Der richtige Maulkorb

Die meisten Menschen verbinden Maulkörbe mit aggressiven, unerzogenen und unkontrollierbaren Monstern. Nicht selten fällt in diesem Zusammenhang auch das Wort „Kampfhund“. Dabei kann es viele verschiedene Gründe haben, wieso ein Hund einen Mauli trägt und einem Vierbeiner sogar das Leben verschönern.

Die „Aktion Maulkorb Drauf“ will ein Zeichen gegen Vorurteile für Hunde mit Maulkorb setzen. Denn es gibt viele Gründe wieso diese benutzt werden:

Unverträglichkeit mit anderen Hunden
Einige Hunde haben Abneigungen gegen (manche) ihrer Artgenossen aufgrund von schlechten Erfahrungen, Genetik oder fehlender Sozialisierung. Hier bietet sich ein Maulkorb an, um den Hund wieder an andere zu gewöhnen und sicher sein zu können, dass niemand zu Schaden kommt. Lana und Maila sind nur bedingt verträglich und Dank Maulkorb ist in bestimmten Situationen trotzdem ein Freilauf und Kontakt zu anderen Hunden möglich. Ein daherlaufender Tutnix kann von unserer Seite aus nicht zu einem Beißvorfall führen. Der Mauli hat so schon des Öfteren seinen Nutzen bewiesen und andere, unbedachte Halter geschützt sowie Hundeleben gerettet.

Auflagen durch die Rasseliste
In vielen Bundesländern existiert eine Rasseliste mit Auflagen wie unter anderem der Maulkorbpflicht für Hunde bestimmter Rassen. Diese sind dann gezwungen täglich einen Maulkorb zu tragen, manchmal ändert an solchen Auflagen auch ein Wesenstest nichts. Lana und Maila sind teilweise auch von dieser Regelung betroffen, wenn wir in Brandenburg unterwegs sind. Dementsprechend tragen beide so oder so nahezu täglich ihre Maulkörbe.

Zugfahrt
Einige Zuggesellschaften verlangen in ihren Beförderungsbedingungen, dass große Hunde einen Maulkorb tragen müssen. Wer sich nicht daran hält, kann unter Umständen sogar dem Zug verwiesen werden. Irgendwie ein wenig verständlich, denn so ein Zug kann manchmal ganz schön voll werden und Menschen mit Angst vor Hunden können so beruhigt aufatmen. Möchtet ihr mit Eurem Hund Zug fahren, informiert Euch bitte vorher über die jeweiligen Bestimmungen. Außerdem gibt es hier ein paar Tipps für euch für die Zugreise mit Eurem Vierbeiner.

Hund im Training
Ja, es gibt Hunde die gefährlich sind und Menschen beißen. Aus verschiedensten Gründen. Was passieren kann, wenn ein Hund es ernst meint, mussten wir leider in den letzten Wochen am Beispiel eines Kangalrüden verfolgen, der eine Passantin tötete. Schwierige Hunde bedürfen also in vielen Fällen dringend eines Maulkorbs um den Trainer, Halter, Passanten oder die Familie zu schützen, während man an dem expliziten Problem arbeitet. Auch hier sorgt der Mauli dafür, dem Vierbeiner eine Chance geben zu können.

Giftköderschutz
Da in vielen Regionen Tierhasser unterwegs sind, die Gift oder scharfe Gegenstände in Fleischstücken verteilen, wollen manche Besitzer ihre Hunde sichern. Für diesen Zweck eignet sich ein Maulkorb mit „Fressbremse“, der vorn geschlossen ist besonders gut. So kann der Hund auch im Freilauf nichts aufnehmen.

Zu guter Letzt schätzen auch viele Hundehalter (wie wir 😉 ) die Ruhe, wenn ihr Hund einen Maulkorb trägt. So nehmen andere ihre Hunde aus Respekt an die Leine und man hat weitaus weniger unliebsame Zusammentreffen.

