Über den Unterschied zwischen Rassehunden und Mischlingen
Noch immer gibt es in Deutschland fast genauso viele Mischlinge, wie alle Rassehunde zusammen. Die Wahl zwischen Promenadenmischungen und reinrassigem Vierbeiner mit Stammbaum gestaltet sich oftmals schwierig und ist für viele Hundehalter schon fast eine Sache der Überzeugung geworden. Doch was ist nun „besser“? Mischling oder Rassehund? Gibt es Dinge, worauf man achten sollte? Und wo liegen denn eigentlich die Unterschiede?
Warum Rassehund?
Jede Hunderasse wurde gezüchtet, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. So gibt es Jagdhunde (zB. Deutsch Drahthaar) Hütehunde (zB. Bordercollie), Wachhunde (zB. der Hovawart) und so weiter. Dementsprechend war es das Ziel, ein bestimmtes Verhalten des Hundes zu fördern und ihn körperlich für diese Arbeit zu optimieren.
Als Käufer hat dies nun den Vorteil, dass man von vornherein in etwa erahnen kann, welche Vorlieben, Bewegungsdrang, Größe und Familientauglichkeit sein neuer Fellfreund haben wird. So ist es meist unumgänglich, dass ein Herdenschutzhund einen starken Beschützerinstinkt hat oder das die meisten Huskyrassen recht eigenständig handeln und viel Bewegung brauchen. Der zukünftige Besitzer kann sich so auf diese Dinge einstellen und vorher informieren, wie er seinen Hund am besten an seine Umwelt heranführt.
Besonders wichtig sehe ich hier auch die gesundheitlichen Tests, die Züchter in vertrauenswürdigen Vereinen mit ihren Zuchthunden absolvieren müssen. Bei bestimmten Rassen ist auch die Begleithundeprüfung oder ein Ausdauertest Pflicht um sicherzustellen, dass physisch und psychisch einwandfreie Tiere in die Zucht gehen. Allerdings muss man natürlich auch hier sagen, dass es trotzdem bei Rassehunden auch zu Krankheiten kommen kann. Hier kann man jedoch eine typische Rasseaffinität für bestimmte Krankheiten herauslesen und so in der Haltung teils entgegenwirken. Hat man beispielsweise einen Dalmatiner, der sehr anfällig für Struvitsteine ist, kann man ihn von klein auf passend ernähren und so eine direkte Erkrankung verhindern. Das erspart Hund und Halter viel Leid auf allen Seiten.
Auch werden seriöse Züchter in Vereinen regelmäßig überprüft und man kann sagen, dass sie wissen was sie tun. Sie kennen sich aus mit der Aufzucht von Jungtieren und der richtigen Versorgung der Mutter, was leider bei vielen Privatleuten nicht der Fall ist. Auch die Prägephase und die Suche des passenden Halters ist so für jedes Tier geregelt. Sollte ein ehemaliger Welpe aus der Zucht jedoch trotz alledem einmal in Not geraten, springt ein ordentlicher Züchter sofort ein und nimmt diesen zurück bevor er ausgesetzt wird oder sein Pfötchen auch nur eine Fliese des Tierheimbodens berührt. Einen Rassehund zu kaufen unterstützt somit auch den Tierschutz, denn dieser wird entlastet.
Aber ACHTUNG, Verwechslungsgefahr: Es gibt neben vielen seriösen Züchtern auch hier leider viele unseriöse, die nur auf das Geld aus sind und sich mit Genetik nicht auskennen. Man sollte sich also dringend über den Züchter seiner Wahl informieren und nur unterstützen, wenn er die eigenen Kriterien einhält. Nur reinrassige Tiere zu verpaaren ist keine Zucht, sondern auch nur Vermehrung. Diese Menschen zerstören den Ruf des Züchtens. Hier geht also der Gedanke des Rassehundes an dem leidenden Tier vorbei. Denkt immer daran: ein Rassehund ist nur billig, wenn auf die Gesundheitstests u.ä. verzichtet wurde, denn die bestimmen maßgeblich den Preis mit! Ein guter Züchter verdient durch die Fahrt zu Ausstellungen, Tests, Futter und vernünftige Unterbringung sowie medizinische Betreuung der Hunde nahezu nichts an seinen Würfen!
