Leid der Vermehrerhunde – Ein Erfahrungsbericht

Da Lea zwischendurch immer mal etwas über das Thema „Anschaffung Hund“ schreibt, möchte ich hier nun auch meine Erfahrungen zusammenfassen. Diese sollen deutlich zeigen, dass man sich definitiv informieren sollte und Mischlingswelpen von privat oft nicht das Beste und gesündeste sind, was man sich ins Haus holen kann. Mittlerweile vertrete ich die Meinung, dass man seinen Hund entweder aus dem Tierheim oder vom Züchter holen sollte, alles andere wäre für mich komplett außer Frage. Ihr wollt wissen warum?

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Lana mit 4 Monaten

Gehen wir 1 1/2 Jahre zurück. Ich sah bei Facebook eine Anzeige, dass in meiner Nähe Welpen abgegeben werden sollten. Diese Welpen waren also 6 Wochen alt und ich fragte zunächst nach der Größe der Elterntiere und der Rasse. Meine Fragen wurden schnell beantwortet und mir wurde klar, dass ich die Bordeauxdoggen-Mix Welpen gerne ansehen würde. Also schrieb ich einen langen Text über mich, wie und wo der Welpe aufwachsen würde und dass er es gut bei mir haben würde. Wirkliches Interesse wer genau ich war bestand jedoch nicht, jedoch wurde mir gleich angeboten, doch einfach mal vorbeizuschauen. Okay dachte ich – dann treffen wir uns persönlich, ich kann mir die Welpen ansehen und ein wenig mit der Besitzerin sprechen.

Etwa eine Woche später fuhr ich mit meinem damaligen Partner zur angegebenen Adresse. Die Welpen wurden allerdings nicht in der Wohnung wo sie aufwuchsen gezeigt, sondern sie wurden aus dem Plattenbau auf die nahegelegene Wiese getragen/liefen teils frei hinter den Leuten her über den Parkplatz. Von der Mutter keine Spur. Auch Nachfrage hieß es, sie sähe nicht so gut aus und sei sehr dünn, man wolle nicht dass man schlechtes denkt. Okay, dachte ich, das klingt einleuchtend und wenn sie durch die Welpen geschwächt ist, lässt man sie sich vielleicht ein paar Minuten ausruhen. Schlimmes ahnte ich nicht.

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Lana mit 8 Wochen an ihren ersten Tagen bei uns

Meine nächste Frage galt nun der Rasse. Die „Züchterin“ sagte hier aus, dass der Vater laut Ordnungsamt eine reinrassige Bordeauxdogge sei, dies aber nicht stimme. Weiteren versuchen meinerseits, nachzuhaken welche Rassen denn nun mitgemischt hätten, wenn Bordeauxdogge nicht der Wahrheit entsprach, wich sie aus. Bis auf den Boxer konnte man zu dieser Zeit noch nicht viel bei den Kleinen erkennen, und schon garnicht als Hundeanfänger irgendetwas ahnen wenn man sich der Listenhund-Problematik garnicht bewusst ist. Geblendet von der Niedlichkeit der Welpen und ihrem gesunden Äußeren hatte ich derzeit jedoch keinen Zweifel, dass etwas nicht stimmte. Da mein damaliger Partner seine Hündin auch von privat bekommen hatte und sie kerngesund ist, hatte ich halso weiterhin keinerlei Bedenken und war froher Dinge.

Nun kam die Frage auf, welche der beiden freien Hündinnen ich nehmen wollte. Da die Kleinste der beiden recht dünn und kränklicher wirkte, nahm ich die dickere – meine Lana. Nach meiner Entscheidung strahlte einer der jungen Männer über das ganze Gesicht. Er konnte nun also die kleine Hündin behalten, die er bis zu diesem Zeitpunkt mitgepflegt hatte. Sie habe ihm damals auf seine Hose gemacht und das fand er so süß, dass er sie behalten wollte. Die kleine „Mini“ wurde von ihm später in Maila umbenannt. Mit 6 Monaten übernahm ich auch sie – in dem Wissen, dass sie sonst vermutlich entweder sofort gedeckt würde oder an keine vertrauenswürdige Person weitervermittelt worden wäre.

Nachdem vereinbart wurde, dass Lana mein Hund werden würde, wurde sie mir auf den Schoß gesetzt um sie zu begutachten. Etwa eine halbe Stunde später fuhren wir wieder nachhause. Tage später bekam ich eine Nachricht, mit der Frage ob ich Lana geimpft entgegennehmen möchte. Ohne Impfung würde sie 50€ weniger kosten. Ich blieb jedoch dabei, dass Lana neben der Entwurmung auch die erste Impfung der Grundimmunisierung bekommen sollte. Nun musste ich nachfragen, welches Futter Lana bis dahin bekommen hatte. Vom versprochenen „Starterpaket“ um die Umstellung für den Welpen zu erleichtern, war keine Rede mehr.

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Lana an ihrem ersten Tag bei uns

Am vereinbarten Tag der Abholung fuhr ich mit meiner Tante zur Adresse, wo wir Lana schon besichtigt hatten und nun abholen sollten. Statt uns hoch zu Bitten kam die Besitzerin mit Lana auf dem Arm aus dem Haus, drückte sie mir in die Hand, nahm das Geld und wünschte mir noch eine schöne Zeit mit dem neuen Familienmitglied. Ich erinnere mich noch, wie ich mich mit meiner Tante darüber unterhielt, dass Lana an diesem Tag furchtbar stank.

