Über Ups-Würfe

So mancher Hundehalter berichtet von ihnen – den Ups-Würfen. Gemeint ist damit ein „ungewollter“ Deckakt zweier Hunde, die nicht selten zwei vollkommen gegensätzlichen Rassen angehören, in der Mischung aber sicher (und völlig zufällig) totaaaal süß wären. Scheinbar laufen diese Deckakte immer nach dem gleichen Schema ab und sind laut Ups-Würfler „unvermeidbar“. Wir haben für euch eine ganz besondere Liste zusammengestellt:

Die Top 10 der Ups-Lieblingssprüche
– „Meine Hündin ist auf dem Spaziergang ausgebüxt und wurde gedeckt“ oder
„hat keinerlei Anzeichen einer Läufigkeit gezeigt!“
-der eigene Rüde der Familie war „so schnell dass man garnicht gucken konnte“,
„…öffnete Türen“ oder
„…fraß sich sogar durch Wände hindurch!“.
-„Wir dachten die zwei wären zu jung/alt dazu!“
-„Das kann jedem mal passieren!“ und „kommt nie wieder vor!“
-„Nachdem die Welpen da sind, lassen wir die Mama kastrieren!“
-der Klassiker: „Klar sind die Welpen gesund, die Eltern haben auch nichts! Wir waren grad erst beim Tierarzt. Der hat kurz durchgecheckt und gesagt alles ist ok!“

Nun aber mal Spaß beiseite. 2Zwischen den oben genannten Aussagen der Besitzer und der Realität liegen in mindestens 90% der Fälle nichts anderes als Lügen und die Hoffnung auf das schnelle Geld. Als Besitzerin zweier intakter Hündinnen kann ich das gut beurteilen. Die meisten Privatpersonen, die Lust auf Welpen haben wissen nämlich in ihrem Innersten, dass es nicht ganz in Ordnung ist und versuchen sich dementsprechend mit Ausreden wie sie oben genannt werden herauszureden. Es hat gute Gründe, warum es Züchter gibt. Jeder, der seine Hündin werfen lässt, ohne Züchter zu sein handelt grob fahrlässig. Es bleiben letztendlich vor solch einer Aktion einige Fragen, die man sich sowohl als Welpenproduzierer sowie auch als neuer Besitzer stellen muss:

-Was zeichnet eben diese Hündin als Mischling aus, dass sie so unbedingt Welpen haben muss? Es gibt genug Hunde da draußen, die „hübsch“ sind oder ein „freundliches Wesen“ haben. Viele davon haben sogar Tests durchlaufen.
– man kann Mischlinge NICHT ausgiebig testen. Vielleicht sind Hündin und Rüde ja augenscheinlich gesund, aber die Großeltern waren schwerkrank? Das alles kann man bei einer privaten Vermehrung nicht nachvollziehen. Was ist, wenn plötzlich alle der 12 Welpen erkranken und die neuen Besitzer sauer sind? Keine Privatperson ist für so einen Fall finanziell abgesichert.
-Was ist, wenn die Hündin in der Schwangerschaft nicht richtig/gut genug gefüttert wird? Was ist, wenn es Komplikationen gibt, ein Kaiserschnitt gemacht werden muss? Meist liegen keine Informationen vor, was im Notfall zu tun ist.
-Wer kümmert sich darum, was die Welpen in den ersten Wochen erleben und lernen, und: ist diese Person ausreichend geschult? Wieviel Erfahrung bringt sie mit? Züchter müssen an Seminaren und Kontrollen teilnehmen, eine Privatperson nicht.
– Wer kontrolliert, wie oft Würfe fallen und mit welchem Hund? Ups-Würfe fallen oft sehr schnell hintereinander, denn die meisten Hundebesitzer können garnicht einschätzen, was sie da tun. Oft sind die Hündinnen noch sehr jung und haben beispielsweise mit  2 Jahren schon 3 Würfe – der Rubel rollt.
-Wer unterstützt im Notfall mit dem Welpen? Eine Privatperson hat keine intensive Erfahrung mit Hundeaufzucht, Ernährung oder Training. Während ein Züchter die Welpen im Notfall ein Leben lang wieder aufnimmt, steht man als Mischlingshalter aus Ups-Wurf nicht selten ganz allein da. Hunde, die in Tierheimen landen sind zu mindestens 90% Mischlinge.