Maulkörbe sollten demnach nicht kritisch sondern eher als positives Hilfsmittel angesehen werden. Lana und Maila haben durch ihre Gesichtsknäste fast die gleichen Freiheiten zurückbekommen, die auch jeder andere Hund genießt. Und das, ohne dass Frauchen schonmal anfangen kann das Grab für den heranstürmenden Fremdhund auszuheben wenn er in Sichtweite kommt 😉 
Jeder Hundehalter, der seinen Vierbeiner mit Maulkorb sichert, beweist großes Verantwortungsbewusstsein und Weitsicht. Schaden tut er immerhin nicht! Unser Maulkorb hat uns schon vor so einigen unliebsamen Zwischenfällen bewahrt. So erwischte Lana Dank Mauli nur das Fell eines Bernersennen-Rüden, dessen Frauchen aufgrund eines Gesprächs kurz nicht aufgepasst hatte. Solche Dinge passieren nunmal, aber es ist eine ungemeine Erleichterung zu wissen dass man auch mit Problemhund sicher aus so einer Situation herauskommen kann. 

Den richtigen Maulkorb finden
Besonders wichtig ist es für den Komfort des Hundes, einen passenden Mauli zu besorgen. Hat man einen Hund mit ungewöhnlichen Maßen oder platter Schnauze, kann es eine ganze Weile dauern, bis man das passende Modell gefunden hat. Im Laufe der Zeit habe auch ich dazugelernt und nun besitzen die Damen Maulis, die sie problemlos akzeptieren und garnicht mehr zu spüren scheinen. Für sie ist das Tragen eines Maulkorbes wie das tragen des Halsbandes eine reine Gewohnheitssache geworden. Er gehört einfach dazu.
Ein guter Maulkorb sollte aus dem passenden Material bestehen, weder drücken noch zu riesig sein und einfach einen guten, sicheren Sitz haben. Mit dem optimalen Mauli sollte der Hund ein freies Sichtfeld haben, hecheln, trinken und im Besten Falle sogar „barrierefrei“ gähnen können.
TIPP: Mittlerweile werden die verschiedensten Materialien angeboten. Es gibt Plastik, Nylon, Leder, Metall und Biothane im Angebot. Jedoch schützt nur Metall bei Hunden, die es wirklich ernst meinen. Nylon bietet absolut keine Luftzirkulation wenn er „richtig“ sitzt und sollte nicht länger als ein paar Minuten in stressfreien Situationen verwendet werden. Plastik bricht leicht. Leder riecht stark und wird leicht dreckig und steif. Biothane ist zwar im Vergleich gut zu reinigen, jedoch leider auch biegsam – dementsprechend nicht komplett sicher, wenn Hund es ernst meint. Zwar hat unser BUMAS bei Lana schon mehrere Bisse verhindert, man sollte sich aber nicht darauf verlassen, dass er einem ernsten Biss wirklich standhält. Wie man vielleicht herauslesen kann, hat sich bei uns Metall (und gelegentlich auch Biothane) ganz klar durchgesetzt. Man sollte – egal welches Modell man nun letztendlich wählt – immer bedenken, dass es besonders im Sommer elementar wichtig ist dass der Hund hecheln und trinken kann. Außerdem sollte die Optik keine Rolle spielen, immerhin geht es hauptsächlich darum, Bisse zu verhindern. Ich möchte jedenfalls auch nicht durch einen hübschen Maulkorb gebissen werden 😉

Lana und Maila haben ihre Körbe aus dem Internet, da viele Tierläden nur eine begrenzte Auswahl haben und die Beratung oft nicht fachlich korrekt ist. Mich graust es mittlerweile richtig, wenn ich mir so manche „Gurken“ anschaue, die die Läden anbieten. Viele Modelle können nichtmal in einem Paralleluniversum überhaupt irgendeinem Hund passen, da häufig die Tiefe fehlt.
Im Netz hingegen kann man in guten Shops die genauen Maße finden und sogar Auswahlpakete bekommen, um zuhause in Ruhe anprobieren zu können.
Bevor man sich also auf die Suche nach dem heiligen Grahl macht, ist das richtige Vermessen wichtig und man sollte sich auf jeden Fall so viel Zeit nehmen wie nötig. Die meisten Seiten geben explizite Anweisungen, wie man messen muss. Wichtig ist, dass man immer ein paar Zentimeter dazu addieren muss, damit der Hund sich nicht eingeengt fühlt und genug Platz zum hecheln und trinken hat. Besonders wichtig ist hierbei der Umfang, bei dem man ordentlich dazu addieren kann. Der Hund sollte beim ausgiebigen hecheln nicht unten anstoßen.