Da die Maus an diesem Tag genau 8 Wochen und 1 Tag alt war und sie erwähnt hatte, dass die meisten Welpen schon Tage zuvor abgeholt worden waren, war mir hier auch schon vor der Abholung bewusst, dass sie die Welpen nicht die vorgeschriebenen 8 Wochen bei der Mutter gelassen hatte wie es das Tierschutzgesetz verlangt. Ich hatte sie sogar mit der Ausrede hingehalten, dass ich vorher keine Zeit hatte, damit Lana statt mit 7 erst mit 8 Wochen zu mir kam.

Nach der Abholung war Wochenlang Ruhe. Schon in den ersten Tagen mit Lana wurde mir bewusst dass etwas mit ihr nicht stimmt. Ihre Leidensgeschichte findet ihr hier.

Warum genau bei mir damals die Alarmglocken nicht geklingelt haben, weiß ich nicht. Ich sah einfach die Welpen und wusste, Lana ist mein Hund. Es ist beinahe unheimlich, wie schnell ich und viele andere ahnungslose Käufer sich in der Situation getäuscht haben. Rückblickend hätte es von Grund auf anders ablaufen müssen:

  • seriöse Züchter inserieren nicht bei Facebook, Ebay o.ä., da die Nachfrage meist geklärt ist, bevor ein Wurf fällt. Auch werden keine Mischlinge produziert.
  • Welpen werden laut Tierschutzgesetz frühestens ab der 8. Lebenswoche abgegeben, alles andere ist unzulässig (außer es wurde mit einem Tierarzt abgesprochen, was hier jedoch nicht der Fall war)
  • es ist verboten, Listenhundwelpen unter falscher Rasse zu verstecken. Diesen Trick nutzen Vermehrer gern, um mehr Profit aus den Würfen zu schlagen (sie erfinden Moderassen oder angebliche Rassen, die garnicht in den Elterntieren stecken damit sie sich besser verkaufen), oder aber um die Welpen loszuwerden und die Auflagen zu umgehen. Mehr dazu lest ihr hier.
  • Es sollte mindestens die Mutter (besser beide Elterntiere) zum Ansehen bereitstehen und man sollte sich die Zuchtstätte anschauen dürfen!
  • ein guter Züchter stellt Fragen zum Verbleib des Welpen und den Lebensumständen des zukünftgen Besitzers. Nicht jeder bekommt einen Hund.
  • der Züchter gibt ein Starterpaket mit oder äußert sich mindestens darüber, welches Futter der Welpe normalerweise bekommt, da eine aprubte Umstellung bei Welpen schwierig sein kann.
  • Welpen sollten immer entwurmt, gechippt und geimpft abgegeben werden!
  • Besonders wichtig: Die Elterntiere sollten IMMER auf rassetypische Erkrankungen getestet worden sein (zB. HD/ED, PL)
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Lana mit 12 Wochen

Monate später begriff ich langsam, was ich getan hatte. Ich bekam ich Fotos der Mutter in einem mehr als kränklichen Zustand. Sie war total abgemagert, während die Welpen dort waren. Um wachzurütteln würde ich sie hier gern zeigen, bin mir aber bewusst dass es nicht meine Bildrechte sind und verzichte deshalb lieber darauf. In der nächsten Läufogkeit wurde dann die Geschichte aufgetischt, dass die Mutterhündin weggelaufen sei und nun wieder Welpen erwartet – in einem Alter von 1 1/2 Jahren das dritte mal! Noch dazu war es natürlich ganz zufällig wieder ein sehr hübscher Listenhundrüde der Freundin – ein Schelm wer Böses denkt!

Man kann quasi für die Mutterhündin von „Glück“ reden, dass sie nach dem dritten Wurf eine Gebärmutterentzündung bekam und endlich kastriert werden musste. Die nächste Hündin, die aus dem letzten Wurf ihren Platz einnehmen sollte musste abgegeben werden, da sich verschiedene Ämter mit den Umständen dort befassten und die Besitzerin die Abgabe als Auflage bekam. Diese kleine Hündin hat das Glück gehabt, ebenfalls mit einem Schwesterchen in einen guten Haushalt zu kommen. Somit ist nun also Ruhe. Trotzdem ist diese Geschichte leider kein Einzelfall.

Es tut mir bis heute in der Seele weh, dass ich so eine unkontrollierte Vermehrung unterstützt habe. Die Mutterhündin und die Welpen tun mir unheimlich Leid. Wer auf die Krankengeschichte meiner Hunde schaut, versteht sicher was ich meine. Besonders Maila hat es schlimm getroffen und ich hoffe, dass wir sie noch einige Jahre an unserer Seite haben dürfen. Hätte ich einmal vor dem Kauf nachgedacht und einen Rassehund gewählt so wie es geplant war, hätte ich dieses Leid nicht unterstützt und es wäre vielleicht kein dritter Wurf mehr gefallen. Denn: Angebot bestimmt die Nachfrage.

In den nächsten Tagen wird es weiterhin um das Thema Vermehrung und um die Frage „Rassehund oder Mischling“ gehen.