzeit wie erwähnt ziemlich eingespannt sind, ist es auf Facebook ziemlich ruhig geworden. Wer dennoch gerne ein paar bunte Hundebilder in der neuen Umgebung von uns bestaunen möchte, schaut doch gern auf unserem Kanal vorbei.