Für die Ausmessung hier ein kleines Beispiel an unserer Miley (schwarzer Maulkorb):

Sie hat folgende Maße:
– Schnauzenlänge 7cm
– Breite 8cm
– Umfang bei geschlossener Schnauze 26cm

-> dementsprechend ergibt ihr „Traummauli“:
– Länge 9cm
– Breite 10cm
– Umfang 42cm
Da sie wie viele Hunde jedoch aufgrund ihrer Schnauzenlänge – Boxergene sei Dank – zwischen den Größen liegt, ist ihr Mauli derzeit etwa 4cm im Umfang zu klein. Frauchen ist jedoch schon auf der Suche 😉

Mittlerweile ist Frauchen sogar etwas obsessiv, was die Maulis der Damen angeht und hält immer wieder Ausschau nach neuen Modellen. Besonders Spaß macht es auch, vielleicht nicht ganz so passende Maulis zu optimieren. Klein Lana trägt hier einen Maulkorb, der absolut nicht gut saß. Dank hellblauem Biothane und 1-2 Stunden basteln sieht er jetzt nicht nur ganz besonders hübsch aus, sondern passt auch richtig gut und sitzt bombenfest.

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Maulkorbgewöhnung
Ich habe bei Lana und Maila spielerisch damit begonnen sie an den Maulkorb zu gewöhnen, denn das muss der Hund erst lernen. Wer seinem Vierbeiner schon einmal ohne Training einen Mauli aufgesetzt hat weiß, wie schwierig das Ganze ohne Übung zu sein scheint. Es wird sich am Boden, den Beinen und an Gegenständen gerieben um das komische Ding auf der Nase loszuwerden. Manch einer versucht sogar richtig mit Kraft, sich den Mauli von der Nase zu reißen. Geduld und Übung ist also das A und O. Nur in besonders brenzligen Fällen, in denen Hunde beißen würde ich ihn sofort aufsetzen, aber das dürfte auf die wenigsten zutreffen.
Wichtig ist hierbei dass der Hund ihn niemals als Bestrafung ansehen sollte, sondern ihn positiv verknüpft. Es gab also immer Leckerlis im Maulkorb, den ich den beiden zuerst nur hinhielt. So mussten die zwei ihre Schnauze in den Korb stecken um die Belohnung zu bekommen. Dies sollte man 2-3 Tage lang immer wiederholen. Irgendwann fängt der Hund an, sich zu freuen wenn der Maulkorb kommt und manch einer traut sich so vielleicht schon, das Näschen von ganz allein hineinzustecken.
Der zweite Schritt ist das kurze (!) aufsetzen des Korbes. Man muss hier besonders schnell mit der Belohnung sein, sodass der Hund kaum realisiert, dass der Maulkorb nun auf seiner Nase sitzt. Bei diesem Schritt habe ich mich mit jedem Hund einzeln hingesetzt und fleißig immer Futter vorn  durch die Streben geschoben. Man sollte die Zeitspanne von ein paar Sekunden dann irgendwann auf mehrere Minuten ausdehnen. Wenn man merkt dass der Hund ruhig ist, kann man den Korb nun auch schon unauffällig für einige Minuten verschließen und auflassen.
Wenn das klappt kann man damit beginnen, den Hund dazu zu bringen ein paar Schritte zu gehen indem man ihn mit Leckerli und seiner Stimme vorwärts lockt. Auch dies sollte kräftig geübt werden und es kann mehrere Tage dauern bis der Hund einige Meter mit dem Korb läuft ohne irritiert zu sein oder mit seinen Kopf hin und her zu schlackern.
Falls man mitbekommt, dass der Hund mit der Situation noch überfordert ist, sollte man lieber nochmal einen Übungsschritt zurückgehen und es später erneut probieren.
Für die gesamte Gewöhnung hat Lana etwa 14 Tage gebraucht, bis sie draußen rumlief ohne den Korb beachten. Maila brauchte etwas länger und hatte auch nach der aktiven Übungszeit noch Momente, an denen ihr der Maulkorb bewusst wurde und sie versucht hat ihn mit den Pfoten abzustreifen. Hier beendete ich diese Aktion einfach sofort mit einem klaren „Nein!“ oder einer Ablenkung und ihr Protest war vergessen. Heute zeigt sie garkeine Probleme mehr.

Wie man sieht, ist das Thema Maulkorb viel umfassender als es vielleicht zuerst den Anschein macht. Wir sind jedenfalls täglich froh, dass es dieses Hilfsmittel gibt. Ohne Mauli wäre es mir nicht möglich gewesen, mich weiterhin um beide Hunde zu kümmern und meine Umwelt zu schützen.