Als Hundeanfängerin glaubte ich tatsächlich, dass diese ganze Ups-Wurf Geschichte wahr ist und fieberte der ersten Läufigkeit meiner beiden Hündinnen entgegen. Sie haben sich damit ganz schön Zeit gelassen. Vorab las ich viel über die Läufigkeit und hatte selbst große Sorge, ob ich wirklich jeden liebestollen Rüden in Schach halten kann. Immerhin erzählt man sich ja viele Horrorstories von Hunden, die einfach aus dem Nichts angeschossen kamen und im Bruchteil einer Sekunde gedeckt haben.
Heute, nachdem ich schon viele Läufigkeiten mitgemacht habe weiß ich, dass es definitiv kein Teufelswerk ist seine Hündin NICHT decken zu lassen. Nicht einmal als Hundeanfänger. Viele Geschichten sind wirklich übertrieben, besonders wenn man in dieser Zeit seine Augen ein wenig offen hält und auf seine Umgebung achtet.
Lana und Maila sind nie ausgebüxt und würden das auch nie tun. Selbst wenn ICH ihnen „ausbüxen“ würde, würden sie mir hinterherlaufen und nicht ihr eigenes Ding drehen. Wer solch einen Vierbeiner hat, muss ihn eben in der Läufigkeit vernünftig sichern! Eine läufige Hündin sollte also immer mindestens angeleint sein.. man weiß ja nie! Außerdem sollte es selbstverständlich sein, seine Hündin nicht unbeaufsichtigt im Garten, Hinterhof o.ä. laufen zu lassen wenn die Läufigkeit ansteht. So etwas ist grob fahrlässig und gehört ebenfalls in die Rubrik „möglicher Deckakt wird geduldet“. Diese ganze „unbeaufsichtigt“-Geschichte ist also absolut vom Tisch, wenn man sich normal benimmt.
Auch mit liebestollen, fremden Rüden ist es nicht so schwer wie ich vermutet hätte. Zwar verteidigen sich Lana und Maila oft gegenseitig vor Fremdhunden, dennoch sind viele Rüden erst einmal am Kontakt und „Flirt“ interessiert. Die meisten Hunde lassen sich mit genug Durchsetzungskraft wegschicken. Im Notfall ist es sogar möglich, seine Hündin zwischen den eigenen Beinen absitzen zu lassen, sodass ein Aufspringen schlicht und einfach nicht möglich ist, bis der Besitzer des Fremdhundes vor Ort ist. Wie oft solch eine Situation jedoch innerhalb der letzten Jahre eintrat, kann ich an einer Hand abzählen.

lana 8woAuch weiß man eigentlich aus reiner Logik, dass man sich keinen intakten Rüden zu einer intakten Hündin anschaffen sollte, wenn man nicht in der Lage ist diese zu beaufsichtigen oder räumlich zu trennen. Unter Umständen müssen beide Hunde sogar woanders untergebracht werden wenn die Hündin in der Läufigkeit ist, da viele Rüden extrem gestresst reagieren. Im allernötigsten Notfall können Hunde auch Türen schreddern, das ist kein Scherz! Kann ich das nicht gewährleisten, kann ich mir eben nicht beide Geschlechter unkastriert anschaffen. Punkt.

Zu guter Letzt gibt es da noch eine Sache für Leute, die selbst mit simplen Regeln wie Leinenpflicht und räumlicher Trennung nicht klarkommen: Kastration!
Zwar bin ich ein Gegner eben dieser ohne medizinische Indikation, allerdings denke ich dass die meisten mir zustimmen würden, in einem Haushalt mit recht unbedachten Haltern da eine Ausnahme zu machen, bevor schlimmeres passiert. Die Folgen einer uninformierten Aufzucht für einen Welpen können enorm sein.

1bFragt sich an dieser Stelle jemand, was daran so schlimm ist nur einmal Welpen zu haben, lest hier weiter.

Um mehr über den Unterschied von Rassehunden und Mischlingen zu erfahren und warum man auf keinen Fall ohne Fachkenntnisse Welpen in die Welt setzen sollte, klickt hier.

Setzt Eurer Hündin nicht diesem Risiko und Stress aus. Ihr tut ihr damit keinen Gefallen – auch wenn es oft sogar von Tierärzten propagiert wird: es bringt dem Hund auch gesundheitlich nichts positives, Welpen zu haben! Ob vermeintlich aus o.g. Ups-Gründen oder offen gewollt. Jede „Zucht“, die nicht in einem seriösen Verein stattfindet, ist sinnlose Vermehrung und erzeugt unweigerlich Tierleid, völlig egal wie sehr man engagiert ist!

Ups-Würfe gibt es nicht – nur grob fahrlässig verursachte Deckakte. Ihr tragt die Verantwortung für das Leben Eures Tieres. Nutzt das nicht für Eure Zwecke aus.