Sind Mischlinge „schlechter“ als Rasshunde?
Das kann man so nicht sagen. Wenn die Mischung der Hunderassen körperlich und auch von den Bedürfnissen her zusammenpasst, kann daraus ein super Hund entstehen. Je nach Mixtur des entstandenen Vierbeiners kann er mehrere positive Eigenschaften verschiedener Rassen in sich vereinen – muss es aber nicht. Ohne Gesundheitstest müssen auch nicht alle Mischlinge krank sein.
Allerdings kann man sich hier nie sicher sein, was genau man für einen Hund bekommt. Man weiß in manchen Mischungen weder die Größe, das Temperament noch von speziellen Krankheiten, auf die man achten sollte. So sind meine Hunde beispielsweise eine Mischung aus Pitbull, Amstaff, Boxer und American Bulldog. Lana hat das ruhige Wesen des Bulldog geerbt, Maila hingegen kommt eher nach dem Boxer in dieser Mischung und ist ein wahrer Flummi. Jedoch haben beide offensichtlich die komplette Bandbreite an Krankheiten aller Rassen die in ihnen schlummern sowie die problematischste Genetik was das Verhalten angeht mitgenommen.
So kann der Hund theoretisch alle positiven Eigenschaften aller Rassen erben – oder nur die negativen. Ein Glücksspiel, auf das man sich einlassen können muss. Wenn jedoch letzteres passiert (gepaart mit einem Verkäufer der nicht weiß worauf er bei der Vermittlung achten muss), findet schnell der „falsche“ Hund zu einem Besitzer, der nicht mit ihm klar kommt. Solche Situationen schaukeln sich schnell hoch und so landen viele anspruchsvolle Mischlinge im Tierheim, denn die meisten Mischlingsvermehrer nehmen ihre Welpen nicht zurück. Auch ist meist das Wissen über Genetik/Vererbung, artgerechte Fütterung einer säugenden Mutterhündin sowie über Sozialisierung/Habituation mangelhaft bis nicht vorhanden. Das kann in einigen Fällen so problematisch werden, dass es Mutter und Welpen ernsthaft schadet.
Allerdings sollte hier auch erwähnt werden, dass es Leute gibt, die auch ihre Mischlingshunde vor der Verpaarung (so gut es eben ohne Ahnentafel geht) auf Krankheiten und andere Auffälligkeiten testen lassen und sich genau informieren, worauf zu achten ist. Es gibt eben überall schwarze Schafe. Letztenendes kann sich jemand, der Mischlinge in die Welt setzt jedoch drehen und wenden: an das Können eines seriösen Züchters wird er niemals herankommen.
Ich vertrete nicht die Meinung, dass Mischlinge „weniger Wert“ sind (ja, das habe ich schon mehrmals gehört!). Allerdings wird mein nächster Hund definitiv ein Rassehund sein, weil ich schlicht und einfach beim nächsten mal mehr auf die Gesundheit und Sozialisierung achten möchte und das nunmal ohne Zweifel beim Züchter eher zu verwirklichen ist. Vielleicht wird auch irgendwann wieder ein bunter Mix in unsere Familie kommen – dann aber lieber aus dem Tierheim.
Letztenendes sei noch gesagt dass es auch ein wenig Geschmackssache ist, ob man sich nun einen Mischling oder einen Rassehund anschafft. Liebenswert ist jeder Hund – egal ob welchen Ursprung er hat.
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Über Vermehrung im Ausland und „nur einmal Welpen haben“
2 Antworten auf “Über den Unterschied zwischen Rassehunden und Mischlingen”